Bochum.
Sachlich, besonnen, klug. Jens Rasiejewski hat offenbar nicht nur einen Plan von Fußball, sondern er beherrscht auch die Kunst der Diplomatie, um für Ruhe zu sorgen in jüngst noch äußerst unruhigen Zeiten. Rasiejewski spricht von viel Stress, der auf die Mannschaft eingeprasselt sei, „auch wegen der Kapitänsfrage“. Intensiv habe er sich nach der vorzeitigen Rückkehr von Felix Bastians damit beschäftigt. Seine Entscheidung lautet: Entzerrung. Bis zur Winterpause, so Rasiejewski, wird Stefano Celozzi wie schon gegen Sandhausen das Amt „temporär“ übernehmen. „Im Winter kann in Ruhe ein Neustart gemacht werden“, sagt er. „Die Winterpause ist ein guter Zeitpunkt, sich neu zu sortieren. Das geht nicht mitten in der Hinrunde.“
Ein schlauer Zug.
Denn damit ist für Rasiejewski das emotional aufgeladene Thema Kapitän bis Weihnachten erledigt. Das Ziel: Noch mehr Ruhe reinzubekommen. Konzentration aufs Wesentliche: den Fußball.
Dass Rasiejewski selbst damit bis zur Winterpause Trainer bleibt beim VfL Bochum, wollte der 42-Jährige so nicht missverstanden wissen. Die „Vertagung“ der endgültigen Antwort auf die Kapitänsfrage, so Rasiejewski, sei „meine Empfehlung“. Noch habe er auch keine Zeit gehabt, sich über die Partie in Braunschweig und das Pokalspiel am Dienstag in Paderborn hinaus weitergehende Gedanken zu machen. Aber längst liegt auf der Hand, dass der Ex-Profi erste Trainerwahl bleiben könnte, wenigstens bis zur Winterpause.
Voraussetzung dafür ist, neben dem eigenen Willen, den Rasiejewski zumindest schonmal anklingen ließ, naturgemäß Erfolg. Der Fußball-Lehrer ließ jedenfalls keinen Zweifel daran, dass seine ganze Konzentration nur den beiden nächsten Spielen gelte. Diese beiden Auswärtsspiele binnen drei Tagen müsste man „als Block“ betrachten, wenn es um Kader und Startelf ginge: Wer kann wann wie lange spielen?
Auch diese Frage stellen sich Rasiejewski und sein Trainerteam, wenn sie erst an diesem Freitag entscheiden, wer mit nach Braunschweig reist. Auch Felix Bastians, bis zur Suspendierung einer der leistungsstärksten Bochumer, erhielt noch keine Mitfahr-Garantie.
Rasiejewski hält die Spannung hoch, seine Auswahl ist groß zurzeit, „darüber bin ich glücklich“. Bis auf die Langzeitverletzten Timo Perthel und Tim Hoogland trainierten am Donnerstag – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – alle Profis mit. Möglich, dass er bei den angeschlagen Löwen in Braunschweig – die Eintracht hat vor dem Duell der Mittelfeld-Teams noch einen Punkt weniger als der VfL – auf die gleiche Startelf setzt wie beim Erfolg gegen Sandhausen.
Gut vorstellbar ist aber auch, dass Bastians in die Innenverteidigung zurückkehrt für Maxim Leitsch. Im Vergleich zum SVS-Spiel sind zudem Johannes Wurtz (nach Sperre) und Dimitrios Diamantakos (Kader-)Kandidaten. Ferner hatte Rasiejewski bei seinem erfolgreichen Debüt auf Robert Tesche ebenso freiwillig komplett verzichtet wie auf Talent Vitaly Janelt, mit dem nach Verletzungsproblemen zu Wochenbeginn eher nicht zu rechnen ist.