RB Leipzig hat im Derby bei Dynamo Dresden mit 2:0 geführt – und verloren. Das lag an den gegnerischen Fans, aber auch an mangelnder Erfahrung.
Leipzig.
Am Tag nach dem Pokalspiel in Dresden schien die Sonne über den Trainingsplatz von RB Leipzig. Dieses Auslaufen hätte für die Spieler das reinste Vergnügen sein können. Schiedsrichter Felix Brych hätte die Partie bei Dynamo nach 45 Minuten einfach nur abpfeifen müssen, dann wären die Leipziger jetzt als Sieger über den Rasen getrabt.
Stattdessen aber ging dieses aufgeladene innersächsische Duell über die volle Pokal-Länge – 120 Minuten plus Elfmeterschießen. Und es gewannen nicht die Erstliga-Aufsteiger, die bis zur Pause durch ein Tor von Marcel Sabitzer (15.) und einen Handelfmeter von Dominik Kaiser 2:0 (45.) geführt hatten, sondern die Zweitliga-Rückkehrer aus Dresden. Der frühere RB-Profi Stefan Kutschke traf doppelt (47., Foulelfmeter und 74.) – also Elfmeterschießen. Alle Dresdener trafen, bei RB verschoss Kaiser, Endstand 7:6.
So kann man natürlich verlieren. Auch in der ersten Runde. Auch gegen einen Zweitligisten. Aber auch nach einer 2:0-Führung?
Diese Frage, die ließen sie in Leipzig gar nicht erst vor sich hin gären. Nur 14 Stunden später standen am Rand des Auslaufparcours Trainer Ralph Hasenhüttl, Sportdirektor Ralf Rangnick und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zusammen. Größer und gewichtiger geht es bei RB Leipzig nicht. Jeder sollte sehen: Sie halten natürlich zusammen. Und: Sie lassen das jetzt nicht unbeantwortet.
Dynamos Stadion ist ein Tollhaus
Denn das in Dresden, das ist nicht irgendeine Pleite gewesen. Das war für RB eine Niederlage auf zwei Ebenen. Die eine war die Art, wie Leipzig diese Partie entglitten war. Dynamo brauchte für die zweite Halbzeit einen neuen Matchplan, Kapitän Marco Hartmann berichtete, man sich für „Feuer frei“ entschieden: „Man braucht ein, zwei Aktionen, und man zündet die gesamte Bude hier wieder an.“ Das Stadion in Dresden ist ein Tollhaus, darin ein Stehblock mit gut 8000 Fans; Ultras, ein paar ganz harte Jungs. Es gab nicht eine Minute, in der dieser Block nicht sang, tanzte, brüllte, pfiff. Nach der Pause war der K-Block voll mit Anti-RB-Bannern. Irgendwann flog auch noch ein abgetrennter Bullenkopf über den Zaun. Jetzt kontrollierte Dynamo mit Stehblock-Fußball die Partie, drehte, siegte und konnte nicht anders, als den ungeliebten Gegner noch einmal zu reizen. Spieler und Trainer stülpten sich Trikots des Brauerei-Sponsors Feldschlösschen über, auf denen stand: „Feldi statt Brause“.
„Dass nach dem Anschlusstreffer das Stadion kommt, war klar“, sagte Leipzigs Trainer Hasenhüttl. „Nicht klar war hingegen, warum wir uns haben so von unserem Spiel abbringen lassen. Es gab keinen Grund, so aus dem Tritt zu kommen.“
Wirklich nicht? Im Trainingslager in Grassau am Chiemsee, da hatten Hasenhüttl und Rangnick noch erklärt, es sei überhaupt kein Nachteil, dass RB den jüngsten Kader der Bundesliga haben wird. „Erfahrung“, hatte Rangnick gesagt, „werde überbewertet.“ Jetzt nach dem Spiel in Dresden war genau das eine zweite Ebene, auf der sie diese Partie verloren hatten. Am Sonntag musste Hasenhüttl zugeben, dass RB Leipzig „Cleverness“ gefehlt habe. Erfahrung eben.