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„Verrückter“ Ägypter Massaad will zu Olympia 2012

„Verrückter“ Ägypter Massaad will zu Olympia 2012

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Adel Massaad sagt: „Ein bisschen verrückt musst du sein, sonst gewinnst du im Leben keinen Blumenpott!“ Das Ziel des früheren Mülheimer Tischtennis-Bundesliga-Spielers: Olympia 2012 in London.

Düsseldorf. 

Adel Massaad sagt: „Ein bisschen verrückt musst du sein, sonst gewinnst du im Leben keinen Blumenpott!“ Das Ziel des früheren Mülheimer Tischtennis-Bundesliga-Spielers: Er ist 46 Jahre alt und will 2012 bei den Olympischen Spielen in London für Ägypten starten.

Ein bisschen zu alt, oder?

Adel Massaad: Ob ich alt bin oder nicht, bestimme ich. Das lasse ich mir von keinem Menschen auf der Welt vorschreiben. Ich bin fitter als vor vier Jahren, als ich bei Olympia in Peking gespielt habe.

Finden das auch die Funktionäre, die über Ihren Start entscheiden?

Massaad: Natürlich sagen einige in Ägypten, der Massaad sei zu alt. Da kann ich nur antworten: Sollen sich doch alle Spieler mal das Trikot ausziehen, und dann wählen die Zuschauer, wer alt aussieht und wer nicht. Außerdem ist das gar nicht so dramatisch mit den Funktionären, denn die haben mir viel zu verdanken.

Was?

Massaad: Vor zwanzig Jahren habe ich im Finale der All African Games im Finale zwei Punkte geholt und dafür gesorgt, dass Tischtennis in Ägypten auf einmal im Fernsehen war und wieder populärer wurde.

Sie leben aber in Deutschland, die Ägypter erkennen Sie trotzdem?

Massaad: Einmal bin ich von Kairo zu den Pyramiden gefahren. Dort wollte ich mir eine Flasche Wasser kaufen, doch der Wasserhändler rief sofort meinen Namen, klopfte mir auf die Schulter und hat mir das Wasser umsonst gegeben.

Verblasst Ruhm nicht auch?

Massaad: Schon, aber die Ägypter haben mich zuletzt mal gefragt, ob ich nicht Nationaltrainer auf Honorarbasis werden möchte.

Aber Sie wollen lieber spielen?

Massaad: Richtig.

Sie haben mal gesagt, dass Sie in London im Modernen Fünfkampf starten wollen. Nicht mehr?

Massaad: Nein, die Idee ist abgehakt. Ich mache lieber das, was ich kann. Und das ist Tischtennis.

Ist die Qualifikation nicht zu schwierig?

Massaad: Nicht zu schwierig, aber schwer. Es wird viel härter als vor vier Jahren. Aus Afrika dürfen nur sechs Spieler zu Olympia, davon maximal zwei aus Ägypten. Ich muss es erstmal bis zu den All African-Games im Sommer in Mozambique schaffen, dort ist die letzte Qualifikation. Zum Test haben die Ägypter mich für die German Open Ende Februar in Dortmund gemeldet. Dort muss ich sie erstmal überzeugen, dass ich überhaupt noch spielen kann.

Glauben Sie ernsthaft, dort gewinnen zu können?

Massaad: Natürlich nicht, aber darum geht es auch gar nicht. Ich muss vor dem eigentlichen Turnier auch in die Qualifikation und hoffe, dass ich die packe. Am Ende geht es aber nicht um das Gewinnen, sondern um meinen Auftritt. Die Ägypter wollen sehen, ob ich zu dick geworden bin oder ob ich nicht mehr beißen kann.

Wann haben Sie zuletzt gespielt?

Massaad: Lange her, bei Olympia in Peking.

Spielen Sie nicht mehr im Verein?

Massaad: Ich bin beim Bundesligisten Jülich in der zweiten Mannschaft gemeldet, habe aber noch kein Spiel gemacht. Wenn ich die Funktionäre in Dortmund überzeugen kann, steige ich in Jülich wieder ein und bereite mich auf die Internationale Meisterschaft von Polen vor. Dann brauche ich Wettkampfpraxis.

Wieso sind Sie jetzt wieder so heiß auf Tischtennis?

Massaad: Weil ich fühle, dass ich das kann, und weil sich Tischtennis in meinem Sinn verändert hat. Die Sätze gehen nur noch bis elf, die Bälle sind größer geworden, und die Belege der Schläger langsamer. Optimal für Rentner.

Vielen Rentner tut schon beim Aufstehen alles weh.

Massaad: Bei mir war es genauso, bis jetzt ein Heilpraktiker bei mir einen Beckenschiefstand festgestellt hat, der mir mein Leben lang Probleme gemacht hat.

Ein Wunderheiler?

Massaad: Ach was, so was gibt es nicht, aber der Junge ist wirklich gut. E hat in seiner Praxis in Mülheim eine Art Rüttel-Liege, die aus Amerika kommt. Damit rüttelt er mich durch, und vom Orthopäden kriege ich Einlagen.

Damit wird es sofort besser?

Massaad: Nicht sofort, denn man muss vorsichtig sein. Nicht sofort alles auf einmal, Stück für Stück. Und selbst das tut am Anfang weh. Aber es lohnt sich, denn ich fühle mich wieder so geschmeidig wie seit Jahren nicht.

Und wenn es am Ende nicht klappt?

Massaad: Dann geht die Welt nicht unter, aber ich habe es wenigstens versucht.