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Warum Sport1 die ungezogenen Mädchen braucht

Warum Sport1 die ungezogenen Mädchen braucht

Der Sender heißt „Sport1“ und das Programm „Sport Clips“. Ungezogene Mädchen demonstrieren mit fehlender Kleidung phantasievollen Namen wie Cheyenne Lacroix, dass der Sportbegriff durchaus dehnbar ist.

Essen/München. 

Der Sender heißt „Sport1“ und das Programm „Sport Clips“. Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden, ergeht also folgender Sicherheitshinweis: Gezeigt werden hier ab Mitternacht keinesfalls die Zusammenschnitte des letzten Bundesliga-Spieltags. Oder die spannendsten Finals der Tennis-Geschichte. Vielmehr demonstrieren ungezogene Mädchen mit fehlender Kleidung aber phantasievollen Namen wie Cheyenne Lacroix, dass der Sportbegriff durchaus dehnbar ist. Und dass ein TV-Sender seinen Namen nicht unbedingt zum Programm machen muss, sondern erkleckliche Teile seines Programmschemas auch mit Oben-Ohne-Kicken und Automarken-Quiz (drei Buchstaben, erster „B“, dritter „W“) füllen darf.

Von einem Spitzenplatz in der Zuschauergunst ist Sport1 mindestens so weit entfernt wie Schalke vom Meistertitel. Man ackert in der Liga der „Einprozenter“ und feiert eine halbe Million schon als Quotenkracher. Kein Zuckerschlecken, wenn man bedenkt, dass 78 Prozent der Zuschauer Branchenführer wie RTL und ARD einschalten und sich eine ziemlich unüberschaubare Meute um den Rest balgt.

Sport1 hat schon einige Versuche unternommen, dem Quotengetto zu entkommen. Gestartet als Nachfolger von Tele 5, das wiederum dem Musikkanal musicbox folgte, firmierte man lange unter dem Namen Deutsches Sportfernsehen (DSF). Vor Jahresfrist fusionierte das inzwischen im Besitz der Constantin Medien AG befindliche Unternehmen mit dem Online-Portal sport1.de und nannte sich fortan Sport1 – das Sportfernsehen.

Das Leben ist dadurch nicht unbedingt leichter geworden. Das Kernproblem lässt sich nämlich durch Namensänderungen nicht lösen. Sportrechte sind nun mal teuer, und Spartensender bekommen nur die Krümel ab. Sky bezahlt beispielsweise 250 Millionen Euro pro Jahr allein für die Bundesligarechte. Selbst Eurosport, direkter Nachbar im tiefen Tal der Quoten-Zwerge, kann als europäischer Senderverbund angeblich 350 Millionen Euro pro Jahr in den Erwerb von Übertragungsrechten investieren.

Sport1 stehen, so vermuten Branchenkenner, gerade mal zehn Prozent dieser Summe zur Verfügung. Dafür sind nicht gerade die Kracher im Angebot. Man verwaltet also den Mangel und zieht an Land, was die Großen nicht haben wollen. Das muss nicht immer schlecht sein. Live-Übertragungen der Zweiten Fußball­-Bundesliga etwa finden stets einen treuen Freundeskreis, und selbst Exoten wie Kite-Surfen, Darts oder Snooker stoßen zumindest bei Hardcore-Fans auf Interesse.

Abendfüllend ist das allerdings nicht unbedingt, und deswegen stellt sich beim Studium des Programmführers zuweilen eine leichte Lähmung ein. Nehmen wir etwa einen typischen Mittwoch. Morgens eine Quiz-Show, in der eine üppige Blondine deutsche Städtenamen abfragt, abends das Automagazin „Turbo“, gefolgt von der Doku-Soap „Die PS-Profis – mehr Power aus dem Pott“, auf vielfachen Wunsch gleich in einer Doppelfolge, und ein Magazin mit dem viel versprechenden Titel „Sport ist Mord“. Und ab Mitternacht natürlich, wie immer, die Sport Clips. Irgendwo muss das Geld ja herkommen.