Recklinghausen.
Zelda Zonk: Marilyn Monroe wählte dieses Pseudonym, wenn sie inkognito sein wollte. In diese Anonymität war auch die gleichnamige Traberstute abgetaucht, nachdem sie sich vor zwei Jahren eine Verletzung zuzog. Schleimbeutelriss im Huf, laut Tierarzt das Karriereende.
Zu Beginn des Jahres diente sie nur noch als Begleitpferd und eskortierte ein junges Pferd auf der Transportfahrt zu Ralf Oppolis (47) Rennstall. Ihre Besitzer, das Ehepaar Peltier, hatten bereits einige Wochen zuvor zwei junge Pferde in Oppolis Obhut gegeben, die in seinem Trabrennstall in Recklinghausen zu Trabrennpferden ausgebildet werden sollen.
Ralf Oppoli gehört zu den letzten Trainer mit echter Ausbildungslizenz, die aufgrund ihrer Passion und zuverlässiger Pferdebesitzer vom Trabrennsport leben können. „Von meinem Vater habe ich gelernt wie man ein Pferd trainiert, ohne ihm zu schaden. Wie man es behutsam aufbaut und einsetzt.“
Von eben diesem übernahm Oppoli zum Ende der Jahrtausendwende den Rennstall. Auch was das Thema Rennen betrifft, trat Oppoli in die Fußstapfen des Vaters. Bereits mit 17 bestritt er sein erstes Rennen. „Um die 15 000 bin ich bislang gefahren“, sagt Oppoli. In knapp 1400 davon ist er als Sieger aus dem Sulky gestiegen.
Sie kommen nie zurück
Dann kam Zelda Zonk; und mit ihr die großen Siege. So bescherte sie Oppoli im traditionsreichen Cassirer-Rennen in Berlin seinen ersten bedeutenden Fahrererfolg seit dem Jahr 2000. „Als Zelda ankam, habe ich sie hier (Trabrennbahn Recklinghausen, Anm. d. Red.) herumgeführt. Bereits früh zeigte sich ihr Wille. Sie machte einen erstaunlich stabilen Eindruck“, so Ralf Oppoli.
So stabil, dass er die Stute in einer Wiederqualifikation gegen den aktuellen Deutschen Traberderby-Sieger Expo Express antreten ließ. Und das Unerwartete trat ein: Zeldas Huf hielt nicht nur, sie lieferte dem vier Jahre jüngeren Expo gar ein Duell auf Augenhöhe.
Die Zeit war gekommen, um die alte Sportweisheit „Sie kommen nie zurück“ zu widerlegen. Seit Zeldas Comeback im April lief sie zwölf Rennen. Sie gewann sieben davon. Bedeutet: Knapp 30 000 Euro an Preisgeldern. Zum Vergleich: Vor ihrer Pause lief sie im Jahr 2012 acht Rennen, und holte ein Preisgeld von „nur“ 3200 Euro. Diese Leistung spiegelt sich nun in ihrem Wert wider. Als Invalidin um die 2000 Euro wert, hat sich ihr Marktwert mittlerweile auf stolze 50 000 Euro gesteigert. „Von Seiten der Besitzerfamilie bestehen jedoch keinerlei Gedankenspiele, Zelda zu verkaufen“, sagt Oppoli; obwohl es nicht an Angeboten mangele.
Der gemeinsame Weg von Zelda Zonk und Ralf Oppoli ist noch nicht zu Ende. Zunächst erhält Zelda aber eine wohlverdiente Pause von vier bis sechs Wochen. Wenn sie wieder da ist, braucht sie sich im Gegensatz zu Marilyn Monroe fortan auch nicht mehr zu verstecken.