Die Karriere des teuersten Dressurpferdes der Welt ist beendet: Totilas wird nicht mehr in den Sport zurückkehren.
Berlin.
Eine der schillerndsten Karrieren im Dressursport ist beendet. Vier Tage nach dem Aus bei der Europameisterschaft in Aachen wurde der längst überfällige Schritt vollzogen und das Karriere-Ende von Totilas auch offiziell bekanntgegeben. Das Leiden hat damit eine Ende, das mit großen Hype vermarktete Pferd darf endgültig auf die Weide und wird vielleicht noch in der Zucht eingesetzt.
Das teuerste Dressurpferd der Welt war besonders verletzungsanfällig, fiel seit dem Wechsel aus den Niederlanden nach Deutschland immer wieder aus. Nun gab die Besitzergemeinschaft aus der Familie Linsenhoff-Rath und Paul Schockemöhle am Dienstag das Ende bekannt. „Seine Verletzung wird auf dem Schafhof in Ruhe ausheilen und ihm dabei einen sanften Übergang in den sportlichen Ruhestand bescheren“, hieß es in einer Mitteilung.
Sportliche Karriere unter keinem glücklichen Stern
„Diese Entscheidung ist der Familie gewiss schwer gefallen, aber wir halten diesen Schritt für klug und richtig“, sagte FN-Sportchef Dennis Peiler in einer Verbands-Mitteilung. „Leider stand die gemeinsame sportliche Karriere von Matthias Alexander Rath und Totilas von Beginn an unter keinem glücklichen Stern.“
Paul Schockemöhle und Raths Stiefmutter Ann-Kathrin Linsenhoff hatten den Hengst 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro aus den Niederlanden nach Deutschland geholt. Zuvor hatte Totilas mit Edward Gal dreimal Gold bei den Weltmeisterschaften in den USA gewonnen und mehrere Weltrekorde aufgestellt. Er galt als Wunderpferd.
Mit großen Hoffnungen und viel Pomp wurde das Pferd im Herbst vor fünf Jahren in Mühlen auf dem Hof von Schockemöhle präsentiert. Die Pferdebesitzer und der Reiter hofften auf ähnlich viele Medaillen wie unter dem niederländischen Ausbilder.
Tassen und T-Shirts mit seinem Namen bedruckt
Diese Erfolge konnte Rath mit dem Pferd allerdings nicht erzielen. Ein internationaler Titel blieb dem Paar verwehrt. Nur bei der EM 2011 und nun 2015 startete das Duo für Deutschland. In der fünfjährigen Partnerschaft war das Pferd sehr häufig verletzt, so dass lediglich Titel bei den deutschen Meisterschaften und Siege beim CHIO in die Erfolgsbilanz des neuen Reiters einflossen.
Angesichts des Preises und des Marketing-Aufwandes der ersten Jahre nach dem teuren Transfer ist das eine klägliche Ausbeute. Tassen und T-Shirts wurden schon mit dem klangvollen Namen bedruckt, bevor es einen großen Erfolg geben konnte. Nicht nur der Springreiter Ludger Beerbaum hatte das kritisiert.
Bei der EM in Aachen wurde das Pferd am Freitag wegen eines Knochenödems vor den Einzelwettbewerben zurückgezogen. Dass Totilas überhaupt an den Start ging, wurde heftig kritisiert. Der Verband, die Verantwortlichen und der Reiter gaben dabei kein gutes Bild ab. In der Hoffnung auf Gold wurde Totilas ins Viereck geschickt, doch das gewagte Experiment scheiterte.
Angesichts des Ablaufs in Aachen war klar, dass Totilas auch im Falle einer Genesung auf keinen Fall ein Kandidat für die Olympischen Spielen in Rio 2016 werden könnte. Das dürfte der entscheidende Grund gewesen sein, dass das kostspielige Experiment nun abgebrochen wurde.
Etwas Geld lässt sich mit Totilas nach dem sportlichen Aus noch verdienen. „Soweit möglich wird er weiterhin als Deckhengst über die Hengststation Schockemöhle für die Zucht zur Verfügung stehen“, teilten die Besitzer mit. (dpa)