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Weihnachtsbaum-Export in Wüstenemirate boomt

Weihnachtsbäume für die Wüste

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Foto: Imago
Weihnachten ist mittlerweile ein globales Event. Weihnachtsbäume werden deshalb auch immer mehr zu Exportschlagern in muslimische Wüstenemirate oder nach Asien – auch wegen zahlreicher Touristen, die im Urlaub nicht auf ihre Tanne verzichten wollen. In Deutschland könnten deshalb die Preise steigen.

Berlin. 

Alles wird teurer – nur der Weihnachtsbaum nicht. Das zweite Jahr in Folge können sich die Deutschen über stabile Preise beim Kauf ihrer Nordmanntanne oder Blaufichte freuen. In vier, fünf Jahren allerdings könnten Weihnachtsbäume nach Einschätzung von Ursula Geismann vom Hauptverband Holzindustrie um einiges teurer werden: Zum einen nehme die Nachfrage aus dem Ausland zu, zum anderen denke mancher Weihnachtsbaum-Produzent über den Anbau lukrativerer Pflanzen nach.

Weihnachten wird zunehmend zum globalen Fest: Prachtvoll geschmückte Tannenbäume stehen nicht mehr nur vor dem Brandenburger Tor in Berlin, dem Rockefeller Center in New York und in Millionen Wohnzimmern der christlichen Welt. Längst glitzern auch in den Luxushotels und Einkaufspassagen der muslimischen Wüstenemirate Dubai und Abu Dhabi prächtig illuminierte Christbäume.

Exportschlager Weihachten

„In die Vereinigten Arabischen Emirate werden seit Wochen Tannenbäume geflogen“, erzählt Geismann. Dort, wo viele wohlhabende Europäer und US-Bürger Weihnachten feiern, dürfe ein ordentlicher Weihnachtsbaum nicht fehlen. „In der Luxusklasse riecht es dann auch nach echter Tanne“, weiß die Verbandssprecherin.

Auch asiatische Länder würden zunehmend dem romantischen Charme des Weihnachtsfests erliegen, sagt Geismann, die in der globalisierten Welt ein zunehmendes Bedürfnis nach traditionellen Festen sieht. Gemeinsam mit Skandinavien exportiere Deutschland deshalb immer mehr Tannenbäume. „Selbst die Chinesen feiern Weihnachten. Spannend wird es, wenn die Inder auch noch Weihnachten feiern.“ Auf jeden Fall sei das Weihnachtsbaum-Geschäft ein interessanter Zukunftsmarkt.

Etwas zurückhaltender ist da Hans-Georg Dreßler, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrün-Erzeuger. „Da wächst kein Markt von größerer Bedeutung“, winkt er ab. Deutschland importiere pro Jahr vier Millionen Weihnachtsbäume, exportiere aber nur knapp eine Million. „Das hat zwar etwas zugenommen, aber weitgehend innerhalb Europas.“

Der Trend geht zum Zweitbaum

Deutsche Weihnachtsbäume in muslimischen Ländern – das bleibe „Exotik“ und sei allein dem Tourismus geschuldet. Für die stetige Nachfrage nach Weihnachtsbäumen sorgen also weiterhin vor allem die Deutschen selbst. Wurden 2000 noch 24 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland verkauft, waren es im vergangenen Jahr laut Hauptverband Holzindustrie 29 Millionen.

Die Verkaufszahl für dieses Jahr steht noch nicht fest, aber die Branche ist zuversichtlich: Gastronomie und Hotellerie waren bei ihren Tannenbaum-Bestellungen nicht zimperlich, auch mit der zunehmenden Zahl von Singlehaushalten steigt der Bedarf. Außerdem hat die Branche einen „Trend zum Zweitbaum“ festgestellt.

Geismann sieht aber noch einen zweiten Grund, weshalb Nordmanntanne und Blaufichte in einigen Jahren teurer werden dürften: „Die Preise werden wahrscheinlich steigen, weil es nicht mehr so viel Anbieter gibt.“

Weihnachtsbaum vs. Energiepflanzen

Viele Weihnachtsbaum-Erzeuger überlegten, ob sie lieber lukrativere Pflanzen anbauen sollten – etwa im Zuge der Energiewende Mais für Biogas-Anlagen. „Das Thema kommt auf uns zu“, ist die Sprecherin der Holzindustrie überzeugt. „Weihnachtsbäume stehen in Konkurrenz zu anderen Pflanzen“, räumt auch Dreßler ein. Einen Trend unter den Weihnachtsbaumerzeugern, auf Energiepflanzen umzusatteln, kann er bislang jedoch nicht erkennen.

Es gebe aber Einzelfälle, in denen sich ein Erzeuger dazu entschließe, nach einem Kahlschlag in der Adventszeit nicht neu aufzuforsten, sondern die landwirtschaftliche Fläche umzuwidmen und dann Energiepflanzen für Biogas-Anlagen anzubauen. Viel häufiger als Weihnachtsbäume müssten allerdings normale Getreidesorten den Energiepflanzen weichen, wenn der Ertrag nicht optimal sei. In einem Punkt sind sich die Branchenkenner einig: Ein Weihnachtsbaum-Notstand droht in Deutschland ganz sicher nicht. Notfalls werde dann verstärkt aus Dänemark importiert. (AFP)