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„Brigade Hartmut Strampe“ – wenn der Schiri der Held ist

„Brigade Hartmut Strampe“ – wenn der Schiri der Held ist

Die Brigade Hartmut Strampe bei ihrem ersten Bundesligaspiel in Berlin. Die Schiedsrichterfahnen gehören zu ihrer Fanausstattung.
Die Brigade Hartmut Strampe bei ihrem ersten Bundesligaspiel in Berlin. Die Schiedsrichterfahnen gehören zu ihrer Fanausstattung. Foto: Foto: facebook/brigadehartmutstrampe
Die „Brigade Hartmut Strampe“ ist einmalig in der Ultraszene. Mit lautstarken Fangesängen unterstützen sie kein Team, sondern den Schiedsrichter auf dem Platz.

Essen. 

Der 12. Mann auf dem Platz hat es oft nicht leicht. Pfiffe, Beleidigungen oder Schuldzuweisungen bekommen die Schiedsrichter fast jedes Wochenende an den Kopf geworfen. Wenn der Lieblingsverein verliert, sind sie des Öfteren auch noch schuld. Unterstützung von den Rängen? – Fehlanzeige! Doch seit Kurzem können die Referees ihre eigene Ultra-Gruppierung verzeichnen. Unter dem Namen „Brigade Hartmut Strampe“ lassen 20 Fußball-Verrückte verschiedene Schiedsrichter während eines Spiels hochleben. Die Idee entstand auf einem Balkon in Berlin.

Motto der Gruppierung: Qualität ist Neutralität

„Schiri, wir wissen wo dein Auto stand, ist aufgetankt, ist aufgetankt!“ oder „Say it loud, say it clear, Referees are welcome here“. Diese nicht alltäglichen und eher ungewöhnlichen Fangesänge sind seit Neustem auf den Fußballplätzen in Berlin zu hören. Dahinter steckt die erste Schiri-Ultragruppierung, „Brigade Hartmut Strampe“, eine 20-köpfige Gruppe aus der Hauptstadt. Sie besteht aus Freunden und Bekannten, einer von ihnen ist Alex Brandt.

„Die Idee eine Ultragruppierung zu gründen, kam uns im Februar diesen Jahres. Wir haben uns auf dem Balkon unterhalten und wollten dabei etwas erfinden, was es noch nicht gab. Und so sind wir auf die Idee gekommen, eine Ultraszene für Schiedsrichter zu gründen“, berichtet er. Das Motto der Brigade: Unsere Qualität ist Neutralität.

Hartmut Strampe als ideales Gesicht für die Ultras

Dass der Name der Gruppierung dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Hartmut Strampe gewidmet wurde, hat mehrere Gründe. „Er ist einer der legendärsten Schiedsrichter. Zunächst sein äußeres Erscheinungsbild mit Schnäuzer und dem Bürstenhaarschnitt. Das war einfach ideal als Gesicht für den perfekten Referee“, erklärt der Berliner. „Strampe ist aber nicht nur deshalb unsere Ikone. Auch wegen eines besonderen Rekordes.“ Dieser sei auf das Bundesligaspiel am 7. April 2001 zurückzuführen. Damals verteilte er bei der Partie Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München zehn Gelbe, eine Gelb-Rote und zwei Rote Karten. Bis heute konnte diese Höchstleistung nicht geknackt werden.

Hartmut Strampe war in den Jahren 1991 bis 2003 Schiedsrichter der 1. Fußball Bundesliga. Bei seinem ersten Bundesligaeinsatz am 27. August erlebte er gleich Historisches. Im Spiel MSV Duisburg gegen den Karlsruher SC, welches die Zebras mit 6:2 gewannen, schoss der Duisburger Spieler Michael Tönnies den bis vor kurzem noch schnellsten Hattrick der Bundesligageschichte. Mittlerweile steht dieser in der Biografie von Robert Lewandowski (FC Bayern München).

Kritische Blicke von Fußballfans sind immer dabei

Ihren ersten Support-Einsatz hatten die Schiri-Ultras am 12. September beim Spiel von Hertha BSC Berlin gegen den VfB Stuttgart. Ausgestattet mit Fan-Banner, selbst bedruckten Schals und nachgestellten Schiedsrichter-Fahnen schrien sie den Schiedsrichter der Partie, Tobias Stieler, zum „Sieg“ und sorgten dabei für viel Aufsehen. Auch seine Assistenten seien für Szenen, wie Auswechslungen oder Nachspielzeit anzeigen, bejubelt worden. Doch was ist mit Fehlentscheidungen? Werden diese auch positiv aufgegriffen? „Klar. Dann eben mit »Jeder macht mal Fehler, ohohohohoh“, erklärt Brandt.

Gerade das scheint den eingefleischten Fans sicher nicht zu schmecken. Die Reaktionen hielten sich dennoch in Grenzen. „Die Fans in unserer Ecke haben uns schon den ein oder anderen kritischen Blick zugeworfen. Letzten Endes ist aber alles harmlos verlaufen und wir konnten den Schiedsrichter bis zum Abpfiff durchfeiern“, so Brandt. Die Ultra Gruppierung fiel neben ihren Anfeuerungsrufen vor allem durch ihre „Vereins-Farben“ rot und gelb auf. Diese seinen an die Farben der Schiedsrichterfahnen der Assistenten auf dem Platz angelehnt. Diese gehört bei jedem Spiel zu der Fanausstattung. Anstatt großer Fan-Fahnen werden die nachgestellten Schiri-Fahnen geschwenkt.

Die Brigade Hartmut Strampe wird in Berlin jetzt öfters an der Seitenlinie oder auf den Rängen in größeren Stadien zu sehen sein. „Wir entscheiden immer spontan welche Spiele wir besuchen. Da ja fast überall in Berlin ein Schiedsrichter zu finden ist, brauchen wir nicht großartig zu planen. Ob Kreisliga, Oberliga oder Bundesliga überall macht es Spaß“, berichtet der Berliner. Im Amateurfußball habe es bereits positives Feedback von den Unparteiischen gegeben, das erfreue die Truppe.

Kann ich Teil der Brigade werden?

Nicht nur von den Referees bekommen sie Rückmeldung, auch auf ihrer Facebook-Seite wächst die Fan-Anzahl. Die Brigade scheint in der Deutschen Fußball-Fan-Szene angekommen zu sein. Alle, die Teil der Brigade werden wollen, können dies tun. „Jeder der Bock darauf hat, kann Mitglied der Brigade Hartmut Strampe werden. Wir sind offen für alle, und freuen uns auf neue Gesichter“, so Alex Brandt.