Der FC Schalke 04 will sich finanziell konsolidieren und verzichtet deswegen auf teure Transfers wie Papiss Demba Cisse oder Nolan Roux. Das Ziel der Königsblauen: schuldenfrei bis 2025.
Gelsenkirchen.
Es war keine einfache Entscheidung, das haben Kompromisse so an sich. Ehe Ciprian Marica als bisher letzter Neuzugang einen Vertrag bei Schalke 04 unterschreiben konnte, wurde lange abgewogen zwischen sportlicher Perspektive und wirtschaftlicher Vernunft. Es gab andere Kandidaten für den Platz im Sturm wie Papiss Demba Cisse oder Nolan Roux, die aber einen dicken Batzen an Ablösesumme verschlungen hätten. In früheren Zeiten wäre das Schalke vermutlich ziemlich egal gewesen – diesmal aber stellte Manager Horst Heldt eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf und kam zu dem Schluss: Das wirtschaftliche Risiko wäre bei einer Verpflichtung von Roux einfach zu groß gewesen. Also bekam der ablösefreie Marica den Vertrag, und Schalke spart eine Stange Geld ein.
Schalke hat schon oft vom Sparen gesprochen, aber niemals hat es der Klub damit so ernst gemeint wie offenbar in diesem Jahr. Sieben Spieler sind neu dazu gekommen – nur für zwei von ihnen wurde eine Ablösesumme bezahlt. Das meiste Geld, nämlich 3,8 Millionen Euro, ging für Christian Fuchs drauf, weil auf der linken Abwehrseite dringend eine Lücke geschlossen werden musste. 1,2 Millionen Euro wurden für Marco Höger bezahlt – ein junger Mann vom Zweitligisten Alemannia Aachen, der den japanischen Nationalspieler Asuto Uchida als Rechtsverteidiger verdrängt hat. Selbst bei der Besetzung der wichtigen Torwart-Position hat Schalke sich gegen das Risiko entschieden: Weil andere Kandidaten sehr viel Geld gekostet hätten, bekam der ablösefreie Ralf Fährmann den Zuschlag.
Dabei war Trainer Ralf Rangnick zunächst davon ausgegangen, dass Schalke den kompletten Erlös für Manuel Neuer (bis zu 25 Millionen Euro) in neue Spieler investieren würde. Nun sind es bislang „nur“ die fünf Millionen für Fuchs und Höger. Und weitere Neuzugänge sollen nur dann kommen, wenn gleichzeitig auch noch Spieler abgegeben werden. Der größte Teil der Neuer-Millionen sowie einiges aus den Einnahmen der vergangenen Champions-League-Saison fließt in die finanzielle Konsolidierung des Vereins. Manager Horst Heldt bestätigt: „Es ist sinnvoll, Verbindlichkeiten abzubauen.“
Den Konzern Schalke 04, also das Gebilde, das nicht nur die Bundesliga-Mannschaft unterhält, sondern auch das Stadion abbezahlen muss, drückten zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres am 31. Dezember 216 Millionen Euro Schulden. Ein Jahr vorher waren es noch 232 Millionen. Und zum Vergleich: Auch Bayern München muss für seine Arena noch 265 Millionen Euro abzahlen. Doch Schalke will jetzt runter vom Schuldenberg. Geschäftsführer Peter Peters verspricht: „Wir wollen und werden Schalke schuldenfrei machen.“ Nach seinem ehrgeizigen Plan soll das bis zum Jahr 2025 gelingen.
Die Arena zum Beispiel ist nach dem Finanzierungsplan im Jahr 2018 abbezahlt – dafür gehen jährlich zwischen acht und zehn Millionen Euro drauf (in diesem Jahr 8,667 Millionen). Vor zwei Jahren war Schalke angesichts der hohen Rückzahlungen für die Arena und die inzwischen abgelöste Anleihe noch ordentlich ins Trudeln geraten – das soll künftig nicht mehr passieren. „Wir haben dafür zu sorgen, dass es den Verein auch in zehn Jahren noch gibt – oder in 100 Jahren“, erklärt Heldt.
Der Manager spricht selbst von einem „schmalen Grat“, auf dem sich Schalke da bewegt. Denn es gilt, die richtige Mischung zu finden zwischen der finanziellen Konsolidierung auf der einen Seite und notwendigen Investitionen in die Mannschaft auf der anderen. Die Kompromisse, die da im Jahr des Sparens eingegangen werden, gehen zu Lasten des Trainers. Dass sich Rangnick nun darauf eingelassen hat, nötigt Heldt Respekt ab: „Der Trainer wird ja, genauso wie ich, am Erfolg gemessen. Umso beeindruckender, dass er den Weg mitgehen will.“
Kein Sparklub
Nun ist es nicht so, dass Schalke nur noch kleine Brötchen backen kann: Die Königsblauen unterhalten immer noch eine der teuersten Mannschaften der Liga – Schalke werde „nicht zum Sparklub mutieren“, betont Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies.
Doch die Zeit der dicken Transfers soll ebenso erst einmal vorbei sein wie die der großen Erwartungen. „Eine Meisterschaft auf Pump“ werde unter seiner Führung nicht angestrebt, verspricht Heldt jedenfalls. Dabei muss es ja nicht gleich soweit kommen, wie er vorbeugend mal gesagt hat: „Es kann auch sein, dass wir nur Achter werden.“