Frank Christian startet am Mittwoch im Skoda-Team beim ersten WM-Lauf des Jahres als Beifahrer von Sepp Wiegand. „Besser geht es tatsächlich nicht“, sagt der Oberhausener. „Die Monte ist schließlich die Mutter aller Rallyes, ein Mythos.“
Essen.
Die Telefonverbindung rauscht, Frank Christian steht im Hotelaufzug. Der 28-Jährige Oberhausener startet Mittwoch bei der Rallye Monte Carlo: Er sitzt als Beifahrer im 270-PS-starken Skoda Fabia S 2000 von Sepp Wiegand, ein neues deutsches Profi-Team.
Erwischen wir Sie in Monte Carlo bei den Reichen und Schönen?
Frank Christian:
Nein, ich bin zwar schon in Frankreich, aber noch nicht in Monte Carlo. Ich bin in einem Hotel in Valence. Das ist eine Stadt etwa vier Stunden von Monte Carlo weg, aber hier beginnt die Rallye und dann führt sie durch die Berge ans Mittelmeer.
Fliegen Sie zum Start einer Rallye oder fahren Sie mit dem Auto hin?
Christian: Wir sind mit dem Auto hin.
Mit Ihrem Rallye-Auto?
Christian: Nein, das bringt das Team mit nach Frankreich und stellt es rallyefertig vor die Tür. Für die Anreise hat uns das Werk einen normalen Straßenwagen zur Verfügung gestellt. Und es gibt noch ein weiteres Auto, mit dem wir in den vergangenen Tagen die Sonderprüfungen zum Test abgefahren haben.
Das klingt nach einem Luxus, den Sie bisher als Privatfahrer noch nicht kannten.
Christian: Ja, einsteigen und losfahren, das ist schon ein anderes Niveau als bisher. Es fühlt sich sehr gut an, aber ich setze mich auch unter Druck. Wir kriegen alles hingestellt, da sollten wir Leistung abrufen.
Sitzt es sich anders in einem Werksauto als in ihren bisherigen Autos?
Christian: Man merkt sofort, dass Profis das Auto vorbereitet haben. Alle Schalter, alle Armaturen sind am richtigen Ort. Als ich zum ersten Mal den Gurt angelegt habe, war ich sofort zuhause.
Sie sind Student, wie sind Sie in ein Profi-Team gerutscht?
Christian: Das ging ganz schnell. Der Anruf kam im November, Skoda suchte einen Beifahrer für Sepp Wiegand. Der Beifahrer sollte vom Alter her zum Sepp passen, der ja erst 22 ist. Zugleich sollte er aber schon jede Menge Erfahrung haben.
Schwierig mit nicht einmal 30 Jahren, oder?
Christian: Ach, eigentlich nicht. Ich war zum ersten Mal Beifahrer bei einer Rallye, als ich 15 Jahre alt war. Natürlich wollte ich dann mit 18 auf den Fahrersitz, aber offensichtlich habe ich mich als Beifahrer nicht allzu dumm angestellt. Fahrer aus ganz Deutschland riefen an und wollten mit mir fahren, also bin ich Beifahrer geblieben. Und jetzt bin ich eben bei den Profis gelandet.
Christian hat sich an der Dortmunder Uni freistellen lassen
Passen Student und Werksteam zusammen oder werden Sie bald Vollprofi?
Christian: Ich überlege noch. Ich habe mich für ein Jahr an der Dortmunder Universität freistellen lassen. Wir sollen für Skoda zunächst sieben WM-Läufe fahren, und dafür brauche ich einen freien Kopf. Aber ich studiere Fahrzeugtechnik und bin im elften Semester. Da steckt schon eine Menge Schweiß drin, ich würde das also auch gerne zu Ende bringen.
Haben Sie Angst, wenn Sie zum ersten Mal zu einem neuen Fahrer ins Auto steigen?
Christian: Angst nicht, aber am Anfang ist ein mulmiges Gefühl dabei, und ich beobachte genau, was der Mann am Steuer so macht. Beim Sepp habe ich schon nach zehn Kilometern gewusst: Der setzt uns schon nicht vor die Mauer.
Sie rasen durch die Kurven und müssen dabei noch Karten lesen.
Wird Ihnen dabei nicht schlecht?
Christian: Ist mir noch nie passiert. Wahrscheinlich bin ich zum Glück von Geburt an gegen die Übelkeit resistent.
Ihr erster Einsatz in einem WM-Lauf ist ausgerechnet bei der Rallye Monte Carlo. Besser geht’s nicht, oder?
Christian: Besser geht es tatsächlich nicht. Die Monte ist schließlich die Mutter aller Rallyes, ein Mythos.
Haben Sie Sorge vor den verrückten Fans, die dicht an der Strecke stehen und erst in letzter Sekunde zur Seite springen?
Christian: In meinen bisher zwölf Jahren in Rallye-Autos habe ich das noch nicht erlebt. Ich denke, das wird es auch bei der Monte nicht geben, die Sicherheitsbestimmungen sind schärfer geworden. Aber ich kenne die Bilder, als die Fans vor 20 Jahren in Portugal auf der Strecke noch den Wagen von Walter Röhrl berühren wollten.
Welches Auto fahren Sie privat?
Christian: Lange gar keins. Ich hatte mal einen Polo, aber den habe ich vor langer Zeit abgegeben. Wenn ich mal ein Auto brauchte, konnte ich das von meinen Eltern nehmen. Durch die Unterschrift beim Werksteam habe ich allerdings seit kurzem einen Firmenwagen vor der Tür stehen.
Wie viele Punkte haben Sie in Flensburg?
Christian: Keine. Ich hatte mal welche, die sind aber abgebaut. Kurioserweise habe ich die gesammelt, als ich noch im Zivildienst als Fahrer unterwegs war.