Tom Brady spielte brillant wie immer: Drei Touchdowns hatte der Star-Quarterback der New England Patriots im Super Bowl gegen Außenseiter Philadelphia Eagles bereits geworfen – doch diesmal patzte der beste Spieler der Football-Geschichte im entscheidenden Moment. Zwei Minuten vor Schluss ließ er sich den Ball aus der Hand schlagen. Und so siegten die Eagles in Minneapolis nach einem denkwürdigen Offensiv-Spektakel mit 41:33 und holten sich ihren ersten Super-Bowl-Titel. Für Brady endete die achte Super-Bowl-Teilnahme bitter: Zum dritten Mal erlitt er eine Niederlage.
Zum gefeierten Star wurde Eagles-Quarterback Nick Foles. Der hatte die Saison als Ersatz hinter Carson Wentz begonnen und musste zusehen, wie Wentz die Eagles zu einer großartigen Siegesserie führte. Als die Play-off-Teilnahme bereits feststand, zog sich Wentz aber einen Kreuzbandriss zu – und Foles, der zuletzt 2013 eine gute Saison gespielt hatte, wurde zum Hoffnungsträger. Foles überzeugte in allen drei Play-off-Spielen, warf im Super Bowl drei Touchdowns und wurde zum wertvollsten Spieler gewählt (MVP).
Der 53-Mann-Kader der Eagles konnte vor dem Spiel insgesamt sieben Teilnahmen vorweisen – so viele wie allein Tom Brady. Dennoch ging der Underdog keineswegs nervös ins Spiel. Beide Mannschaften punkteten in ihrem ersten Drive mit einem Field Goal – zunächst traf Jake Elliott aus 25 Yards Entfernung zum 3:0 für die Eagles, dann glich Stephen Gostkowski aus 26 Yards aus. Nach knapp zehn Minuten stand es 3:3.
In den 20 Minuten bis zum Auftritt von Justin Timberlake folgte die erste Show der Quarterbacks. Zum ersten Mal in der Super-Bowl-Geschichte passten beide Quarterbacks über 100 Yards allein im ersten Viertel. Nick Foles begann mit einem 34-Yards-Pass auf Alshon Jeffery – der fing spektakulär: 9:3 für die Eagles. Beim Extrapunkt versagten Jake Elliott die Nerven; nicht der einzige Fehler eines Kickers in der ersten Hälfte.
Der nächste Drive endete mit dem nächsten Fehlschuss. Diesmal führte Brady sein Team mit einem 50-Yards-Pass auf Danny Amendola weit in die Eagles-Hälfte. Zu einem Touchdown reichte es nicht – aber zu einem Field-Goal-Versuch aus 26 Yards Entfernung, wie schon im ersten Viertel. Der Snap missglückte, Gostkowski traf nur den Pfosten. Es blieb beim 9:3 für die Eagles.
Die nutzten die Chance, aus einem knappen einen großen Vorsprung zu machen: Mit zwei starken Pässen auf Zach Ertz (19 Yards) und Alshon Jeffery (22 Yards) führte Foles die Eagles nach vorn, dann lief LeGarette Blount über 21 Yards in die Endzone – Touchdown: 15:3 für die Eagles.
Die Patriots benötigten nur sechseinhalb Minuten, um den Rückstand auf 12:15 zu verkürzen: Zunächst traf Gostkowski per Field Goal aus 45 Yards (6:15), dann erlief James White einen Touchdown (26 Yard, 12:15) – Gostkowski traf wieder nicht per Extrapunkt. Vor diesem Touchdown hatten die Patriots von einer Foles-Interception profitiert.
