Schalkes beinharter Verteidiger Bernd Thiele gehörte mit 17 Jahren erstmals zur königsblauen Startelf. Später folgte er seinem Entdecker Oskar Siebert nach Gran Canaria. Er bearbeitete seine Gegenspieler nicht nur auf dem Rasen, kam allerdings immer ohne Platzverweis aus.
Gelsenkirchen.
Anfang der 60er-Jahre meldete sich ein schmächtiger Junge bei einem Herner Vorortverein, Blau-Weiß Herne, an, der einige Jahre später mal als einer der jüngsten Bundesligakicker für Aufsehen sorgen sollte: Bernd Thiele. Geboren wurde er jedoch 1956 in dem kleinen Ort Burg auf der Insel Fehmarn. Kurz nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach Herne.
Der fußballbegeisterte Bernd, der inzwischen als Auswahlspieler auf sich aufmerksam gemacht hatte, wechselte zum Lokalrivalen Westfalia Herne. Hier führte inzwischen Öl-König Erhard Goldbach die Regie und strebte mit dem Team vom Schloss Strünkede die erste Bundesliga an. Daher setzte Goldbach und sein Stab auch auf gezielte Nachwuchsarbeit, denn Talente gab es in den 70er-Jahren reichlich im Trikot mit dem Westfalenpferd. Erst kurz zuvor hatte Talent Mathias Schipper, der aus dem Castroper Stadtteil Ickern zur Westfalia gestoßen war, den Verein in Richtung Schalke 04 verlassen und machte dann dort auch Karriere.
22-mal in der Jugend-Nationalelf
Schalke-Präsident Oskar Günter Siebert, der in der Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen inzwischen einen „Jung-Knappenstall“ betrieb, hatte auch von dem kleinen, quirligen Kicker Bernd Thiele erfahren. So war er eines Tages am Schloss Strünkede zu Gast, um ein weiteres Talent zu verpflichten. Das passte aber aus verständlichen Gründen dem Herner Öl-König nicht. Der, als er von der Verpflichtung seines Jugendspielers erfuhr, erbost über den Rasen brüllte: „Das war der letzte Spieler, den mir der Siebert hier vom Platz geholt hat…“
In Schalke gehörte Bernd Thiele bald zum Stamm um Nachwuchstrainer Uli Maslo. 22mal trug er das Trikot der Deutschen Jugendnationalmannschaft. Ab Anfang 1973 rückte er zusammen mit Rüdiger Abramczik in den Profikader auf. Am 11. August 1973 gehörten Rüdiger Abramczik und Bernd Thiele zur Mannschaft, die den VfB Stuttgart im Parkstadion mit 3:0 bezwang. Die Jugendnationalspieler in Reihen der Königsblauen waren bis dahin die jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten, denn sie waren gerade mal 17 Jahre alt, als sie erstmals zur Startelf der Königsblauen gehörten.
Für den FC Schalke 04 bestritt Thiele, den die Fans bald wegen seiner kompromisslosen Art „Terrier“ oder „Blut-Thiele“ nannten, 189 Spiele, denn wechselte er 1983 zu Hannover 96. Für die Niedersachsen absolvierte der „Terrier aus dem Revier“ weitere 80 Spiele, bis er sich 1986 verletzungsbedingt aufs fußballerische Altenteil zurückzog.
In seiner Schalker Zeit erhielt der kleine, agile Verteidiger, der seine damaligen Kontrahenten, darunter so bekannte Kicker wie Gerd Müller, Siggi Held oder Dieter Herzog – schon oft verbal auf der Rolltreppe, die von der Umkleidekabine ins Parkstadion führte, bearbeitete, 40 Gelbe, aber nie eine Rote Karte. Ein „Rekord“, der auch heute noch Bestand hat.
Ruhestand auf Gran Canaria
Als sich S04-Präsident Günter Siebert aus dem Bundesligageschäft zurück zog, folgte Bernd Thiele seinem Entdecker wie ein Schatten. Auf Gran Canaria baute sich damals Siebert eine neue Existenz auf, „Blut-Thiele“ aber genießt seit jenen Tagen ebenfalls seinen Unruhestand in der Nähe von Playa de Ingles, später eröffnete er auf der Ferieninsel eine „Fankneipe“ und vermietet Ferienwohnungen überwiegend an deutsche Urlauber.