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Wattwanderung auch für Rollstuhlfahrer bei Cuxhaven-Sahlenburg

Wattwanderung auch für Rollstuhlfahrer

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Behinderte können mit dem Wattmobil über Schlick fahren (dapd)
Um auch Menschen mit Behinderung eine „Wattwanderung“ in Sahlenburg ermöglichen zu können gibt es jetzt das „Wattmobil“, welches problemlos über den glitschigen Boden gleiten kann.

Cuxhaven. 

Im ersten Moment sieht die 15-Jährige Carolien etwas unglücklich aus. Sie sitzt in einem blau-grauen Fahrzeug mit drei dicken Rädern. Dann aber leuchteten ihre Augen, als Sandra Castineiras sie schiebt. Federweich gleitet das „Wattmobil“ über den glitschigen Boden vor dem Nordseestrand in Cuxhaven-Sahlenburg.

Seit Freitag können Behinderte damit bei Ebbe die besondere Welt des Meeresbodens erkunden. „Wir haben immer mehr Bedarf festgestellt“, sagt Bernhard Rauhut, Leiter des Besucherzentrums Wattenmeer am Sahlenburger Strand. Wenn Schulklassen kamen, seien auch behinderte Kinder dabei gewesen. Sie mussten am Strand warten, wenn ihre Klassenkameraden durch den Schlickboden stapften, der einmaliges Weltkulturerbe ist. „Da haben wir uns gewünscht, etwas tun zu können“, berichtet Rauhut weiter. Zwei gab es schon in Cuxhaven, eines im Kinderhospiz und eines an einem anderen Strandabschnitt.

Mithilfe von Spendengeldern konnte nun auch ein Wattmobil für Sahlenburg angeschafft werden. 1.300 Euro hat die Anschaffung des Fahrzeugs gekostet, das ein wenig an eine überdimensionierte Sportkarre für Kinder erinnert. Knapp 15 Zentimeter dicke, graue Reifen hat es, dazu eine blaue Sitzschale aus Plastik mit Gurten und eine Ablage für die Beine.

Besondere Reifen sind der Trick

Besonders die Reifen sind der Trick am Mobil. Durch die Breite der Pneus verteilt sich die Last breit auf dem Boden, der Druck wird deutlich reduziert. „Das lässt den Wagen deutlich leichter schieben“, sagt Rauhut. In der Tat sieht es spielend leicht aus, wie die Schulhelferin an der Schule am Meer, Sandra Castineiras, den Wagen mit Carolien für einen ersten Testlauf durch das Watt schiebt. Die Einrichtung, in der sie arbeitet, arbeitet mit Behinderten und hat eine Projektgruppe an den Strand gebracht, um das Wattmobil zu testen. „Natürlich kann ich nicht beurteilen, wie es sich mit einem Erwachsenen verhält“, sagt Castineiras. Aber für die 15-Jährige sei das optimal.

„Mit ihrem Rollstuhl würde sie nie dorthin kommen“, sagt sie. Carolien jedenfalls scheint die Fahrt zu genießen, die bei ganz geringem Wasserstand unter den Reifen noch schwebender als normal sein soll, wie Rauhut beschreibt. „Sie hat jetzt endlich die Möglichkeit, auch mal die besonderen Geräusche und Gerüche draußen im Watt zu spüren, die andere Luft und das ganz Spezielle des Wattenmeers“, sagt Castineiras. Aussteigen kann das Mädchen nicht, da es auf zwei Orthesen und damit auch Schuhe angewiesen ist, die die Beine stützen.

Nachfrage wächst

Bereits jetzt hätten auch schon Familien angefragt, ob sie das Fahrzeug nutzen könnten, sagt Rauhut. Besondere Touren plant das Besucherzentrum zwar nicht, steht aber mit Rat und Tat zur Seite. Von dem Wattmobil ist man dort so überzeugt, dass bei entsprechender Nachfrage auch ein zweites vorstellbar ist. Denn dem Einsatz sind kaum Grenzen gesetzt. „Theoretisch kann man sogar mit dem Wagen bis zur Insel Neuwerk gehen“, sagt Rauhut. Dann aber müsse jemand schon ausdauernd sein und auch den Priel überwinden, der sich auf dem Weg befindet.(dapd)