Karlsruhe.
Als Christian Blum bei den Deutschen Hallen-Leichtathletik-Meisterschaften in Karlsruhe über das gerade beendete Finale über 60 Meter erzählte, klang seine Stimme noch ein wenig rau. Und an der Rötung seiner Augen war zu erkennen, dass dieser Mann anstrengende Stunden hinter sich hatte. Für eine kurzfristige Entladung seiner Körperkräfte über 6,57 Sekunden reichte es dennoch. Diese 6,57 Sekunden machten ihn zum schnellsten Deutschen, denn der 27-Jährige vom TV Wattenscheid gewann bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten in Karlsruhe das Finale über 60 Meter.
„Am Freitagmorgen habe ich noch mit 38,5 Grad Fieber auf der Couch gelegen“, sagte Blum. „Es ist ein krasser Moment, dass ich kaum 24 Stunden später Deutscher Meister geworden bin.“ Immerhin ließ Blum im Finale nicht nur den Berliner EM-Zweiten in der Staffel, Lucas Jakubczyk (6,58 Sekunden), hinter sich, sondern auch seinen Wattenscheider Klubkollegen Julian Reus (6,61). So sehr sich Blum über seinen Titel freute, so enttäuscht war Reus. Der Mann, der im Sommer 2014 über 100 Meter den seit 1985 von Frank Emmelmann gehaltenen deutschen Rekord um eine Hundertstelsekunde auf 10,05 Sekunden verbesserte, hatte sich natürlich mehr ausgerechnet. „Ich glaube, Julian hat durch den Sturz von Patrick Domogala seinen Rhythmus verloren“, sagte Blum.
Sowohl Reus als auch Blum war im Vorfeld der Karlsruher Titelkämpfe zugetraut worden, einen weiteren alten deutschen Rekord zu knacken. Die schon 27 Jahre alte deutschen Hallenbestleistung von Sven Matthes verfehlte Blum allerdings um vier Hundertstelsekunden. „Es ist schön, dass ich immer nach dem Rekord gefragt werde“, schmunzelte Blum. „Aber das ist nie mein Ziel, wenn ich an der Startlinie stehe. Da müsste dann alles passen – von Schritt eins bis 29. Die drei, vier Hundertstel, die fehlen, sind noch knackig.“ In zwei Wochen kann Christian Blum bei der Europameisterschaft in Prag einen erneuten Anlauf nehmen: „Wenn ich gesund bin, kann ich noch schneller laufen.“
Moguenara gewinnt Weitsprung
Der TV Wattenscheid stellt nicht nur den schnellsten Deutschen über 60 Meter, sondern auch über 200 Meter. Robin Erewa hielt in 20,70 Sekunden die Konkurrenz in Schach. Vor einigen Wochen hatte er wegen einer Muskelverletzung noch gedacht, er müsse auf die Hallen-Saison verzichten. Sosthene Moguenara, die springende Wundertüte, zeigte in Karlsruhe, dass sie viel beständiger geworden ist. Die Wattenscheiderin kam zwar nicht an ihre Weltjahresbestweite (6,86 Meter) heran, aber mit 6,68 Metern gewann sie souverän den Weitsprung-Titel.