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Tabus im Sport – richtige Fußballer weinen doch nicht

Tabus im Sport – richtige Fußballer weinen doch nicht

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Foto: imago sportfotodienst

Essen. Der Fußballer ist ein ganzer Kerl. Tränen darf er nur vergießen, wenn er einen Elfmeter verschossen hat. Tabu ist alles, was nicht in diesen Grobschnitt passt, und höchst selten offenbart sich ein Profi, dessen Seele wund ist. Oder der schwul war, wie etwa Justin Fashanu.

Der Sohn eines nigerianischen Rechtsanwalts war der erste farbige Fußballer in England mit einer Ablösesumme von über einer Million Pfund, ein Ausnahmetalent. Als herauskam, dass er in Schwulen-Bars gesehen worden war, beschimpfte ihn sein Trainer vor versammelter Mannschaft als „verdammte Schwuchtel”.

Fashanu wurde daraufhin in den Stadien nicht nur wegen seiner Hautfarbe, sondern auch wegen seiner sexuellen Orientierung beschimpft. Nach Jahren voller Demütigungen erhängte er sich 1998 in seiner Garage.

Die Bereitschaft, sich zu outen, wurde durch diese Tragödie nicht unbedingt gesteigert. In England gab es nach dem Fall Fashanu dennoch mehrere Anläufe schwuler Profis, gemeinsam an die Öffentlichkeit zu treten, die aber stets in letzter Minute scheiterten.

Ähnlich verdruckst geht es in der Bundesliga zu. „Ich würde keinem raten, sich zu outen. Der soziale Druck wäre nicht auszuhalten”, erklärt etwa St. Pauli-Präsident Corny Littmann, der nach eigenem Bekunden intime Kontakte zu mehreren Fußballern hatte.

„Wer sich als Erster zeigt, muss mit einem gewaltigen Medienecho rechnen”, warnte im Jahr 2007 Bayern-Profi Philipp Lahm, der schon immer keine Berührungsangst vor brisanten Themen kannte. Und Günter Netzer sah in einer Maischberger-Sendung „fatale Folgen” für einen Vorwitzigen voraus.

Wie hilfreich es sein könnte, offensiv mit Tabuthemen umzugehen, zeigt ein Beispiel aus Schottland. Torwart Andy Goram, von den als besonders robust geltenden Fans von Glasgow Rangers gern mit dem Chor „There’s only one Andy Goram” (Es gibt nur ein‘ Andy Goram) in die Schlacht geschickt, machte in den späten Neunzigern aus seiner Behandlung wegen einer Schizophrenie-Erkrankung kein Geheimnis.

Nach seiner Rückkehr ins Tor sangen die Fans voller Inbrunst „There’s only two (zwei) Andy Gorams” und wählten ihn zum größten Rangers-Torwart aller Zeiten.