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Hochspringerin Ariane Friedrich hat 24 Kilogramm abgenommen

Hochspringerin Ariane Friedrich hat 24 Kilogramm abgenommen

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Foto: firo
17 Monate nach der Geburt ihrer Tochter will die Rekordhalterin bei der DM wieder vorne mitspringen. Der Weg bis dorthin war schwer genug.

Essen. 

Ortstermin. Diese Frau überlässt nichts dem Zufall. Ariane Friedrich ist mit ihrem Trainer Günter Eisinger nach Leipzig gefahren. In der Arena, in der am Samstag und Sonntag bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten die Titel vergeben werden, will sie schon mal testen, wie sie mit der Hochsprunganlage zurecht kommt. Die Nervosität nimmt zu, das Wettkampffieber steigt. Insgesamt 31 Monate lang hat sie erst wegen einer Knieverletzung, dann wegen der Geburt ihrer Tochter Amy pausiert. Jetzt ist sie wieder zurück. In Leipzig will sie um den Titel mitspringen.

Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein schwerer Weg zurück. Leichtathletik-Fans kennen die heute 32-jährige Ariane Friedrich als etwas flippige Athletin, die extrovertierte Auftritte ebenso liebte wie häufig wechselnde Haarfarben. Wenn sie federleicht über die Latte floppte, wirkte sie fast schon ein wenig zerbrechlich. Wer hoch springen will, muss auf seine Pfunde achten. Jedes Gramm zu viel kostet Höhe, jedes Gramm zu wenig Substanz. 58 Kilo, das war für Ariane Friedrich bei einer Größe von 1,79 Metern das Idealgewicht, mit dem sie am 14. Juni 2009 den Deutschen Freiluftrekord von Heike Henkel auf 2,06 m steigerte, mit dem sie einige Wochen später bei der WM in Berlin die Bronzemedaille gewann.

Vor der Geburt ihrer Tochter Amy im September 2014 hat sie 82 Kilo gewogen. Und als sie nach einigen Monaten wieder an Leistungssport dachte, zeigte die Waage immer noch 71 Kilo an. „Es war richtig schwer“, sagt Friedrich. „Einige Pfunde waren sehr hartnäckig. Aber dann haben wir uns doch voneinander getrennt.“

Friedrich hat ihre Idealform noch nicht zurück

58-82-58, so lautete Friedrichs Zielformel. Und mit enormer Selbstdisziplin und großem Trainingsfleiß hat sie die Fettmasse abgebaut und stattdessen die Muskeln aufgebaut. Das Idealgewicht ist zurück, die Idealform noch längst nicht. „Das ist völlig normal“, sagt ihr Trainer Günter Eisinger. „Es ist schön zu sehen, wie sie sich von Tag zu Tag verbessert.“

Geduld ist angesagt. Nicht gerade die Lieblingsdisziplin der Ariane Friedrich. Aber der Körper nimmt sich, was er braucht. Und das ist zunächst mal Zeit. „Ich fühle mich im Moment wie ein Formel-1-Renner“, sagt Ariane Friedrich. „Die Teile im Motor sind alle bereit. Die PS-Zahl unter der Haube stimmt, doch ich bekomme sie noch nicht auf die Straße.“

Friedrich peilt erst mal 1,90 Meter an

Zwei Aufbau-Wettkämpfe hat sie bereits hinter sich. 1,88 und 1,87 Meter: Platz zwei der deutschen Jahresbestenliste hinter Marie-Laurence Jungfleisch (1,94 m). Nicht schlecht, aber nicht der Maßstab einer Springerin, die schon 32 Mal die Zwei-Meter-Marke überquert hat. „Ich wäre nicht Ariane Friedrich, wenn ich nicht bei der Deutschen Meisterschaft gewinnen will“, gibt sie zu. „Aber klar, Marie-Laurence muss einen schlechten und ich einen sehr guten Tag erwischen. Zunächst mal sollen die 1,90 Meter und ich wieder Freunde werden.“

Hochspringen verlernt man nicht. Das ist wie Fahrradfahren. Ariane Friedrich muss nur die bekannten Muster wieder beleben. Dem Problemknie hat die Pause gut getan. Aber manchmal muss sie doch kürzer treten. „Ich habe eine tolle Tochter“, sagt die stolze Mutter. „Aber von Zeit zu Zeit bringt sie ein Monstervirus aus der Kita mit, das ich mir dann auch einfange.“

Friedrich ist mit dem Sport noch nicht fertig

Mit Hilfe ihres Lebenspartners, dem viermaligen Bob-Olympiasieger Andre Lange, und einer Freundin bekommt sie den Spagat zwischen Mutter-Rolle und Hochleistungssportlerin hin. „Für mich ist der Sport schon noch lebenswichtig. Aber mein Kind ist wichtiger“, sagt sie.

An Rücktritt hat sie ernsthaft nie gedacht. Sie ist nach eigenen Worten mit dem Sport noch nicht fertig. Als sie 2012 bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele über den Rasen ging, hatte sie ein „Hochgefühl“, obwohl sie vorher das Finale verpasst hatte. „Das will ich noch mal haben“, sagt Ariane Friedrich. „Im Sommer in Rio.“