Jochen Holzschuh ist der Trainer, bei dem ausgemusterte Pferde wieder aufblühen. In Gelsenkirchen zeigt er, was er kann.
Essen.
Dass Jochen Holzschuh kein Kind des Ruhrgebiets ist, hört man sofort. Er verschluckt Silben und verschlingt Wörter, wie es nur ein Schwabe macht. „Ich komme von der Schwäbischen Alb“, erklärt er. Eine Region, die für Trabrennen so bekannt ist wie das Ruhrgebiet für Maultaschen. Trotzdem infizierte sich der 40-Jährige in seiner Heimat mit dem Trabervirus, zog in den Westen und gehört derzeit mit neun Rennsiegen zu den erfolgreichsten Fahrern auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn.
Dort steht er auch am Donnerstag (Rennbeginn 18.30 Uhr) wieder am Start. „Gelsenkirchen ist die härteste Bahn in Deutschland“, sagt er, „dass ich am Ende der Saison auch noch da oben in der Fahrerwertung stehe, ist eher unwahrscheinlich.“
Dennoch genießt er den Erfolg. 30 Pferde trainiert er auf der Columbus Ranch in Dülmen. Doch der Pferdewirt kennt auch die Schattenseite des Geschäfts. „Vor eineinhalb Jahren wollte ich alles an den Nagel hängen“, erzählt er. Damals lebte er außerhalb von Mönchengladbach und trainierte dort fünf Pferde. Fünf. „Damit kann man nicht leben“, sagt Holzschuh, „zum über Wasser halten braucht man mindestens zehn.“
Fast wäre alles vorbei gewesen
Obwohl die Pferde Erfolge feierten, blieben neue Traber aus. Holzschuh sah sich zum Aufgeben gezwungen. Er wollte wieder zurück in seinen alten Schreiner-Beruf. Sogar Bewerbungen hatte er schon geschrieben.
Doch dann klingelte das Telefon. Die Besitzerin der Ranch in Dülmen rief an, machte ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen konnte. „Wir hatten schon vorher mal Kontakt gehabt, da hatte es aber nicht gepasst“, sagt Holzschuh. Diesmal passte alles. Holzschuh zog mit seinen Pferden nach Dülmen. „Als der Wechsel bekannt wurde, kamen immer mehr dazu – jetzt sind es 30“, sagt Holzschuh stolz. Einen Namen hatte er sich nämlich bereits gemacht. Mit Blits Buitenzorg stellte er 2013 das Gelsenkirchener „Pferd des Jahres“. Mittlerweile wurde die Stute verkauft und läuft in Schweden – mit Erfolg. „Das freut mich sehr“, sagt er.
Es sind vor allem ältere Pferde, die Holzschuh bekommt. Pferde, die woanders bereits ausgemustert wurden. Endstation Holzschuh. Man sagt: Gib sie zu ihm, entweder da werden sie noch was oder nicht. Bei ihm blühen die Tiere auf.
Das Geheimnis seines Erfolges? „Die Koppeln sind groß, die Pferde können viel relaxen, und ich merke, wenn sie bereit zum Arbeiten sind“, erklärt Holzschuh. Natürlich gebe es immer den Vorwurf: Ohne Medikamente geht es nicht. „Hafer, Heu und gutes Zusatzfutter – Ich brauche nichts zu spritzen“, sagt er, „aber ich weiß, dass das keiner glaubt.“ Selbst sein Vater, der erst kürzlich verstarb, habe ihm anfangs nicht geglaubt. Bis er sich überzeugt hat. „Er war so mächtig stolz, hat zu Hause allen erzählt, wie gut es bei mir läuft“, sagt Holzschuh. Nach den schweren Zeiten ist auch er zufrieden: „Mein Ziel ist es jetzt, unter die Top-Ten-Fahrer Deutschlands zu kommen.“