BVB-Fan Jan-Henrik Gruszecki hofft, dass die Verbände in der Sicherheitsdebatte nach dem Pariser Terror und der Länderspielabsage „nicht durchdrehen“.
Dortmund.
Mit Angst ins Stadion? Davon will Jan-Henrik Gruszecki nichts wissen. Der 31-Jährige war bei der großen Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball vor drei Jahren einer der Sprecher der „12:12“-Kampagne, mit der in der Bundesliga vehement gegen verschärfte Maßnahmen in den Stadien protestiert wurde. Nach dem Terror-Schock von Hannover will er an diesem Freitag auf jeden Fall trotz der angespannten Sicherheitslage zum Spiel seines Herzensclubs Borussia Dortmund in Hamburg fahren. Im Interview sagt Gruszecki, einer der Macher des Films „Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“: „Ich kenne keinen, der wegen dieser Ereignisse sagt: Jetzt gehe ich nicht ins Stadion.“
Herr Gruszecki, gehen Sie nach den Anschlägen von Paris und der Absage des Länderspiels von Hannover am Wochenende mit einem mulmigen Gefühl ins Stadion?
Jan-Henrik Gruszecki: Angst habe ich nicht. Angst will ich vor allem nicht haben. Diesen Triumph möchten wir diesen Geisteskranken nicht überlassen. Aber es ist schon ein eigenartiges Gefühl. Wir spielen an diesem Freitag beim Hamburger SV, es ist schwer, die Gefühlslage in Worte zu fassen. Ich kann wohl erst am Freitagabend beurteilen, wie es wirklich ist.
Aber Sie gehen zum Spiel?
Gruszecki: Ja, klar. Auf jeden Fall!
Haben Sie schon von Fans gehört, die lieber zu Hause bleiben wollen?
Gruszecki: Nein, ich kenne keinen. Ich kenne keinen, der wegen dieser Ereignisse sagt: Jetzt gehe ich nicht ins Stadion.
Sind spezielle Aktionen angedacht, Spruchbänder oder Ähnliches?
Gruszecki: Nein, nicht dass ich wüsste. Ich wünsche mir, dass es so weiter geht, wie es war. Ich möchte mir auch von denen nichts kaputt machen lassen.
Was halten sie von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen?
Gruszecki: Ich wünsche mir vor allem, dass die Verbände jetzt nicht durchdrehen und irgendwelche Maßnahmen einführen, die auch nichts bringen. Wer einen Terroranschlag machen möchte, lässt sich auch nicht von Kontrollen oder personalisierten Tickets abhalten. Wäre das so, dann würde ja im Flugbetrieb nie etwas passieren. Es lässt sich einfach nicht hundertprozentig verhindern, dass Anschläge verübt werden. Es geht ja hier nicht nur um Fußball-Veranstaltungen: Jetzt fängt auch die Zeit der Weihnachtsmärkte an. Will man vor jede Glühweinbude Sicherheitsleute stellen? Das geht ja gar nicht. Und das würde unsere Gesellschaft kaputt machen. (dpa)