Sie wollen nur eines: In der zweiten Bundesliga kämpfen. Dafür verzichtet ein Großteil der Ringer des KSV Hohenlimburg, Oberligameister in der vergangenen Saison, auf die Aufwandsentschädigung. Nur dieser Verzicht hat es ermöglicht, dass der KSV in der Liga antreten kann. Denn eigentlich hatte der Verein kein Geld, um die Mehrausgaben, die der Aufstieg mit sich brachte, zu finanzieren.
Hagen.
Es sind spannende Tage für Ringer. Für Ringer in aller Welt – und Ringer in Hohenlimburg. Am Sonntag um 17 Uhr stimmt das Internationale Olympische Komitee darüber ab, ob auf eine der ältesten olympischen Sportarten ab den Sommerspielen 2020 verzichtet werden soll.
Die Zweitliga-Ringer des KSV Hohenlimburg horchen da gleich doppelt auf. Einmal, weil ihnen wie allen Ringsport-Freunden viel daran liegt, dass es weiter olympische Ring-Wettkämpfe gibt. Dann noch, weil hier in Hohenlimburg, vor den Toren Hagens, der olympische Gedanke des „Dabeisein ist alles“ in jeder Trainingseinheit, in jedem Kampf besonders gelebt wird. Nur weil ein Großteil der KSV-Sportler auf ihre Aufwandsentschädigungen verzichtet, kann der Klub überhaupt in der zweiten Liga, der zweithöchsten in Deutschland starten.
„Das ist wirklich phänomenal“, sagt Thorsten Busch. Seit fünf Jahren trainiert der 43-Jährige beim KSV die Ringer – die vergangene Saison beendete man als Oberliga-Meister. Was bedeutete: Aufstieg in die zweite Bundesliga. „Das war das Ziel unseres Fünf-Jahres-Plans“, sagt Busch, „deshalb bin ich von Witten-Annen nach Hohenlimburg gekommen.“ Wie grenzenlos war da die Enttäuschung, als der Vorstand beschloss: Das wird nichts mit der zweiten Liga. Viel zu teuer! „Der Trainer war geknickt“, erinnert sich Geschäftsführer Uwe Behrendt an das Gespräch. „Wir hatten alles durchgerechnet, das passte finanziell einfach nicht“, sagt Behrendt. „Wir stehen ja auch in einer Verantwortung für den gesamten Verein.“
Die Mannschaft will kämpfen
Zu hoch das Risiko, zu vage die Aussicht auf weitere Sponsoren – der Vorstand erklärte also den Verzicht auf den Zweitliga-Start – und hatte die Rechnung ohne seine Sportler gemacht. „Als ich die Entscheidung der Mannschaft mitgeteilt habe, sagte erst einer, dann schließlich alle, dass sie auf ihre Aufwandsentschädigung in der neuen Saison verzichten wollen. Für mich ist das auch klar – alles, was die Mannschaft will, ist in der zweiten Liga zu kämpfen. Dafür hat sie sich abgerackert und trainiert. Und jetzt ist es soweit.“
Uwe Behrendt und der Vorstand rechneten erneut – und meldeten den KSV kurz vor Meldeschluss für den Ligabetrieb an. Die eigentliche Arbeit begann dann: Die Mannschaft musste zusammengestellt werden, Lizenzen beantragt, Verbandsabgaben entrichtet werden. „Wir haben höhere Reisekosten, Kampfrichter reisen von weiter her an und übernachten vor Ort, das Saisonheft muss erstellt werden, die administrativen Aufgaben sind gewachsen.“
Der Kader, mit dem am 14. September der Kampf um den Klassenerhalt aufgenommen wird, umfasst 20 Köpfe. Kämpften in der vergangenen Oberliga-Saison noch zwei Ausländer an sechs Kampftagen mit, setzt man dieses Mal auf einen Ausländer. In der kommenden Woche wird Vladimir Tumparov erwartet. Der 19-jährige Bulgare bleibt vier Monate an der Lenne. Er wird in der kommenden Woche erwartet und in einer kleinen Wohnung leben. Busch ist es wichtig, den jungen Mann im Verein aufzunehmen, ihn in seinem neuen Leben in Deutschland zu begleiten. Dass der 55-kg-Mann eine Aufwandsentschädigung bekommt, sei für die Teammitglieder, die zugunsten der Vereinsfinanzen verzichten, kein Problem, sagt Busch. Geschäftsführer Behrendt freut sich über den Neuzugang. „Es ist sehr schwer, in dieser Gewichtsklasse Ringer zu bekommen.“
Saisonziel Klassenerhalt
Als Saisonziel geben die Verantwortlichen auf alle Fälle den Klassenerhalt an, Trainer Busch hofft auf Platz 6. „Das müssten wir schaffen. Wobei wir gleich zum Auftakt den Mitfavoriten KSC Hösbach (Samstag, 14. September 19.30 Uhr, Turnhalle Realschule Hohenlimburg) zu Gast haben. Aber dann wissen wir gleich, wo wir stehen.“
Thorsten Busch ist ein Trainer, der alle mitnimmt, „die gut trainieren. Bei mir bekommt jeder eine Chance.“ Denn wenn diese Mannschaft nicht gewesen wäre – der Traum vom Zweitliga-Ringen hätte sich nie erfüllt. Aufregung verspürt er noch keine. Spannung vielleicht. So wie eben viele Ringer. Weltweit – und in Hohenlimburg.