Ben und Mia führen seit Jahren die Hitliste der Vornamen an – Aber: Eltern kommt es bei der Namenswahl auch auf Individualität und Bedeutung an
Rheinberg/Alpen/Sonsbeck/Xanten.
Kurz müssen sie sein. Und sich leicht einprägen, dann sind sie ganz weit vorn. So wie Mia und Ben. Seit Jahren führen sie bei Eltern in ganz Deutschland die Hitliste der Vornamen für den Nachwuchs an – und auch in unserer Region sind Ben und Mia beliebt: in Alpen etwa, haben sie es im vergangenen Jahr bei den Neugeborenen auf Platz eins der Mädchen- und Jungennamen geschafft.
Fußball, Bibel oder Rockstar
Aber warum liegen kurze Namen für Babys gerade so im Trend? „Bei Vornamen wie Ben oder Mia liegt nahe, dass sich die Eltern an einem langen Nachnamen orientieren“, glaubt Martina Opgenorth. Die Diplom-Psychologin aus Rheinberg-Millingen vermutet zudem: „Die Schreibweise ist einfach. Mia klingt durch die Endung auf ,a’ sehr weiblich und ist eine Abwandlung von Maria. Die Namenswahl kann also auch als Anlehnung an den Namen der Großmutter beispielsweise verstanden werden.“
Auch biblische Namen wie Noah seien beliebt – „weil sie positiv besetzt sind, Noah war ein sehr zuversichtlicher Mann“, sagt Martina Opgenorth. Oder solche mit Bedeutung: „Felix kommt von Felicitas, der Glückliche. Mit dem Namen will man seinem Kind auch etwas mitgeben.“
Andere Eltern orientieren sich bei der Namenswahl lieber an musikalischen oder sportlichen Größen – Phil (Collins) und Liam (Gallagher) etwa teilen sich bei den im vergangenen Jahr in Rheinberg geborenen Jungen mit Maximilian und Leon den ersten Platz. In Xanten führt Mats (Hummels) eindeutig die Hitliste bei den Jungen an. Die Psychologin vermutet: „Es gibt zwei Bewegungen: Die Eltern, die modisch dabei sein wollen. Sie nennen ihre Kinder Emma, Luca oder Leon. Oder die, die ihren Kindern Individualität mitgeben wollen und einen ausgefallenen Namen suchen.“ Ob man einer Emely-Hope oder Lilly-Mae aber wirklich einen Gefallen mit ihrem Namen tut? Opgenorth sagt: „Nein. Sie fallen immer wieder auf. Überall, wo sie neu sind, müssen sie ihren Namen buchstabieren.“ Gerade Kindern im Grundschulalter fehle dafür noch das Selbstbewusstsein.
Auch geschlechtsneutrale Namen wie René, Hagen oder Kim sieht die Psychologin kritisch. „Sie werden kaum noch vergeben. Es dient auch nicht dem Wohl des Kindes, wenn man nicht sofort weiß, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt.“
Dass Kinder, die Kevin oder Mandy heißen, nur wegen ihres Namens von Lehrern schlechter benotet würden als ein Maximilian oder eine Anna habe sich Studien zufolge in der Vergangenheit bestätigt. „Wenn Kevin etwas Gutes in der Schule sagt, nehmen viele Lehrer das nicht wahr“, sagt die Psychologin. Inzwischen habe sich das aber verändert: „Durch selbstkritisches Handeln gehen viele Lehrer heute bewusst gegen vorurteilsgeleitete Erwartungshaltungen an.“ Als wenn die Namenswahl nicht schon schwer genug wäre, gibt Martina Opgenorth den Tipp: „Besser keinen Namen nehmen, der in der Verwandtschaft schon vorkommt. Weil man sich dann immer mit der Großmutter oder dem Vater vergleicht.“ Der Name gehöre wesentlich zur Identitätsfindung dazu – und: „Er begleitet einen Menschen sein ganzes Leben.“