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FUMS veröffentlicht Buch mit Schalke- und BVB-Legenden aus den 90ern – das hast du von den Kult-Kickern noch nicht gewusst

FUMS veröffentlicht Buch mit Schalke- und BVB-Legenden aus den 90ern – das hast du von den Kult-Kickern noch nicht gewusst

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Kult-Kicker von BVB und Schalke in einem Buch: Tomasz Hajto, Jürgen Wegmann oder Yves Eigenrauch kommen im neuen FUMS-Buch vor. Foto: dpa/firo Montage: DER WESTEN

„Fußball macht Spaß“ – so lautet das Motto der Jungs von FUMS, die mit jeder Menge Humor im Netz Fußball-Fans begeistern.

Jetzt gibt es FUMS nicht nur online, sondern auch in gedruckter Version in einem neuen Buch. Was hätte sich besser geeignet, als das wildeste Fußball-Jahrzehnt – die 90er und ihre Helden näher zu beleuchten. In „Raucher und Raubeine“ stellen die drei FUMS-Macher Thomas Poppe, Lars Kranenkamp und Cord Sauer 55 Kult-Kicker aus den 90ern vor.

Legenden wie Tomasz Hajto von Schalke 04, die Champions League-Sieger von Borussia Dortmund oder auch Joachim Hopp vom MSV Duisburg dürfen da nicht fehlen.

Schalke 04 und BVB: FUMS-Buch über Kult-Kicker der 90er

Wir haben mit Autor Thomas Poppe über das neue Buch, Kult-Kicker von damals und heute sowie seine Faszination für die Eurofighter von Schalke 04 gesprochen.

Thomas, wie ist die Idee eines Buchs über Kultkicker der 90er bei euch gereift?

Thomas Poppe: Die 90er sind wohl das verrückteste, aber auch das geilste Jahrzehnte der Bundesliga-Geschichte. So viele Typen, so viele Geschichten und eine Liga, die davor und danach nicht mehr so abwechslungsreich war und gleich fünf verschiedene Meister krönte. Als der riva-Verlag sich ein FUMS-Buch vorstellen konnte, war schnell klar, dass das eigentlich nur davon handeln kann.


Man sagt gerne, früher war alles besser, auch im Fußball. Was war denn wirklich besser als heute?

Besser auf keinen Fall. Da waren noch echt viele Rumpelkicker am Werk. Gerade als Verteidiger waren da Jungs dabei, die haben nur Bundesliga gespielt, weil sie den besten Stürmer umknüppeln konnten. Die hatten teilweise mehr Bein- als Ballkontakte pro Spiel. Besser im Sinne von fußballerischer Qualität? Auf keine Fall – heute sind auch Abwehrspieler extrem gute Techniker. Besser im Sinne von geilen Typen – aber hallo!


Was waren deine/eure persönlichen Helden bzw. Inbegriffe der 90er?

Obwohl ich seit Kindergartentagen Bayern-Fan bin, haben mich in den 90ern die Eurofighter von Schalke besonders beeindruckt. Was für unfassbare Spiele waren das bitte? Den KSC und diese Wunder-Nacht gegen Valencia hab ich auch noch im Kopf. In den 90ern war ich zwischen 9 und 18 Jahren alt – das heißt ich hab auch die Anfänge und das Ende dieses Jahrzehnts ganz anders gesehen, was es noch spannender macht jetzt einen erneuten Blick auf die Typen von damals zu werfen.


Was macht einen Kult-Kicker aus?

Alle Kult-Kicker haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben in keine Schablone gepasst, wie es heute leider bei fast allen Profis der Fall ist. „Raucher und Raubeine“, das sagt schon auch viel über die Art, wie man sich dann so ein Image aneignen konnte. Ansgar Brinkmann hatte dieses Image des Kneipengängers, Edgar Schmitt wurde mit einem Viererpack gegen den spanischen Tabellenführer zur Legende und dann gab es natürlich noch diese krassen Fehleinkäufe, weil plötzlich Jungs aus aller Welt in die Bundesliga geholt wurden, aber professionelle Scouting-Strukturen noch nicht vorhanden waren. Da wurde viel auf Verdacht verpflichtet und es gibt legendäre Storys – natürlich auch im Buch.


