Der zweimalige österreichische Olympiasieger, der wohl beste Skifahrer der Geschichte, hat ein Herz für Kinder. Nicht erst seit der Geburt seiner Zwillinge im August.
Neuss.
„Das sieht ja aus wie Kraut und Rüben. Organisiertes Chaos“, sagt der Mann mit der grünen Skihose und lächelt milde. Mit wenigen Fingerzeigen hat er diese kleine Aufgabe gelöst. Keine Minute später stehen die 25 Kinder auf der Piste der Neusser Skihalle aufnahmebereit für die Fotografen und Kameraleute. Mit dem Leben in der Öffentlichkeit kennt sich der Mann in der grünen Skihose aus.
Wo immer auf der Welt sich Hermann Maier bewegt, da klicken die Kameras. In seiner Heimat Österreich ebenso wie in Deutschland oder in Japan, wo er 1998 bei den Olympischen Spielen in Nagano durch einen spektakulären Sturz und eine atemberaubende Goldfahrt nur drei Tage später zu einer Sport-Legende wurde.
Gefragter Mann in der Werbung
Hermann Maier ist von Beruf Herminator, wie er in Anlehnung an seinen österreichischen Landsmann Arnold Schwarzenegger genannt wird. Auch vier Jahre nach seinem Rücktritt ist er ein gefragter Mann in der Werbung. Den Begriff Herminator hat er sich urheberrechtlich schützen lassen. Am Wochenende war der Herminator in unseren Breiten unterwegs. Erst eröffnete er im Oberhausener Centro den Salzburger Bergweihnachtsmarkt, dann gab er talentierten Kindern aus Neuss und Umgebung in der Skihalle Tipps, wie sie sich im Slalom schneller durch den Stangenwald schlängeln können.
Die Kids sind begeistert. Auch wenn ihnen allein schon wegen ihrer Heimatorte die ganz große Karriere auf den Brettern versagt bleiben sollte, werden sie ihren Kindern noch von der Trainingsstunde mit dem Herminator erzählen. Maier hat gleich zwei Medienbetreuer dabei. Die nette Dame aus seinem heimatlichen Skigebiet Flachau freut sich besonders, wenn Maier über die Vorzüge seiner Region spricht. Und sein persönlicher Manager Walter Delle Karth jr., macht das, was er als früherer Bobfahrer gelernt hat, er bremst die Journalisten mit einem kategorischen „Letzte Frage!“
Aber im Gespräch mit den Kindern lässt sich Maier nicht stoppen. Seine Augen leuchten mindestens so intensiv wie die der Nachwuchs-Talente. „Kinder verstellen sich nicht. Sie sind ehrlich und man weiß sofort, wo man dran ist“, sagt der 40-jährige Maier, „sie sind mit riesiger Freude, mit großer Leidenschaft dabei.“
Zwillinge Lieselotte und Valentina
Ein bisschen muss sich Hermann Maier noch gedulden, dann kann er auch mit seinen eigenen Kindern auf die Bretter gehen. Am 29. August brachte seine Freundin Carina Schneller die Zwillinge Lieselotte und Valentina zur Welt. Weihnachten hat für ihn jetzt einen besonderen Sinn. Die leuchtenden Augen unter dem Christbaum sind für ihn „ein besonderer Bonus“.
So professionell Maier seinen Aufgaben als Werbe-Ikone nachgeht, so konsequent schottet er sein Privatleben ab. In Zeiten von Facebook, Twitter und Handykameras hat er es geschafft, dass keine Fotos von den Zwillingen in die Öffentlichkeit gelangt sind. Und selbst das einzige Foto mit seiner Freundin im Internet ist für ihn eins zu viel. Maier weiß, dass seine Kinder ohnehin mit der Bürde fertig werden müssen, den Herminator, den vielleicht besten Skifahrer der Geschichte zum Vater zu haben. „Sie sollen Kind sein und ihren eigenen Weg gehen. Nicht den des Vaters“, sagt Maier.
„In Sotschi ist alles aus der Retorte“
In den nächsten Wochen wird er seine Zwillinge seltener sehen als zuletzt, weil er mehr Sponsoren-Termine wahrnehmen wird. Nach Sotschi wird er wohl nicht fahren. „Die Olympischen Spiele dort sind fürs Fernsehen, nicht für die Athleten“, sagt er, „dort ist alles aus der Retorte, aus dem Boden gestampft.“ Olympia 2022 in München hätte er begrüßt: „Das wäre für den Nachwuchs ein großer Motivationsfaktor gewesen.“ Der Herminator hat ein Herz für Kinder.