Wer eine Weltreise plant, braucht nicht lange sparen. In Deutschland gibt es Orte wie Rom, Bethlehem oder Straßburg. Auch von Kanada geht es schnell nach Kalifornien und von dort aus nach Brasilien und Rußland.
Berlin.
In 24 Stunden um die Welt: Wer sich Philadelphia, Rom oder Brasilien anschauen möchte, setzt sich am besten ins Auto und fährt durch Deutschland. Hier liegen zahlreiche Dörfer und Ortsteile mit international bekannten Namen.
Start der Weltreise ist Bethlehem in Bayern. Bethlehem (in Lengenwang) hieß bis ins 19. Jahrhundert Bettelheim. Schließlich hätten hier besonders arme Menschen gewohnt, erzählt man sich. Von dort aus geht es weiter in die Türkei (in Crailsheim in Baden-Württemberg). Der Name entstand bereits im Jahr 1894, als türkische Gastarbeiter für den Bau einer Eisenbahnverbindung in die Stadt kamen.
In Baden-Württemberg liegt auch Straßburg (in Kißlegg): Hier sprechen die Menschen zwar kein Französisch, aber dafür ist der Bodensee ganz in der Nähe.
Heiraten in Rom, Wandern in Amerika
Alle Wege führen nach Rom – und dahin geht die Reise weiter. In Rom (bei Morsbach in Nordrhein-Westfalen) gibt es sogar einen Trevi-Brunnen, und man kann dort heiraten. Ein kleiner Wermutstropfen: Rom wurde weder von den Römern gegründet noch von ihnen bewohnt. „Rom“ soll stattdessen ein alter Ausdruck für Erz und Metall gewesen sein.
Von Rom aus geht es weiter über den Ort Alpen am Niederrhein bis nach Kanada. Die kleine Siedlung (bei Münchenbernsdorf in Thüringen) entstand in der Zeit um 1930. Damals rodeten die Bewohner Wald und bauten sich kleine Holzhäuser. „Dort sieht es ja aus wie in Kanada!“ sagten Passanten – und schon war der neue Name für die Siedlung geboren.
Das löst noch heute Verwechslungen aus: Schon oft nahm die Post nach Kanada einen Umweg über Montreal. Von Kanada aus erreicht der Reisende nach etwa fünf Stunden Autofahrt Amerika (bei Friedeburg in Niedersachsen). Seinen Namen hat das kleine Amerika von den Kolonisten, die hier im 19. Jahrhundert ansiedelten – zu einer Zeit, als viele andere Menschen wirklich über den großen Ozean reisen mussten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Zu Fuß von Amerika nach Rußland
Neben Amerika liegt Rußland. Eine Geschichte besagt, dass dort vor mehr als 100 Jahren ein armer Bauer wohnte, der wegen seines rauen Auftretens „Russe“ genannt wurde. Vielleicht rührte der Name aber auch daher, dass der Boden in dem Ortsteil karg und unwegsam war und den Leuten wie Russland vorkam. Amerika und Rußland sind übrigens mit einem Wanderweg verbunden. Wer die Strecke auf sich nimmt, erhält eine Urkunde mit dem Einreisestempel „Amerika.“
Möglich sind kurze Abstecher nach Ägypten (in Neuenkirchen) und Texas (in Groß Oesingen) – diese liegen ebenfalls in Niedersachsen. Oder der Weltreisende fährt direkt weiter nach Krakau (in Coswig, Sachsen-Anhalt) und von dort aus ins brandenburgische Philadelphia.
Sonnenbaden in Brasilien
Den Name Philadelphia (bei Storkow in Brandenburg) hat der preußische König Friedrich II. ausgesucht. Im 18. Jahrhundert ließ er brachliegende Landschaften in Brandenburg besiedeln, unter anderem die Plätzchen Hammelstalle und Häufchen. Man erzählt sich, dass die armen Kolonisten für die Ortsnamen verhöhnt wurden und sich mit einer Petition an ihren König wandten. Dieser benannte die Dörfer um, in Neu Philadelphia und Neu Boston. Schließlich war er ein Sympathisant des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
Wer noch etwas Zeit übrig hat, kann sich die brandenburgischen Plätzchen Kamerun und Afrika anschauen. Oder er fährt direkt nach Waterloo (Gemeinde Karstädt in Brandenburg). Seinen Namen erhielt das Plätzchen übrigens von einem Grafen, der 1815 an der Schlacht gegen Napoleon im belgischen Original teilgenommen hatte. Von Waterloo geht es weiter an die Strände von Kalifornien und Brasilien (Ostseebad Schöneberg, Schleswig-Holstein). Der Legende nach sank einst ein Schiff namens „California“ vor der Küste. Ein Bewohner fand am Strand eine Planke mit dem Schiffsnamen und hängte sie bei sich auf. Daraufhin wurde ein Nachbar neidisch und stellte ein Schild mit dem Namen „Brasilien“ auf.
Weltreise durch Deutschland für 415 Euro
Zum Abschluss der Reise geht es nach England (Nordseeheilbad Nordstrand, Schleswig-Holstein). Der Name stammt aus dem Plattdeutschen: Einst hieß der Fleck „Enges Land“ und bezeichnete den kleinen Hafen. Da das Ortsschild in der Vergangenheit gerne geklaut wurde, ist es mittlerweile extra fest montiert.
Die Weltreise ist nun zu Ende, sie führte quer durch sieben Bundesländer. Aber es geht noch schneller: In Schleswig-Holstein liegt der Ort „Welt“. Den kann man zu Fuß umrunden. Preiswert ist der Trip um die Welt per Auto auf jeden Fall: Für die rund 3.500 Kilometer bezahlt der Autofahrer bei einem Benzinverbrauch von acht Litern auf 100 Kilometer und einem Spritpreis von 1,50 Euro gerade mal 415 Euro. (dapd)