Hagen.
Die genaue Bedeutung des Spitznamens bleibt geheim. „Das ist eine teaminterne Geschichte“, sagt Christian Gosmann lachend. Bei den Solingen Volleys wird der 24-Jährige auch „Christian the Brusher“ genannt, was der Sauerländer bürstet oder vielleicht auch pinselt, wird aber nicht verraten.
Vielleicht gibt die heute beginnende Bundesliga-Saison Aufschluss, denn der Aufsteiger tritt mit dem Ziel an, in der höchsten Spielklasse den einen oder anderen Gegner frischzumachen, so lässt sich „to brush“ nämlich auch übersetzen. Laut Manager Helmut Weissenbach heißt das Motto für Solingen nicht „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sondern „Wir sind gekommen, um die Großen zu ärgern.“
Die heimische Halle ist zu niedrig
Gosmann ist fest davon überzeugt, dass der Liga-Neuling dazu in der Lage ist: „Das haben wir zu Zweitliga-Zeiten schon im Pokal bewiesen. Bundesligisten wie Friedrichshafen haben sich in unserer Halle sehr schwer getan.“ So freuen sich die Bergischen zwar sehr auf die Duelle mit den Klubs aus den Volleyball-Hochburgen Berlin, Friedrichshafen oder auch Düren, den Grundstein für eine erfolgreiche Saison wollen sie aber in ihrem „Wohnzimmer“ legen.
Die Friedrich-Albert-Lange Sporthalle ist speziell, denn den Bundesliga-Standards genügt die Heimspielstätte nicht. „Die Halle ist für die Liga eigentlich zu klein, die Decke ist zu niedrig. Auf lange Sicht werden wir uns nach einer Lösung umsehen müssen. Vorerst haben wir als Aufsteiger aber eine Ausnahmegenehmigung“, berichtet Gosmann. Die vermeintliche Schwäche könnte zu einem Solinger Trumpf avancieren, denn mit der geringen Hallenhöhe müssen die Gegner „erstmal klarkommen“, wie Gosmann betont.
Er kann es beurteilen, denn der Briloner ist schon seit fast drei Jahren für Solingen aktiv. Früh hat er sich für den Volleyballsport entschieden. „Ich bin schon mit acht Jahren angefangen. Ich hatte nie Lust auf Fußball und in Brilon gab es mit dem TV eine gute Adresse“, erzählt der 1,92 Meter große Universalspieler. Wie so viele seiner Teamkollegen studiert Gosmann nebenbei – Sportwissenschaft an der Ruhruni Bochum. Dieser zweigleisige Ansatz ist in Solingen gewollt, vom Volleyball leben können schließlich die wenigsten.
Das Besondere an seinem Klub sieht Gosmann aber vor allem darin, dass die Spieler sich nicht zwischen Beach- und Hallenvolleyball entscheiden müssen; in Solingen geht es im Sommer in den Sand, ebenfalls auf hohem Niveau.
Seit acht Wochen hat man sich aber nun in der Halle präpariert, um nicht als Kanonenfutter zu enden. „Der Sprung in die Bundesliga ist groß“, sagt Gosmann, „im Vergleich zur zweiten Liga haben alle Elemente eine ganz andere Qualität.“ Respekt ist vorhanden, Angst aber nicht. „Mir ist nicht bange“, hält Weissenbach fest, „wir haben uns gezielt verstärkt, auch mit erfahrenen Spielern.“ Gosmann stimmt zu: „Ich glaube, dass wir mithalten können. Wir haben genug Spieler, die wissen, worauf es ankommt.“
Auch er ist dazu zu zählen, denn mit den RWE Volleys Bottrop spielte er bereits in der Bundesliga. Jetzt kann Gosmann es kaum erwarten, auf diese Bühne zurückzukehren. „Die Vorfreude ist riesig, auch weil ich die letzte Saison verletzungsbedingt fast komplett verpasst habe.“
Bei der SVG Lüneburg, dem erklärten Vorbild der Solingen Volleys mit ganz ähnlichen Strukturen, geht es um 20 Uhr erstmals um Erstliga-Punkte. „The Brusher“ Gosmann ist startklar – bereit, den ersten Gegner zu bürsten.