Bochum.
Kurz vor Weihnachten hat Matthias Knälmann für einen Paukenschlag gesorgt, als er gemeinsam mit Frank Goosen dem Aufsichtsrat des VfL Bochum den Rücken kehrte wegen „unterschiedlicher Vorstellungen über die Ausgestaltung der Zusammenarbeit“, wie es in der Pressemitteilung hieß. Dem VfL weiterhin helfen will Knälmann dennoch, in einer anderen personellen Konstellation, sagt er im WAZ-Interview, stünde er zur Verfügung. Gleichzeitig ruft er alle VfL-Fans auf, die Mannschaft im Abstiegskampf zu unterstützen.
Bei Ihrem Rücktritt aus dem Aufsichtsrat war von grundlegend anderen Vorstellungen bezüglich der Zusammenarbeit die Rede. Was heißt das konkret?
Matthias Knälmann: Ehrlich gesagt hat diese Frage in der aktuellen Situation des VfL kaum noch eine Bedeutung. Es droht der Abstieg. Der Verein kämpft um den Klassenerhalt. Dem muss jetzt alle Energie, alles Handeln gelten. Zu meinem wesentlichen Rücktrittsgrund möchte ich daher an dieser Stelle nur folgendes sagen: Ein Gremium braucht für eine erfolgreiche Arbeit ein starkes und belastbares Vertrauensverhältnis untereinander. Das war aufgrund verschiedener Vorfälle in der internen Kommunikation des Gremiums zu mehreren Mitgliedern des Aufsichtsrates am Ende bedauerlicherweise nicht mehr gegeben. Aus meiner Sicht war daher mein Rücktritt im Sinne des Vereins der einzig richtige Weg, um die Handlungsfähigkeit des Aufsichtsrats zu gewährleisten und einen dauerhaften Riss in diesem wichtigen Gremium zu vermeiden.
Was hatten Sie sich denn vorgestellt, als Sie in den Aufsichtsrat aufgerückt sind?
Matthias Knälmann: Als Anhänger des VfL war ich von der Idee begeistert, mit engagierten Kollegen im Aufsichtsrat und gemeinsam mit Fans, Mitarbeitern und Sponsoren den Verein in den verschiedensten Feldern weiterzuentwickeln und seine lange noch nicht ausgeschöpften Potentiale zu erschließen. Der VfL ist enorm wichtig für das Image unserer Stadt und für die Identifikation der Menschen in unserer Region. Das hat mich zusätzlich angetrieben.
Sie haben ja jetzt noch nicht sehr lange dem Aufsichtsrat angehört. Hat sich das Thema VfL schon für Sie erledigt? Sagen Sie: Das war’s für mich?
Matthias Knälmann: Nein! Der VfL ist und bleibt für mich als Bochumer eine Herzensangelegenheit. Daran ändern auch die Ereignisse der letzten Monate nichts. Umso schmerzlicher ist allerdings, was ich aktuell beim VfL erleben muss. Wie viele andere mache auch ich mir gerade große Sorgen um den Verein.
Stehen Sie denn, in einer anderen personellen Konstellation in den VfL-Gremien, eventuell für eine führende Rolle zur Verfügung?
Matthias Knälmann: Ich bin der Meinung, dass in der jetzigen Situation jeder, der den Verein irgendwie unterstützen kann, das nach seinen Möglichkeiten auch tun sollte. Sollte es notwendig werden, stünde ich daher in einer anderen personellen Konstellation auch wieder für eine Tätigkeit im Aufsichtsrat zur Verfügung.
Man braucht ein verlässliches und kenntnisreiches Team, um einen kriselnden Fußballklub in die richtige Richtung zu steuern. Gibt es dieses Team bereits?
Matthias Knälmann: Wir haben derzeit einen amtierenden Aufsichtsrat. Für den Fall, dass sich daran etwas ändern sollte, braucht der Verein eine Gruppe von geeigneten Personen, die bereit wären, Verantwortung zu übernehmen. Nach ernsthaften Bekundungen aus meinem und dem VfL-Umfeld kann ich davon ausgehen, dass es eine ausreichende Zahl von qualifizierten Persönlichkeiten gibt, vor allem aus der Wirtschaft, die ein Herz für unseren VfL haben und die sich im Falle eines Falles zur Wahl stellen würden.
Glauben Sie denn, ein eventuell von einem Teil der Mitglieder erzwungener Wechsel in der Führungsetage ist der richtige Weg, den Klub zu einen?
Matthias Knälmann: Im Moment geht es, wie gesagt, beim VfL um etwas ganz anderes: Vor dem Hintergrund des drohenden Abstiegs hat aus meiner Sicht jetzt der Klassenerhalt oberste Priorität. Wir sollten in den kommenden Wochen alle gemeinsam hinter der Mannschaft stehen, damit der Verein am Saisonende auch in der Liga verbleibt. Ich kann die Frustration vieler Fans absolut verstehen. Aber auch wenn es einigen vielleicht zurzeit schwerfällt, sich zum Stadionbesuch zu motivieren, würde ich mich sehr freuen, wenn möglichst viele Fans die Mannschaft bei den verbleibenden Heimspielen anfeuern würden. Nur so, nur gemeinsam schaffen wir es. Über die akute Abstiegsgefahr hinaus gibt es aber einige Themen, die die meisten Fans sehr bewegen. Diese sollten meines Erachtens in einem echten Dialog zwischen Mitgliedern und Vereinsführung geklärt werden. Die Unruhe bei Fans und Mitgliedern ist inzwischen so groß, dass nach meiner Überzeugung weder Zeit noch Siege bei einer dauerhaften Lösung helfen. Ich wünsche mir daher, dass sich alle Beteiligten schnellstmöglich auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung nach Saisonende verständigen. So können wir uns alle erst einmal allein darauf konzentrieren, den Abstieg zu verhindern. Danach können Mitglieder und Vereinsführung in der Versammlung offen und ehrlich über den weiteren Weg des Vereins diskutieren und schließlich auch darüber entscheiden. Am Ende können wir so alle wieder zueinander finden und endlich wieder der VfL werden, der wir sein wollen.