Den Eagles blieben nur 124 Sekunden, um den Spielstand wieder zu erhöhen – und das glückte: Foles hatte sich von seiner unglücklichen Interception schnell erholt. Corey Clement lief über 55 Yards bis auf acht Yards an die Patriots-Endzone heran. Nach wenige Augenblicke später standen die Eagles an der 1-Yard-Linie – und wagten einen Trickspielzug: Foles fing einen Pass von Trey Burton. Touchdown! Es war Foles‘ erster gefangener Karriere-Touchdown – zudem wurde er zum ersten Quarterback, der in einem Super Bowl einen Touchdown warf und selbst fing. Elliotts Extrapunkt saß – 22:12 zur Pause für Philadelphia.
Ein Zehn-Punkte-Rückstand zur Pause – nichts, was Brady und die Patriots verunsicherte. Vor einem Jahr hatten sie im Super Bowl gegen die Atlanta Falcons einen 3:28-Rückstand in viel kürzer Zeit noch aufgeholt. Dementsprechend selbstbewusst begannen sie das dritte Viertel. Dreimal passte Brady auf den in der ersten Hälfte nur selten eingebundenen Rob Gronkowski, einmal in der End Zone – schon stand es nur noch 19:22.
Deutete sich wieder so eine Aufholjagd an wie 2017 in Houston? Im Gegenzug zu den Falcons vor einem Jahr waren die Eagles in der Pause aber nicht eingeschlafen. Nick Foles fand Clement in der Endzone – sein zweiter Touchdown-Pass, diesmal über 22 Yards, führte zum 29:19; erneut verwandelte Elliott den Extrapunkt.
Doch die während der Saison so stabile Verteidigung der Eagles schaffte es einfach nicht, das Spiel zu beruhigen. Erneut dauerte es nur wenige Augenblicke bis zum nächsten Touchdown. Brady fand Chris Hogan in der Endzone, Gostkowski traf per Extrapunkt – 26:29. Die Zwischenbilanz nach dem dritten Viertel: 55 Punkte hatten sich die Teams schon erspielt, nur ein Punt war bis dahin nötig. Beide Abwehrreihen hatten noch keinen Sack geschafft. Und so begann auch das Abschlussviertel mit einem erfolgreichen Drive: Elliott verwandelte ein Field Goal aus 42 Yards Entfernung zum 32:26 für Philadelphia. Immerhin hatten sich die Kicker jetzt gefangen.
Das galt auch für das Duo Brady/Gronkowski. Im letzten Viertel waren sechs Minuten rum – da fand Brady Gronkowski zum zweiten Mal zum Touchdown. Gostkowskis Extrapunkt zum 33:32 saß: Zum ersten Mal an diesem Super-Bowl-Abend führten die Patriots. Der entscheidende Touchdown, um das Spiel zu drehen?
Nein. Auch diesmal zeigte sich Foles unbeeindruckt: Schnell standen die Eagles wieder an der Patriots-Endzone, dann fand Foles Tight End Zach Ertz – Touchdown. Um den Vorsprung auf sieben Punkte zu erhöhen, versuchten die Eagles eine Two-Point-Conversion. Vergeblich! Philadelphia führte nun mit 38:33, und das 2:21 Minuten vor Schluss.
Ein Spielverlauf ganz nach Bradys Geschmack: In 141 Sekunden das ganze Feld überwinden, mit einem Touchdown das Spiel entscheiden und wieder zum Football-Helden werden – 900 Millionen TV-Zuschauer dachten vermutlich, dass der Super Bowl so laufen würde. Doch Brady konnte einmal von seiner Offensive Line nicht geschützt werden. Er ließ sich von Brandon Graham den Ball aus der Hand schlagen – ein Fumble kurz vor Schluss.
Jake Elliott nutzte den Patzer zum entscheidenden Field Goal für die Eagles. Einmal betrat Brady noch das Feld und hatte knapp eine Minute. Insgesamt kam er auf 505 Yards, doch eine Hail Mary im letzten Spielzug brachte keinen Erfolg. Der Rest war grüner Jubel – und die Philadelphia Eagles flogen zur großen Super-Bowl-Party!