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Der Piefke und der Nusser

Der Piefke und der Nusser

Kitzbühel. 

Das erste Gefühl im Ziel war nicht berauschend. Schon ganz gut zwar, aber Felix Neureuther wusste sofort, dass es noch ein bisschen besser, ein bisschen schneller gegangen wäre. Den Beweis lieferte Marcel Hirscher; der Österreicher startete im Finallauf des Kitzbüheler Weltcup-Slaloms ein paar Minuten später und fuhr Bestzeit. Das Rennen am Sonntag endete wie so viele Torläufe in dieser Saison: Mit einem Sieg von Hirscher und einem zweiten Platz von Neureuther. „Taktisch klug“, nannte Neureuther seine Fahrt im zweiten Durchgang, aber wie der erste etwas zu wenig aggressiv. „Marcel zeichnet dieser unbändige Siegeswille aus, der war bei mir heute ein bisschen zu wenig da“, fand der 28-Jährige.

Viermal stand Neureuther in dieser Saison im Slalom schon auf dem Podest und stets begleitete ihn Hirscher. „Es ist schön“, sagt der Deutsche, „dass es einen Konkurrenzkampf gibt zwischen einem Piefke und einem Nusser“, wie der Österreicher im bayerischen Sprachgebrauch manchmal genannt wird. Der Höhepunkt des Duells steht am 17. Februar, am letzten Tag der in gut einer Woche beginnenden alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Schladming bevor. Einen Vorgeschmack, was ihn dort erwartet, bekam Neureuther bereits. „In Kitzbühel hat sich ziemlich Druck aufgebaut,“, sagte er. „Ich habe probiert, locker zu bleiben. Das ist mir ganz gut gelungen.“ Neureuther kann es verschmerzen, dass er nach 2010 nicht seinen zweiten Sieg in Kitzbühel schaffte. Im Hinblick auf die WM, findet er, „schadet es nicht.“

Denn nun ist der Top-Favorit Hirscher, der zum ersten Mal am Ganslernhang gewann. „Wenn man zu den Großen gehören will, muss man einmal Kitzbühel gewonnen haben“, weiß der Gesamtweltcupsieger.

Einen Tag zuvor hatten die Österreicher noch gehadert, weil nach fünfjähriger Schweizer Dominanz wieder kein Abfahrer aus der Skination Nummer eins beim prestigeträchtigen Hahnenkammrennen ganz oben auf dem Podest gestanden war, sondern ein Italiener das Regiment im Tiroler Skiort übernommen hat. Der 23 Jahre alte Dominik Paris gewann bei seinem erst vierten Abfahrtsstart auf der „Streif“. Hannes Reichelt rettete als Dritter die Ehre der Gastgeber und wusste sich obendrein zu helfen, wie sein Land doch noch ein bisschen an Paris’ Sieg partizipieren kann. „Südtirol gehört ja fast zu Österreich“, sagte er.