Zweimal erfüllte sich der Wittener Ringer Mirko Englich seinen Olympia-Traum – 2008 gewann er in Peking sogar die Silbermedaille. Nun ist er schockiert, dass das IOC seine Sportart aus dem olympischen Programm streichen will. Wir haben mit Englich gesprochen.
Witten/Essen.
Seinen großen Olympia-Traum hat sich Ringer Mirko Englich gleich zweimal erfüllen dürfen: 2004 in Athen belegte der gebürtige Wittener, der zehn Jahre für den KSV Witten in der Bundesliga rang, den 11. Platz. 2008 in Peking gewann er die Silbermedaille. 2016 in Rio soll das Ringen letztmalig olympische Disziplin sein – so will es das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Herr Englich, wie beurteilen Sie die Entscheidung des IOC, das Ringen aus dem olympischen Programm zu streichen?
Mirko Englich: Es scheint, dass das IOC in der Moderne angekommen ist. Das Ringen ist eine der ältesten Sportarten überhaupt. Tradition, aber auch die Bedeutung dieses Sports für die Gesundheit spielen wohl keine Rolle mehr. Dass es sich um eine Marktgruppen orientierte Entscheidung handelt, zeigt allein schon, dass Golf 2016 olympisch werden soll. Es geht nur noch um finanzielle Interessen. Ich bin absolut schockiert.
Welche Folgen kann die IOC-Entscheidung für Ihren Heimatverein, den KSV Witten, haben?
Englich: Das lässt sich momentan noch gar nicht abschätzen. Die Förderungen für die Ringer-Bundesliga sind ja relativ gering. Für junge Leute jedenfalls bietet sich ein Anreiz weniger zu ringen. Mein Sohn ist neun und begeisterter Ringer. Sein großer Traum ist es, wie der Papa mal zu Olympia zu gehen. Ich glaube, ich werde ihm von der Entscheidung erst mal nichts erzählen.
Wollen Sie und Ihre Frau Yvonne 2016 noch einmal die Chance nutzen, an Olympischen Spielen teilzunehmen?
Englich: Nein. Das Alter spricht dagegen. Aber der Deutsche Ringer-Bund plant auch nicht mehr mit uns. Das haben wir im Internet gelesen. Persönlich gesagt hat uns das niemand. Eigentlich wollte ich 2013 noch an den Europameisterschaften teilnehmen und meinen Nachfolger als Sparringspartner auf die WM vorbereiten, doch das ist vorbei.
Wie populär ist das Ringen in Deutschland eigentlich noch?
Englich: Die Popularität ist in den vergangenen zehn bis 20 Jahren gleich geblieben. In Witten waren in der Bundesliga etwa 600 bis 1000 Zuschauer, bei meinem letzten Kampf in Nendingen etwa 2000 und bei den Finalkämpfen der Bundesliga mehr als 4000.
Erwarten Sie, dass künftig das Interesse am Ringen durch die Fehlende Präsenz bei Olympia nachlässt?
Englich: Das Ringen genießt ja so schon nicht die größte Medienpräsenz. Bei Olympia war das etwas anders, weil sich da nicht alles auf den Fußball konzentriert. Für das Ringen bricht so eine ganz wichtige Plattform weg.