Veröffentlicht inSport

Wie Souleyman Sané die Herzen der Fans eroberte

Wie Souleyman Sané die Herzen der Fans eroberte

imago sportfotodienst _ imago stock&people-00043123-HighRes--656x240.jpg
Foto: Imago
Souleyman Sané war einer der ersten Schwarzen in der Bundesliga. In Wattenscheid eroberte er die Herzen der Fans und fand seine große Liebe. In 117 Erstligaspielen traf Sané 39 Mal, so viel wie kein anderer in der Wattenscheider Historie. Seine drei Söhne spielen nun im Schalker Talentschuppen.

Wattenscheid. 

Als Souleyman Sané die Pizzeria in der Wattenscheider Innenstadt betritt, springt der Besitzer auf und nimmt den Mann mit der schwarzen Hautfarbe und dem weißen Kapuzenpulli in seine Arme. „Samy, alter Junge, schön, dass du gekommen bist“, sagt er. Einige Stammgäste klopfen Samy auf die Schultern. Souleyman Sané kennt diese Reaktionen. Der gebürtige Senegalese ist einer der prominentesten Wattenscheider. Auch 13 Jahre nach seinem letzten Spiel für die SG kennt ihn fast jeder Wattenscheider. Sané ist der „Jahrhundertspieler“ der SG Wattenscheid. „Die Wahl war für mich eine große Überraschung“, sagt er, „immerhin haben so tolle Fußballer wie Hannes Bongartz, Carlos Babington oder Thorsten Fink das Wattenscheider Trikot getragen.“

In seinen insgesamt sechs Jahren für die SG (von 1990 bis 1994 und noch einmal von 1997 bis 1999) hat sich der Mann mit der Rastafigur in die Herzen der Wattenscheider Fußball-Fans gespielt. Sané war der Torjäger, ein wichtiger Bestandteil der vier erfolgreichsten Jahre in der Klubgeschichte, als die SG von 1990 bis 1994 einigen Bundesliga-Größen das Fürchten lehrte. Die beiden Siege mit 3:2 (1991) und 2:0 (1993) gegen den FC Bayern München sowie das 2:0 gegen den VfL Bochum (1992) wird nicht nur der heute 51-jährige Sané niemals vergessen. „Es waren unglaubliche Erlebnisse für uns alle“, sagt Sané, „möglich gemacht hat dies alles Klaus Steilmann. Er war wie ein Vater für uns. Ich konnte ihn jederzeit anrufen. Er hatte immer Zeit für mich.“

Torschützenkönig in Freiburg

Sané ist ein Weltenbummler, der in Wattenscheid heimisch geworden ist. In der senegalesischen Hauptstadt Dakar wurde er am 26. Februar 1961 geboren. Seine Eltern wanderten nach Frankreich aus, wo Sané für den Provinzklub FC Viry-sur-Seine kickte. Auch als er im Rahmen seines französischen Militärdienstes in Deutschland stationiert wurde und für den FC Donaueschingen die Fußballschuhe schnürte, deutete noch nichts auf seinen Aufstieg zu einem Publikumsliebling in der Bundesliga hin. Doch mit 24 startete er dann doch noch beim damaligen Zweitligisten SC Freiburg durch. Dort wurde er in der Saison 1987/88 als erster Ausländer Torschützenkönig.

1988 gab Sané dann endlich sein Bundesliga-Debüt. Beim 1. FC Nürnberg, für den er zwölf Treffer in 57 Spielen erzielte. Klaus Steilmann wurde aufmerksam auf den ebenso schnellen wie gefährlichen Stürmer und holte ihn 1990 nach Wattenscheid. In 117 Erstligaspielen traf Sané 39 Mal, so viel wie kein anderer in der Wattenscheider Historie.

Auch wenn Sané später noch in Innsbruck, Lausanne, Linz und Schaffhausen unter Vertrag stand. Nach seiner Karriere kehrte er in das Ruhrgebiet zurück. In Wattenscheid hatte er die meisten Fans, in Wattenscheid hat er viele Freunde und – seine große Liebe gefunden. Regina Weber beherrschte in den Achtziger Jahren die nationalen Wettkämpfe in der Rhythmischen Gymnastik und gewann als bisher einzige Deutsche als Dritte 1984 in Los Angeles eine olympischen Medaille.

Als Spielerberater tätig

Die drei Söhne des Ehepaars Sané/Weber sind wie ihre Eltern mit großem Talent gesegnet. Kim (17), Leroy (16) und Sidi (9) spielen beim FC Schalke 04. Werden sie so gut wie der Vater? Oder sogar noch besser? Samy Sané überlegt nicht lange vor der Antwort. Er weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er als Spielerberater tätig. „Sie sind sehr begabt“, sagt er, „aber Talent allein reicht nicht. Es ist noch ein weiter Weg nach oben.“

Im Gegensatz zu ihrem Vater haben die Sané-Brüder noch keine negativen Erfahrungen wegen ihrer Hautfarbe machen müssen. „Tony Baffoe und ich waren die ersten Afrikaner in der Bundesliga. Wir haben die Tür geöffnet“, sagt Sané, „am Anfang war es nicht so schlimm, weil ich die Beleidigungen gar nicht verstanden habe. Aber später musste ich mich einige Male zähmen.“ So wie 1991 im Pokal-Spiel gegen den Hamburger SV, als er im Achtelfinale von HSV-Fans mit Bananen beworfen und mit „Neger raus!“-Rufen sowie Affen-Lauten beschimpft wurde. In der 87. Minute gab Sané seine Antworten: Erst schoss er das Siegtor zum 2:1 für Wattenscheid, dann sagte er: „Nix Neger raus, HSV ist raus!“

„Hier fühle ich mich wohl“

In Wattenscheid ist ihm das natürlich nie passiert. Ist Wattenscheid seine Heimat? „Meine Heimat ist dort, wo ich lebe“, antwortet er, „hier ist meine Familie, hier zahle ich meine Steuern, hier fühle ich mich wohl.“