Witali Klitschko brennt auf einen erneuten Kampf gegen Dereck Chisora. Doch Klitschko bekommt Chisora nach Aussage seines Managers Bönte nicht vor die Fäuste. Chisora werde wohl erstmal gesperrt und wäre für einen WM-Rückkampf keine Option. Zudem müsse Klitschko seine Verletzung auskurieren.
Hamburg.
Der ‚Fall Dereck Chisora‘ lässt Witali Klitschko nicht in Ruhe. Der emotional
aufgewühlte Schwergewichts-Weltmeister würde den britischen Skandalboxer am
liebsten noch einmal vor die Fäuste bekommen und dann richtig bestrafen. ‚Mein
Verstand sagt mir, dass ich ein Rematch nicht benötige. Aber mein Ego, mein
tiefes, inneres Ich sagt mir ganz deutlich, dieser Mann braucht von mir noch
eine richtige Bestrafung. Ich möchte ihn im Ring k.o. schlagen. Diese Rechnung
ist noch offen‘, sagte der 40-Jährige der Tageszeitung Die Welt. Das gleiche
gelte für David Haye.
Manager erteilt Rückkampf Klitschko gegen Chisora eine Absage
Doch dies wird wohl nur ein frommer Wunsch bleiben. ‚Ein Rückkampf
ist absolut undenkbar, den wird es nicht geben. Damit befassen wir uns nicht‘,
sagte Bernd Bönte dem SID. Der Manager der beiden Klitschko-Brüder bringt
angesichts der skandalösen Vorfälle am Rande der erfolgreichen Titelverteidigung
gegen Chisora am vergangenen Samstag in München Verständnis für den alten und
neuen WBC-Champ auf. ‚Natürlich ist Witali emotional betroffen. Aber so ein
Kampf ist kein Thema, wir werden Chisora keine weitere Plattform bieten‘, führte
Bönte aus.
Auch aus einem anderen, ganz einfachen Grund könne es nicht zu einem
zweiten Duell Witali Klitschko gegen Chisora kommen. ‚Im nächsten Monat findet
in London eine Anhörung statt. Dann wird er sicher neun bis zwölf Monate
gesperrt. Zudem fällt er nach der Niederlage aus den Top 15 der WBC-Rangliste
raus und müsste sich erst wieder hochboxen‘, sagte Bönte. Erste Priorität habe
nun erst einmal, dass Witali Klitschko seinen Sehnenanriss in der Schulter
ausheile. ‚Jetzt stehen sechs, sieben Wochen konservative Behandlung sowie Reha
in Hamburg und Kiew an. Dann werden wir weitersehen‘, sagte Bönte.
Wie lange Witali Klitschko noch boxt, ist fraglich
Zudem sei noch offen, wie lange Witali überhaupt noch boxe. Klitschko
tritt in diesem Jahr bei der Bürgermeisterwahl in Kiew an. Er hatte angekündigt,
bei einem politischen Sieg die Box-Handschuhe sofort an den Nagel zu hängen.
Dann bliebe nur noch die Möglichkeit, dass sich sein Bruder Wladimir des Falles
Chisora annehme. ‚Das könnte ich mir schon eher vorstellen‘, sagte Bönte dazu.
Wladimir Klitschko war von Chisora unmittelbar vor dem Kampf seines Bruders im
Ring mit Wasser bespuckt worden und hat damit auch noch eine persönliche
Rechnung mit dem Briten offen.
Nach dem Kampf war es dann sogar noch dicker gekommen. Chisora und
Ex-Weltmeister Haye, der bei dem WM-Kampf überraschend als TV-Experte vor Ort
war, hatten bei der Pressekonferenz für einen gewaltigen Skandal gesorgt. Die
Beiden lieferten sich nach gegenseitigen Provokationen eine handfeste
Schlägerei. Beiden drohen lange Sperren durch den britischen Boxverband, wobei
sich Haye seit Oktober 2011 offiziell im Ruhestand befindet.
Haye hat sich den Zutritt zur Halle vor Schlägerei mit Chisora erschlichen
Dass sich Haye überhaupt Zutritt in die Halle verschafft hatte, war
so nicht geplant. ‚Sein Management hatte wegen eines Tickets angefragt, wir
haben aber abgelehnt. Dann erfuhren wir plötzlich, dass er über die BBC und
BoxNation eine Journalisten-Akkreditierung bekommen hat‘, schilderte Bernd Bönte
die Situation und wies damit Spekulationen über eine angebliche Inszenierung der
Vorfälle zurück.
Klitschkos Trainer Fritz Sdunek empfand unterdessen die Prügelszenen,
bei denen Haye unter anderem mit einem Kamerastativ zuschlug, nicht brutaler als
Zwischenfälle in anderen Sportarten. ‚Wenn man Leuten mit Fußballschuhen ins
Gesicht tritt, ist das auch nicht gerade angenehm. Wir müssen uns doch nur jede
Woche die Bundesliga angucken, was wir da alles für Problemfälle sehen, oder
beim Eishockey, wenn die sich die Schläger über den Kopf ziehen‘, sagte der
64-Jährige im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Dadurch seien diese
Sportarten ‚doch erst populär und interessant‘.
Klitschko-Trainer Sdunek bezeichnet Chisora als „schlecht erzogen“
Er kenne vom Sportler Chisora auch dessen disziplinierte Seite, so
Sdunek: ‚Er ist nun mal ein schlecht erzogener Junge. Ich kenne ihn anders, als
ihn mal als Sparringspartner im Camp hatte, da hat er toll mitgearbeitet.
Deshalb bin ich jetzt bitter enttäuscht, wie man sich so benehmen kann.‘