Wie Ibiza oder St. Tropez: Alternative Sommerziele
Überall in Deutschland sind gerade Sommerferien. Wenn von legendären Urlaubsorten die Rede ist, fallen meist diese Namen: St. Tropez, Ibiza, Mallorca.
Berlin.
Doch wer im Trend sein will, sucht auch neue, außergewöhnliche Ziele. Manche davon bekommen dann sogar Beinamen, die einen Bezug zu berühmteren Orten haben: So gilt Zrce als das „Ibiza Kroatiens“ oder Hammamet als das „St. Tropez Tunesiens“. Auch wegen ihrer Schönheit oder anderer Besonderheiten werden Orte zu In-Zielen. Eine Auswahl alternativer Sommerziele 2016:
Kotor: Auch in diesem Jahr steht Kotor in internationalen Rankings wieder ganz vorn auf der Liste angesagter Mittelmeer-Destinationen – die Reisebuchmarke „Lonely Planet“ zum Beispiel kürte die montenegrinische Hafenstadt in ihrem Trend-Buch „Best in Travel 2016“ zur Stadt des Jahres. Das nach einem großen Erdbeben 1979 originalgetreu wiederaufgebaute mittelalterliche venezianische Städtchen steht auf der Unesco-Liste des Welt- und auch des Naturerbes.
Der Ort mit nur ein paar Tausend Einwohnern liegt malerisch am Ende einer tiefen Bucht, die von bis zu 1800 Meter hohen Bergen begrenzt wird. Krönung eines jeden Besuchs ist die Festung über Kotor, die einen einzigartigen Blick auf die atemberaubende Landschaft gewährt. Doch ist Der Aufstieg beschwerlich. Kotor droht – wie auch das benachbarte bekanntere Dubrovnik in Kroatien – Opfer seines touristischen Erfolgs zu werden. Große Kreuzfahrtschiffe bringen das Städtchen im Hochsommer an Aufnahmefähigkeitsgrenzen.
Zrce: Der Partystrand Zrce in der Nähe der kroatischen Stadt Novalija auf der Insel Pag ist seit Jahren ein angesagter Szenetreff – er gilt als „Ibiza Kroatiens“. Nicht unbescheiden sieht man sich in den Clubs dort oft als besserer Nachfolger spanischer Ziele wie eben Ibiza oder Lloret de Mar. Zehntausende bevölkern zurzeit die Region. Den Anfang machen traditionell Abiturienten aus Deutschland und Österreich. Das Publikum ist international. Nur nicht viel älter als 30 sollte man sein.
Ab nachmittags um drei geht es los mit freien Wodka-Drinks. Braungebrannte und gut gebaute Go-go-Tänzerinnen und -Tänzer heizen den Gästen ein. Animateure leiern Spiele und Schaumpartys an. Bekannte DJs und Rapper treten auf und sorgen für Euphorie auf den Tanzflächen. Erst um sechs Uhr in der Früh ist Schluss. Zum Nüchternwerden und für Sonnenbrand bleiben dann noch ein paar Stunden. Während es in Zrce den ganzen Sommer hoch hergeht, gab es bereits im Juli Partyleben-Konkurrenz bei Festivals in Split („Ultra Europe“) oder am weitläufigen Strand Jaz bei der Urlauberhochburg Budva in Montenegro („Sea Dance“).
Hammamet: Seit Tunesien von mehreren Terroranschlägen heimgesucht wurde, meiden viele Touristen das kleine nordafrikanische Land am Mittelmeer. Von Party bis Kultur und Natur hat es aber einiges zu bieten. Hammamet, das „tunesische St. Tropez“ – mit seinen Stränden und lebendigem Nachtleben – ist besonders beliebt, auch bei Tunesiern, die am Wochenende aus der Hauptstadt Tunis in den knapp eine Stunde entfernten Ort strömen.
In der Küstenstadt trifft mediterranes Feeling auf arabische Kultur. Allerdings hat der Urlaubsort etwas an Flair verloren, seitdem viele Besucher wegbleiben. Viele Gebäude, wie so oft an der Küste Tunesiens, sind nicht besonders schön, Hammamet hat aber eine charmante kleine Medina, einen alten Stadtkern, mit einer beeindruckenden Festung. Und wer von Party genug hat, kann abgelegene Strände nördlich der Stadt oder die Kulturorte Monastir und Mehdia im Süden besuchen.
Island: „Huh!“ Der Erfolg der isländischen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM hat einen Hype rund um die Wikinger und ihren Kampfruf ausgelöst. In den wenigen wärmeren Monaten ist deren Heimatinsel im Nordatlantik ohnehin ein Touristenmagnet. Jetzt aber strömen Urlauber auch nach Island, um auf den Spuren von Aron Gunnarsson und Co. zu wandeln.
Wer in den Heimatort des vollbärtigen Kapitäns gelangen will, muss wohl ein Auto mieten: Akureyri liegt ganz im Norden der Insel. Fußballfans, die weniger Zeit haben, können das Hotel Stracta im Süden ansteuern und dort hoffen, eine Berühmtheit zu erspähen: Es gehört dem 89-fachen Nationalspieler Hermann Hreidarsson. Ansonsten erzählt aber auch jeder der rund 320.000 Inselbewohner ausländischen Besuchern nur zu gern Geschichten vom isländischen Fußballwunder.
Spitzbergen: Longyearbyen auf der Inselgruppe Spitzbergen – in Norwegen sagt man Svalbard – gilt als die nördlichste Siedlung der Welt. Am Flughafen gibt es ein beliebtes Fotomotiv: ein Warnschild mit Eisbär, dazu Entfernungshinweise – Moskau beispielsweise 2611 km, Oslo 2046 km oder Hamburg 2743 km. Auch die nördlichste Kirche und den wohl nördlichsten Supermarkt der Welt findet man in dem Ort. Den Shop darf man nur unbewaffnet betreten; sonst aber werden Waffen beim Verlassen des Ortskerns empfohlen, weil um das Städtchen herum mehr Eisbären leben als Menschen, und die sind nicht unbedingt knuddelig und lieb.
Seit etwa 20 Jahren wächst der Tourismus in Longyearbyen – es gibt Hotels und Restaurants wie das szenige „Kroa“ und eine atemberaubende Natur mit Gletschern, Bergen und Fjorden. Ausflüge sind zum Beispiel per Schiff in die verlassene, frühere sowjetische Bergbausiedlung Pyramiden möglich. Das im wahrsten Sinne Highlight aber ist, dass es im Sommer 24 Stunden taghell ist – als Gegenstück zur 24-stündigen Finsternis der Polarnacht im Winter. (dpa)