- Beim 1:1 gegen Bundesliga-Absteiger Hannover 96 bewegte sich der VfL zumeist auf Augenhöhe
- In der Anfangsphase gelang es den Bochumern jedoch nicht, Druck zu entwickeln
- Oben mitspielen können die Bochumer nur, wenn sie die Alltagsspiele für sich entscheiden
Bochum.
Es war so etwas wie das Standardergebnis für den VfL Bochum. Neunmal spielte die Elf von Trainer Gertjan Verbeek in der vergangenen Saison 1:1, insgesamt zwölfmal musste sie sich beim Abpfiff mit einem Unentschieden begnügen. Vermutlich deshalb reichte es am Ende nicht zum ganz großen Schritt nach vorne. Und nun? Drei Spiele liegen in der neuen Saison hinter uns, zwei davon endeten mit einer Punkteteilung. Vieles deutet auf eine Wiederholung hin.
Allerdings sollte man sich in der Beurteilung schon Spiel für Spiel ansehen. Das 1:1 in Karlsruhe war deshalb ärgerlich, weil der KSC nicht annähernd die Qualität von Hannover 96 besitzt und weil der VfL im Badischen mit Ausnahme von vielleicht 15 Minuten die ganze Angelegenheit komplett im Griff hatte. Es geht also künftig darum, Gegner, die man, was Spielvermögen und Tormöglichkeiten betrifft, beherrscht, letztlich auch zu besiegen. Die B-Note zählt nun einmal nicht im Fußball.
Mit der Punkteteilung am Freitag muss man dagegen zufrieden sein, weil die Mannschaft im Verlauf des Spiels die Herausforderung angenommen, sich gewehrt und ein Spitzenteam der Liga unter Druck gesetzt hat – obwohl die Niedersachsen auf einigen Positionen deutlich besser besetzt sind, obwohl auch spätestens mit dem Blick auf die Reservebänke der Unterschied augenfällig ist. Sicher, Johannes Wurtz, dessen Plus, die Dynamik, erkennbar war bei seinem ersten Tor für Bochum, kam von der Bank, ebenso wie Russell Canouse, der zuvor den Ball erobert hatte. Aber der Bundesliga-Absteiger, der ja nur Sekunden später in Gestalt von Salif Sane zurückschlug und die Partie auf 1:1 stellte, bot in der zweiten Halbzeit mit Kenan Karaman einen Angreifer auf, den die Bochumer vermutlich mit Kusshand verpflichten würden, wenn sie es denn könnten. Und VfL-Talent Görkem Saglam konnte froh sein, dass beide Seiten dem Gegner genug offene Räume anboten, als er für den entkräfteten Marco Stiepermann eingewechselt wurde. Sobald der 18-Jährige in den Zweikampf musste, wurde es eng.
Quaschner hatte einen äußerst schweren Stand
„Der Gegner hat uns zu vielen langen Bällen gezwungen“, sagte VfL-Trainer Gertjan Verbeek. Das wäre dann nicht der Rede wert, wenn die Bochumer Spieler konsequent nachgerückt wären, um sich den berühmten „zweiten Ball“ zu holen. Denn Nils Quaschner hatte in Vertretung von Peniel Mlapa einen äußerst schweren Stand gegen die aufmerksame Innenverteidigung der Hannoveraner. Aber Thomas Eisfeld, Marco Stiepermann und vor allem Tom Weilandt, der sich perspektivisch besser nicht auf seiner feinen Technik ausruhen sollte, waren anfangs zu vorsichtig und verzichteten auf den entscheidenden Meter nach vorne, um die Gäste richtig unter Druck setzen zu können.
„Wir müssen mehr Stabilität entwickeln, um dominanter auftreten zu können“, sagte Gertjan Verbeek und meinte abschließend: „Da kommt noch viel Arbeit auf uns zu.“ Die Grundlage jedoch, diesen Eindruck konnte man durchaus gewinnen, ist gelegt. In den kommenden Spielen wird es eher darauf ankommen, alle Aufgaben mit derselben Ernsthaftigkeit anzugehen. Schon die Partie in Würzburg wird einen Hinweis darauf geben, ob die Mannschaft in der Lage ist, auch bei einem Underdog aus der Provinz ihr Potenzial auszuschöpfen. Gelingt das nicht, bleibt ein Platz unter den Besten ein Wunschtraum.