Seit 2003 spielt Andreas Lambertz, genannt „Lumpi“, für die Düsseldorfer Fortuna. Als er anfing, in Liga vier. Jetzt haben Fortuna und er Chancen auf die Bundesliga.
Düsseldorf.
Wenn man wissen möchte, was für ein Typ Andreas Lambertz ist, muss man ein Jahr zurück gehen.
Sein Verein, Fortuna Düsseldorf, hatte sich gerade im sechsten Saisonspiel die sechste Niederlage eingehandelt, ein 0:1 gegen Bochum. Schlechter kann man nicht starten. Andreas Lambertz, den alle Welt nur „Lumpi“ nennt, griff am nächsten Tag zum Telefon und rief den Vereinspräsidenten an. Lambertz machte sich dafür stark, den Trainer zu behalten. „Ich will ja nicht behaupten, das habe damals den Ausschlag gegeben“, sagt Lambertz heute, „aber es wäre fatal gewesen, sich zu trennen.“
Das passt zu Lambertz. Die vergangenen Monate haben ihm Recht gegeben, das auch. Düsseldorf landete am Saisonende auf Platz sieben. Am Samstag trifft die Fortuna erneut auf Bochum, vielleicht zum letzten Mal für längere Zeit, denn wie haben sich die Vorzeichen geändert: Düsseldorf ist Herbstmeister der 2. Liga, es ist der große Aufstiegsfavorit geworden, weil es die einzige ungeschlagene Mannschaft im deutschen Profi-Fußball stellt. Was sich nicht geändert hat: Norbert Meier ist immer noch Trainer. Und Lambertz immer noch Kapitän.
Anders kann man sich das auch nur schwer vorstellen. Lambertz kam in der A-Jugend zur Fortuna, er blieb bis heute. In einer Zeit, in der ein Spieler kaum länger als zwei oder drei Jahre bei einem Verein spielt, ist Lambertz das personifizierte Sinnbild des Düsseldorfer Aufstiegs. Als er 2003 den Sprung in die erste Mannschaft schaffte, war Düsseldorf gerade auf dem Tiefpunkt angekommen. Vierte Liga. Die großen Zeiten: Wehmütige Rentner-Geschichten. Die triste Realität: Spiele in Bergisch-Gladbach, bei Adler Osterfeld. „Überall waren wir die Attraktion, der große Favorit“, erinnert sich Lumpi Lambertz, „aber wir haben uns oft schwer getan. Wir mussten um jeden Aufstieg kämpfen.“
Neun Jahre hat es gedauert, jetzt dürfen sie in Düsseldorf wieder von der Bundesliga träumen. Lambertz hat jede Saison mitgemacht, er war und ist der Renner und Kämpfer im Mittelfeld. Er hat in der Regionalliga gespielt, lange in der 3. Bundesliga, jetzt in der zweiten Liga. Immer für Fortuna. Was auch sonst?
Andreas Lambertz hat sich darüber nie große Gedanken gemacht. „Vielleicht bin ja heimatverbundener als andere“, sagt er. Kann schon sein: Lambertz stammt aus Dormagen, er hat immer vor der Haustür gekickt, vor zweieinhalb Jahren hat er in Korschenbroich gebaut, er ist verheiratet, er hat zwei Kinder. Sesshafter geht’s kaum. Wer das ungewöhnlich findet, dem stellt Lambertz eine einfache Gegenfrage: „Warum hätte ich Düsseldorf verlassen sollen? Ich habe immer an das Potenzial des Vereins geglaubt.“
Es sieht so aus, als liege er da nicht verkehrt. Fortuna brummt, Lambertz merkt’s am eigenen Freundeskreis: „Beobachtet haben die immer, was wir so machen. Jetzt kommen sie ins Stadion. Es macht ja auch Spaß, uns zuzusehen.“ Und sollte Fortuna in die Bundesliga aufsteigen, wäre Lambertz Deutschlands einziger Profi, der diesen Weg von Liga vier in Liga eins beim gleichen Verein absolviert hat.
Stolz? „Dann wäre das eben so“, sagt Lambertz nüchtern, „ich lebe nicht in der Vergangenheit.“ Natürlich denkt er an den Aufstieg, aber sein Trainer hat ihn da geprägt: Was am Saisonende sein könnte, wird ausgeblendet, es geht von Spiel zu Spiel. So wie Norbert Meier es vorgibt. „Damit“, nickt Lambertz, „sind wir bis lang ziemlich gut gefahren.“
Bleibt noch der Lumpi. Den Namen hat ihm sein früherer Mitspieler Michael Rösele verpasst. Was er bedeutet? Lambertz zuckt die Schultern. „Keine Ahnung. Nur meine Eltern sagen Andi, für alle anderen bin ich Lumpi. Das Ding ist haften geblieben.“ Passt ja.