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Ziegenstall und Kanalisationsrohr als Hotelersatz

Ziegenstall und Kanalisationsrohr als Hotelersatz

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In ganz Deutschland bieten Tourismusveranstalter außergewöhnliche Schlafstätten an (dapd)
Eine Nacht im Kanalisationsrohr, die nächste im Weinfass und zum Schluss eine Übernachtung im Gefängnis. Wer möchte, kann durch Deutschland reisen und nicht einmal in einem konventionellen Übernachtungsetablissement geschlafen haben. Alles stilecht und zudem günstig.

Berlin. 

Gefängnisse, Kanalisationsrohre und Ziegenställe: Orte, mit denen wohl nur wenige erholsame Nächte und Urlaub verbinden. Und doch sind kuriose Schlafstätten bei Touristen in Deutschland immer häufiger gefragt. In Hessen können Gäste in Weinfässern übernachten, in Brandenburg nächtigen Besucher in ehemaligen Bauwagen. Nach Angaben von Tourismusanbietern werden die ungewöhnlichen Orte gut angenommen.

In den Zellen des alten Amtsgerichts im nordrhein-westfälischen Petershagen übernachten beispielsweise pro Saison bis zu 700 Gäste, wie Pächter Martin Humcke der Nachrichtenagentur dapd sagte. Stilecht wird dort in metallenen Doppelstockbetten geschlafen und wer will, kann sich sogar einen gestreiften Sträflingsanzug leihen. „Manche nehmen ihn als Schlafanzug, andere laufen den ganzen Tag darin herum“, sagte Humcke. Die Nacht kostet 25 Euro pro Person.

Eine Nacht im Gefängnis

Auch im ehemaligen Untersuchungsgefängnis in Kassel können Gäste ihre Nächte verbringen. Draußen auf den Mauern windet sich Stacheldraht, drinnen reiht sich auf den mit Linoleum ausgelegten Gängen eine Zelle an die nächste: eng, mit brüchigen Fliesenböden und Neonröhrenbeleuchtung. Duschen gibt es nur auf dem Flur. „Die Leute nehmen das super gut an“, sagte Betreiber Gotthard Fels. „Und über 90 Prozent sagen hinterher: Das war eine tolle Erfahrung.“

Das 2009 geschlossen Gefängnis bietet anlässlich der Kunstschau Documenta zunächst nur bis zum 16. September Schlafplätze. Was danach mit dem Gebäude geschehe, sei noch nicht klar, sagte Fels.

Schlafplätze in Rohren

Doch es gibt noch einfachere Schlafstellen: Wer schon immer mal in einem Kanalisationsrohr träumen wollte, kann dies in Bottrop erleben. Das Parkhotel bietet seit 2011 Schlafplätze in fünf Rohren, die auf dem ehemaligen Gelände einer Kläranlage aufgestellt sind. „Anfänglich hatten wir gedacht, dass vor allem Radfahrer kommen würden, die eine günstige Übernachtungsmöglichkeit suchen“, sagte Gregor Evers, der für das Hotel der Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög zuständig ist. Doch es habe sich herausgestellt, dass der Kreis der Interessenten viel größer sei.

Touristen schliefen in Weinfässern 

Die Schlafplätze werden von Besuchern aller Altersklassen gebucht. Auch Rentner hätten schon in den Kanalrohren genächtigt. „Sie haben sich Klappstühle mitgebracht, sich abends vor ihre Rohre gesetzt und einen Wein getrunken“, berichtete Evers.

Auch im übrigen Deutschland gibt es zahlreiche außergewöhnliche Betten. Im hessischen Rüdesheim können Touristen bereits seit Anfang der 1970er Jahre in Weinfässern schlafen. In Brandenburg sind insbesondere schwimmende Ferienhäuser auf der Havel oder in der künstlichen Seenlandschaft der Lausitz gefragt. Mit Schlafstätten in einem Ziegenstall und auf Jäger-Hochsitzen bietet das Tourismusunternehmen Wildwald nahe Menden im Sauerland Naturliebhabern außergewöhnliche Orte an.

Indoor-Camping in Berlin-Neukölln

Auf Natur kommt es den Gästen des Indoor-Campingplatzes in Berlin-Neukölln gerade nicht an. Der „Hüttenpalast“ ist in die rustikalen Gemäuer einer ehemaligen Möbelfabrik gebaut. Jeweils drei individuell gestaltete Wohnwagen und -hütten stehen in dem lichtdurchfluteten Raum im Halbkreis beieinander. Die Einrichtung wurde im Mai 2011 eröffnet.

Auf dem Gelände solle vor allem das Gefühl von Geborgenheit und Zusammenhalt, wie es dies auch auf anderen Campingplätzen gibt, vermittelt werden, sagte Gründerin und Inhaberin Sabine Lorenzen. Zurzeit ist der „Hüttenpalast“ an allen Wochenenden bis Oktober ausgebucht. Eine Nacht im Wohnwagen kostet 65 Euro für zwei Personen. (dapd)

2012-07-16 11:45:00.0