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Eine Wiedervereinigung auf Zeit

Iserlohner Stefan Windscheif mit altem Partner nach Rio

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Foto: dpa
  • Stefan Windscheif und Alexander Walkenhorst trennen sich vor einem Jahr
  • Beim Continental Cup kann sich ein weiteres deutsches Duo für Olympia qualifizieren
  • Erst ein deutsches Team ist in Rio sicher dabei

Hagen. 

Stefan Windscheifs Weg nach Rio de Janeiro schien im Nichts zu enden. Der Iserlohner Beachvolleyballer trennte sich im vergangenen Sommer von seinem Partner Alexander Walkenhorst, nachdem das Duo Spielfreude und Vertrauen zueinander verloren hatte. Mit Sebastian Fuchs startete Windscheif zwar noch einmal neu in der Olympia-Qualifikation, doch die ganz große Aufholjagd blieb aus. Der Traum von den Olympischen Sommerspielen in Brasilien war geplatzt.

Eigentlich könnte diese Erzählung an diesem Punkt bereits aufhören. Unspektakulär und unbefriedigend.

Ein Abzweig führt den 28-Jährigen jedoch plötzlich wieder in Richtung Rio de Janeiro. Wenn auch nur schemenhaft, so ist Olympia ganz in der Ferne doch zu erkennen. Und als sei diese Wendung noch nicht überraschend genug, hat der Weg Windscheif wieder mit seinem alten Partner Alexander Walkenhorst zusammengeführt.

Die ganze kuriose Geschichte geht so: Weil mit Markus Böckermann/Lars Flüggen nur ein deutsches Duo über die Qualifikationsrangliste das Rio-Ticket gebucht hat, kämpft der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) beim europäischen Continental Cup im norwegischen Stavanger vom 23. bis 26. Juni um einen zweiten Olympia-Startplatz. Bei dem Turnier treten jeweils zwei Teams für ihr Land an. Gemäß der Rangliste nominierte der DVV neben Kay Matysik/Jonathan Erdmann auch die eigentlich im Unfrieden geschiedenen Windscheif und Walkenhorst.

„Wir haben beide innerhalb von zwei Tagen gesagt: Wir machen das“, sagt Windscheif. „Wir brauchen beim Continental Cup die besten verfügbaren Leute, denn an dem Turnier hängt viel für alle Kaderspieler.“ Der Iserlohner denkt dabei vor allem an Fördergelder und nicht zuallererst an die Olympia-Qualifikation. Denn sollte Deutschland in Stavanger gewinnen, „wäre es das Fairste, wenn Matysik/Erdmann den Startplatz bekommen“, meint der Abwehrspieler. Die Paarung hat die Olympischen Spiele über die Rangliste nur knapp verpasst und ist hinter Böckermann/Flüggen in Deutschland derzeit die Nummer zwei.

Ein Entscheidungsspiel um das mögliche letzte Rio-Ticket haben Windscheif und Walkenhorst bereits abgelehnt. Doch der 28-Jährige macht eine Einschränkung: „Wenn wir beim Continental Cup allerdings ständig die Kohlen aus dem Feuer holen, dann müssten eigentlich Alex und ich den Startplatz kriegen.“

Kaum zu glauben

Sollte das einst zerstrittene Duo tatsächlich gemeinsam in Brasilien im Sand stehen? „Das wäre wirklich kaum zu glauben“, sagt Windscheif und muss bei diesem Gedanken lachen. „Diese Option ist auch weiter unwahrscheinlich, aber unser gemeinsamer Olympia-Traum lebt doch irgendwie weiter.“

In diesen Tagen bereiten sich die beiden deutschen Duos in einem Trainingslager in Köln auf den europäischen Continental Cup vor. „Wir verstehen uns ganz gut“, versichert Windscheif. Ist die vor knapp einem Jahr in den Medien geräuschvoll ausgetragene Trennung von Walkenhorst tatsächlich vergessen? „Wir haben kein größeres Problem miteinander, sondern haben direkt mit dem Training losgelegt, als wäre nie etwas gewesen“, sagt der 1,88-Meter-Mann.

Die neue Gelassenheit mag auch die verstrichene Zeit gebracht haben. Mit etwas Abstand betrachtet der Beachvolleyballer das Auseinandergehen jedenfalls reflektiert: „Aus heutiger Sicht würden wir es wohl anders machen und uns nicht sofort trennen.“ Eine ein- oder zweimonatige Pause, um sich danach mit einem anderen Trainerteam zusammenzuraufen – diese Lösung würde Windscheif stattdessen wählen.

Durch die überraschende Wiedervereinigung ist die Zeit nun zurückgedreht worden, obgleich Windscheif betont, wie zufrieden er mit dem Zusammenspiel mit Sebastian Fuchs ist. Beim europäischen Continental Cup rettet er jedoch wieder für Alexander Walkenhorst die Bälle. „Man merkt im Training, dass wir eine gemeinsame Vergangenheit haben. Dennoch wird es in Stavanger nicht einfach. Wir müssen jeden Tag als Nationalmannschaft Topleistungen zeigen“, sagt Windscheif.

Gelingt den beiden deutschen Duos dies, winkt aller Wahrscheinlichkeit nach Matysik/Erdmann der zweite Rio-Startplatz. Nach dieser Geschichte voller Umwege und Wendungen sollte es allerdings auch niemanden sonderlich überraschen, wenn am Ende doch Stefan Windscheif seinen Traum von Olympia Realität werden lässt.