Oberhausen. Tore, Leidenschaft und die Urgesteine der Fußball-Bundesliga – all das erlebten die Zuschauer beim 3. NRW-Traditions-Hallenmasters, bei dem die „Altstars“ von Schalke, RWE, RWO, Fortuna Düsseldorf, dem MSV Duisburg und VfL Bochum aufspielten.
„Hintermann! Hintermann“, brüllen seine Teamkollegen, die gespannt an der Bande lehnen. Gerd Zewe befreit sich geschickt mit einer Drehung von seinem Gegenspieler und schlägt den Ball nach vorne.
Zewe, Pirsig, Kurth und Lameck
Fast wie in alten Zeiten: Von 1972 bis 1987 spielte Zewe für Fortuna Düsseldorf, in der Fußball-Bundesliga absolvierte er 440 Partien und erzielte 42 Treffer. 1979 stand er sogar im legendären Finale des Europapokals der Pokalsieger (FC Barcelona – Fortuna Düsseldorf 4:3 nach Verlängerung), vier Mal lief er für die Nationalmannschaft auf.
Heute ist Zewe 57 Jahre alt, aber dem Fußball ist er treu gebelieben. Der Fortuna ebenfalls: Im roten Düsseldorf-Dress lief er beim 3. NRW-Traditions-Hallenmasters auf – und traf dabei auf zahlreiche alte Bekannte: Den 62-jährigen Detlef Pirsig zum Beispiel, der im weiß-blau zebragestreiften Trikot noch einmal für den MSV die Fußballschuhe schnürte. Pirsig war jahrelang eine der Säulen der Duisburger Abwehr. Er bestritt zwischen 1965 und 1977 337 Spiele für Duisburg und erzielte dabei zehn Tore.
Oder Frank Kurth (45), der bei Rot-Weiss Essen zum Kultkeeper wurde, nach Abschluss seiner aktiven Karriere 2001 dort sogar kurzzeitig das Traineramt übernahm und heute fest zum Kader der Traditionsmannschaft gehört.
Auch Michael „Ata“ Lameck (58), das bekannte „Aushängeschild“ der Traditionself vom VfL Bochum, war nach Oberhausen gekommen. Zwischen 1972 und 1988 lief er 518 Mal für Bochum auf und schoss 37 Tore.
Oder Matthias Herget (52), der in der zweiten Liga für Rot-Weiss Essen, Bayer Uerdingen und Schalke insgesamt 196 Spiele absolvierte. Beim Traditions-Masters trat er gemeinsam mit den anderen Schalke-„Altstars“ an.
Der sportliche Ehrgeiz ist immer noch wach
„Es ist schön, hier die alten Kumpels wiederzusehen, gegen die ich früher gespielt habe“, freute sich Gerd Zewe. Die Punkte wollte er den anderen Mannschaften jedoch nicht kampflos überlassen. „Nach all den Jahren hat man immer noch sportlichen Ehrgeiz“, so der 57-jährige Düsseldorfer. Franz-Josef „Pino“ Steininger pflichtete ihm bei: „Natürlich – vor allem gegen die Revierrivalen verliert man nicht gerne, daran hat sich bis heute nichts geändert.“
Steininger hatte in seiner aktiven Zeit jahrelang für den MSV Duisburg auf dem Platz gestanden. Heute hat er seine Karriere längst beendet. An „seinen“ Meiderichern hängt er aber immer noch. „Klar, ich fühle mich dem MSV sehr verbunden. Ich hoffe, dass wir in der ersten Liga bleiben. Aber das wird ganz schwer“, erklärte der „Altstar“, bevor ihm mit freundlicher Bestimmtheit ein Stift in die Hand gedrückt wurde: „Bitte mal hier unterschreiben, ja?“
Die Fans – beim Hallen-Traditions-Masters konnten sie ihren Idolen ganz nahe kommen. Autogrammjäger wie Werner Gninka aus Gelsenkirchen witterten daher ihre Chance. Der 53-jährige Schalke-Fan sammelt seit vielen Jahren die Abziehbilder der Bundesligaspieler – und lässt sie signieren. Zum Hallenmasters war er daher vor allem gekommen, um Unterschriften von Dariusz Wosz und Peter Peschel abzustauben. „Die habe ich nämlich noch nicht.“
Andere Fans hingegen waren weniger an schnörkeligen Autogrammen als an guter Stimmung interessiert: Vertreter der beiden „Knappen“-Fanclubs „Die wilden Raphaelos“ und „Blue-White Gauchos“ hatten sich hinter einer großen Schalke-Fahne auf der Tribüne postiert, um die Traditionskicker rund um S04-Betreuer Klaus Senger anzufeuern. „Schalke ist Schalke – ob die aktuelle Mannschaft oder eben die Oldies“, erklärten die Königsblauen fröhlich und stimmten lautstark an: „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid!“
Zwar stimmten nicht viele andere Zuschauer in den Gesang ein – das Schalker Team setzte sich trotzdem gegen Düsseldorf, Duisburg und Oberhausen durch. Das reichte am Ende für den zweiten Platz in der Gesamtwertung – direkt hinter dem VfL Bochum, der das Hallenmasters dank des besseren Torverhältnisses gewann. Auf Rang drei kam RWE, gefolgt von Oberhausen und Düsseldorf. Der MSV Duisburg wurde Letzter mit null Punkten.
Beste Torschützen des Turniers wurden mit jeweils acht Treffern Dirk Eitzert (VfL Bochum) und Thomas Kerwer (FC Schalke 04). Bester Torwart wurde Jürgen Zeegers (MSV Duisburg).