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Die wilde Henne aus Österreich

Die wilde Henne aus Österreich

Auf diesen Dienstag hat Daniela Iraschko lange warten müssen. Seit 1995 springt die Frau mit den kurzen Haaren – mal violett, blond oder schwarz – mit ihren langen Latten von den Schanzen. Nach langem Kampf um olympische Gleichberechtigung gehen heute erstmals auch bei Winterspielen Skispringerinnen an den Start.

Die 29-jährige Österreicherin, die seit ihrer Hochzeit mit einer Innsbrucker Ärztin offiziell Iraschko-Stolz heißt, ist eine Pionierin ihres Sports. Als erste und einzige Frau der Welt stand sie sogar einen 200-Meter-Flug. Gold ist ihr Ziel, aber die leichtgewichtigen und jungen Konkurrentinnen wie der japanische 41-Kilo-Sprungfloh Sara Takanashi oder die gerade erst 15 Jahre alt gewordene Gianina Ernst wollen der Grande Dame des Skispringens den Sieg wegschnappen.

Zeit noch nicht reif?

Iraschko bezeichnet sich selbst als „wilde Henne“. Ein bisschen ruhiger ist sie aber schon geworden. Seit kurzem spielt sie nur noch in der zweiten Frauenfußball-Mannschaft von Wacker Innsbruck. Als sie noch in der „Ersten“ im Tor stand, brachte sie es bis zur österreichischen Vize-Meisterschaft.

Mit ihrer Homosexualität geht sie offen um. „Ich will mich nicht verstecken“, sagt sie, „ich bin glücklich. Nur das zählt.“ Viele hätten sich gewünscht, die Frau aus der Stadt Eisenerz wäre als Fahnenträgerin mit der österreichischen Mannschaft bei der Eröffnungsfeier eingezogen. Aber für eine zweite revolutionäre Neuerung nach der Einführung des Frauen-Skisprungs war die Zeit wohl noch nicht reif.

Thomas Lelgemann