Andy Kröckel ist einer der erfolgreichsten Dartspieler des Landes. In einer Kneipe Anfang der 80er Jahre entfachte seine Leidenschaft für den Sport. Mit Phil Taylor kann sich Kröckel aber nicht vergleichen.
Gladbeck.
Das Wohnzimmer in seinem kleinen Zechenhaus in Gladbeck ist übersichtlich und gemütlich. Große Couch, Kamin, Schrankwand. Andy Kröckel sitzt im Sessel, lächelt vor sich hin. Seit er in einer Fernsehsendung vorgestellt wurde, häufen sich die Pressse-Anfragen. Auch jetzt klingelt wieder das Telefon: Ein Sender hat Interesse an seiner Geschichte. Die Geschichte eines 26-maligen Deutschen Dart-Meisters.
Sie fing Ende der 80-er Jahre in einer Kneipe in Altenessen an. Dort warf Andy Kröckel die ersten Pfeile auf eine Dartscheibe, dort entfachte seine Leidenschaft für das Spiel. Als wenige Jahre zuvor die erste Dart-Welle von England nach Deutschland schwappte, da trat er noch vor den Ball. Nach dem Spiel zog er mit den Kumpels von Juspo Altenessen in die Kneipe und diskutierte bei Bier und Currywurst über nicht gegebene Elfmeter. Woche für Woche. Bis das Ritterschlösschen eröffnete. Und der Wirt eines Tages eine Dartscheibe aufhängte. „Da haben wir dann immer draufgehauen“, erzählt Andy Kröckel. Es wurde gelacht, geraucht, getrunken, ein Verein gegründet und kurze Zeit später die Deutsche Meisterschaft gefeiert.
Heute sieht das Spiel von Andy Kröckel anders aus: Bier gibt’s nur noch nach dem Wettkampf. Die Mienen beim Dart, sind konzentriert, die Witze dosiert. Das Ritterschlösschen gibt’s nicht mehr. Und Andy Kröckel haut auch nicht mehr nur einfach so auf die Scheibe. Er zielt und trifft meistens genau das, was er will. Denn es geht nicht mehr nur um das nächste Bier.
Seit 1994 spielt Kröckel für den DSC Bochum, den erfolgreichsten Verein der Republik. 51 Mal trat er schon für Deutschland an. Rekord. In der deutschen Rangliste sieht er sich am liebsten unter den Top fünf, doch eine Verletzung warf ihn zurück; er konnte monatelang nicht spielen. Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften am 29. Mai in Winnweiler in der Pfalz greift er wieder an.
Der Veranstalter teilt auf seiner Homepage mit, dass die Teilnehmer schwarze Stoffhosen tragen müssen. Dart ist eben nicht nur Kneipensport. Andy Kröckel spielt auch noch in Jeans und Turnschuhen. Zuhause in seinem Dartzimmer, in einer Bar oder auf der Arbeit. Dort ist der Elektroinstallateur mittlerweile zu einem Dartmissionar geworden. „Allerdings war es früher einfacher, ein Bierchen zu gewinnen“, sagt Kröckel lachend. Die Leute wollen nicht immer gegen den Meister verlieren.
Ob Phil Taylor noch mit seinen alten Kumpels spielt, kann Kröckel nicht sagen. Dafür weiß er aber, dass der britische Weltklassespieler es im Gegensatz zu ihm nicht mehr nötig hat, zu arbeiten. Werbeverträge und Preisgelder bescheren dem fünfzehnmaligen Weltmeister ein glamouröses Leben. Er ist ein Star in England. Und während Taylor sich die Spiele seines Lieblings-Klubs Stoke City in der Premier League ansieht, geht Kröckel seit 25 Jahren zu Rot-Weiß Essen. Er weiß, dass er sich nicht mit Taylor vergleichen kann. Will er auch nicht. 26 Meistertitel machen ihn zumindest in Deutschland zu einem der erfolgreichsten Dartspieler. Einmal allerdings, bekam auch sein Leben einen Hauch von Glamour. Als Freundin Beatrix bei einem Dart-Wettbewerb eine Reise nach Las Vegas gewann. Und sich die beiden dann in einer er berühmten „Wedding-Chapels“ das Ja-Wort gaben.