Die 90er waren für den BVB und Schalke große Zeiten. Die Schalker Eurofighter holten 1997 den UEFA-Cup. Einige Spieler beschreibt ihr auch im Buch. Was hat die Mannschaft und ihre Charaktere ausgemacht?

Die hießen natürlich nicht umsonst Euro-Fighter und nicht Euro-Zauberer. In den Finals ging es gegen Juve und Inter – damals das Nonplusultra im Vereinsfußball und Teams mit den besten Kickern, die man damals kaufen konnte. Schalke hatte Jungs wie Büskens, Anderbrügge, Wilmots, Max, einen wie Yves Eigenrauch, der lieber trainierte als spielte und Ronaldo kaltstellte. Dazu der BVB mit harten Hunden wie Kohler und Sammer, aber auch feinen Füßen wie Möller und Super-Talent Ricken.


Gibt es einen Kult-Kicker aus dem Pott, der die 90er für dich besonders verkörpert?

Tomasz Hajto ist für mich ein tolles Beispiel, wie es in den 90ern manchmal lief und heute nie mehr laufen würde. Nachdem der Eiserne Vorhang weg war, kamen auch viele Spieler aus dem Ostblock in den Westen und dort in eine völlig andere Lebensrealität. Hajto kam im Versace-Anzug an den Flughafen und wurde von Friedhelm Funkel erst mal dafür ausgelacht. Als er einen Toyota bekam, traute er sich nicht mal die Sitzbezüge runter zu machen und fuhr endlos durch den Kreisverkehr in Duisburg, weil er Angst hatte sich zu verfahren. Auf dem Platz war er ein knallharter Verteidiger, brach alle Gelb-Rekorde und hatte Einwürfe auf Lager wie andere Flanken.


Abseits von Schalke und BVB ist Joachim Hopp so etwas wie der Inbegriff des Ruhrpott-Kultkickers. Was macht ihn aus?

Hopp ist für mich eine Legende. Der Typ spielte schon Bundesliga und ging trotzdem noch bei Thyssen am Hochofen schuften. Wenn der vom Auswärtsspiel um 4 Uhr kam, stand er um 5:30 Uhr in Schicht 112 am Hochofen, um 6 Uhr gab’s vom Chef nen Einlauf – weil der unzufrieden mit seiner Leistung beim Spiel war. Profivertrag und 6 Stunden Knochenjob zeitgleich – glaubt dir heute kein Mensch mehr. Stell dir mal Süle bei BMW am Band vor. Keine Ahnung, wann er noch Zeit dafür hatte, aber Hopp zog natürlich auch gern um die Häuser, seine Vertragsverlängerung mit Präsident Dieter Fischdick ist die wohl tragischste der Bundesliga-Geschichte – das lass ich aber mal so als Cliffhanger stehen.

Sterben Kult-Kicker aus? Wen ihr ein Buch über Kult-Kicker der heutigen Zeit machen würdet, wer bliebe da noch?

Die Zeit verzerrt da auch viel. Ich glaube Jungs wie Sandro Wagner wird man in 20 Jahren auch als Kult-Kicker abfeiern, während man sie heute für ihre offene Art eher belächelt oder beschimpft. Das Internet ist natürlich da auch kein Vorteil und dass dann noch Agenten und Berater hinter den Jungs stehen und ihnen Sätze hinlegen, die sie bei jedem Interview sorglos sagen können, killt dann den Rest. Heute werden die Spieler aus anderen Gründen Kult. Das ist auch ok so.

Wie damals Ansgar Brinkman einen Clown mieten, der auf dem Rücksitz vom Auto Seifenblasen macht und damit durch die Stadt düsen, das geht heute einfach auch nicht mehr. Brinkmann hat das ja erst viel später erzählt – heute wären nach einer Stunde 40 verschiedene Videos davon online und er für den kommenden Samstag nicht im Kader.