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Jörg Hafer – Ein Hertener Traber auf dem Weg zur WM

Jörg Hafer – Ein Hertener Traber auf dem Weg zur WM

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Deutschlands Amateur-Champion Jörg Hafer kommt aus Herten und war schon im Alter von vier Jahren auf der Rennbahn zu Hause. Jetzt bereitet er sich auf die WM in Finnland vor.

Herten. 

Jörg Hafer hatte keine Chance. Der Virus hatte ihn infiziert, als er noch nicht einmal „Trabrennen“ sagen konnte. Aufgewachsen auf dem Hof der Familie in Recklinghausen, war er täglich umgeben von Pferden. Als er drei oder vier Jahre alt war, nahm ihn sein Großvater zum ersten Mal mit auf die Rennbahn. Sein Vater Horst saß im Sulky, der kleine Jörg spielte Glücksbringer. „Mein Vater war ein erfolgreicher Amateurfahrer“, erzählt Hafer. Und seitdem ließ ihn der Sport nicht mehr los.

Heute ist Jörg Hafer selbst der beste Amateurfahrer Deutschlands. 2013 gewann er zum dritten Mal nach 2003 und 2012 das Championat der Amateurfahrer. Im Juli fliegt er nach Finnland zur Weltmeisterschaft. 1285 Siege hat er bislang eingefahren, 2014 will er nicht nur seinen Titel verteidigen, sondern auch die 1300 voll machen. Nächster Schritt dorthin: Beim Renntag am Sonntag in Gelsenkirchen (13.30 Uhr) startet er in drei der zehn Rennen.

Erfahrung und Fingerspitzengefühl

Sein jüngster Sieg ist typisch für ihn. Mit Lincolns Crown startete er in Dinslaken. Die Anweisung des Trainers: sofort durchstarten! „Vor dem Start habe ich aber gemerkt, dass mehrere andere Pferde den Zug an die Spitze hatten, also habe ich ihn zurückgehalten“, sagt Hafer. Kurz vor der Schlussrunde lagen Hafer und Lincolns Crown an letzter Position. Doch vorne fielen die ersten langsam zurück. Hafer sah seine Chance und schnalzte mit der Zunge. Den Rest besorgte Lincolns Crown. Es ist die Erfahrung von über 7000 Rennen und sein Fingerspitzengefühl, das Hafer auch mit Außenseitern erfolgreich macht.

Der 54-Jährige sitzt in seinem Büro im Keller seines Hauses. Es ist ruhig, eine Einfamilienhaus-Siedlung in Herten. Pferde gibt es nur auf Fotos und als Fensterbankfiguren. „Meine Tiere stehen bei ihrem Trainer in Weeze“, sagt er. Unten im Keller geht es nur ums Geschäft. Hafer ist Inhaber einer Versicherungsagentur. Sein Spezialgebiet: die Versicherung von Rennpferden.

Er fährt auch für Klaus Fichtel oder Hannes Bongartz

Warum er nie Profi geworden ist – so wie sein Bruder Dirk, der in Norddeutschland für die Besitzerin Marion Jauß arbeitet? „Ich bin ein guter Fahrer, aber ich weiß nicht, ob ich ein guter Trainer geworden wäre. Man muss quasi aus einem Esel einen Spitzensportler formen. Ich weiß nicht, ob mir das gelungen wäre“, sagt er, „und ich liebe meinen Beruf. Das Trabrennen zwar auch – aber bei jedem Wetter, jeden Tag mit den Tieren zu trainieren, das wollte ich einfach nie.“

Hafer fährt für viele Besitzer – darunter bekannte Namen wie Klaus Fichtel oder Hannes Bongartz. Die Begegnung mit den ehemaligen Fußballern des FC Schalke 04 ist für Dauerkaten-Besitzer Hafer etwas Besonderes: „Das sind meine Helden von früher.“

Die bittere Note für den Champion

Doch während in Gelsenkirchen der Fußball in der Arena aufblühte und zu enormer Größe wuchs, kämpft die Trabrennbahn um ihre Existenz. „Früher, in den 70ern, war die Trabrennbahn umsatzstärker als das Stadion. Die Waage ist komplett gekippt. Trabrennen lebt von Wettumsatz, doch das Freizeitangebot ist größer geworden, es kommt kein Nachwuchs mehr“, sagt Hafer. Für ihn, dessen Herz für beide Sportarten schlägt, eine bittere Note.