Was Reisende mit Handicap bei Kreuzfahrten beachten sollten
Menschen mit Handicap sind für Reedereien eine attraktive Klientel geworden: Auf vielen Kreuzfahrtschiffen gibt es spezielle Kabinen oder Restaurant-Plätze für Rollstuhlfahrer, aber auch Hilfsmittel für Hörgeschädigte oder Blinde. Doch längst nicht alle Schiffe sind behindertengerecht ausgestattet.
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ie trennt den Innenbereich des Schiffs vom Sonnendeck und ist nur 15 Zentimeter hoch. Eine kleine, kinderleicht zu überwindende Hürde beim Türdurchgang. Doch für den Rollstuhlfahrer ohne Begleitung ist diese Türschwelle ein unüberwindbares Hindernis. Auch Reisende mit einer Gehhilfe oder Passagiere mit einem Hüftschaden haben hier Probleme.
Glücklicherweise gehören solche Schwierigkeiten auf Kreuzfahrtschiffen mehr und mehr der Vergangenheit an. Neue Mega-Liner werden behindertengerecht konzipiert. Menschen mit Handicap sind für Reedereien eine attraktive Klientel geworden. Für sie gilt die Kreuzfahrt oft als ideale Reiseform – man wird ohne große Barrieren von Stadt zu Stadt geschippert. Die Standards auf den Schiffen sind jedoch unterschiedlich.
Behindertenfreundliche Kabinen
Deutsche Kreuzfahrt-Reedereien gelten als vorbildlich. Bei Aida Cruises kümmert sich schon bei der Buchung ein „Special-Needs“-Mitarbeiter um die Beratung und um eventuelle Sondermaßnahmen. Die Experten kennen die Bedürfnisse von Passagieren mit Handicap und die genaue Lage der behindertengerechten Kabinen. „Auf allen Schiffen der Flotte sind behindertenfreundliche Kabinen vorhanden“, sagt Hansjörg Kunze von Aida.
Aber auch bei Reedereien wie Cunard Line, Royal Caribbean oder MSC wird in diesen Kabinen die Einfahrt ins Badezimmer durch einen ebenen Boden erleichtert. Die Duschfläche ist ebenso ebenerdig und befahrbar, bei Royal Caribbean hilft zudem ein eingebauter Hocker in der Dusche. Die für Rollstuhlfahrer und andere gehbehinderte Menschen geeigneten Kabinen liegen meist nah am Aufzug. Unnötig lange Wege auf den Passagierdecks werden so vermieden.
Aufzüge und behindertengerechte Toiletten
Per Aufzug sind zum Beispiel auf den Schiffen von Hapag Lloyd und MSC alle öffentlichen Bereiche erreichbar, dort gibt es auch behindertenfreundliche Toiletten. Genauso verhält es sich bei der Mein Schiff-Flotte von Tui Cruises. Während in den Theatern der beiden größten deutschen Anbieter extra Plätze für Rollstuhlfahrer reserviert sind, bleibt der Pool dort leider eine Domäne für Nichtbehinderte. Weder bei Aida noch auf einem Mein Schiff gibt es Hublifte, um ins Wasser zu gelangen. Auch nicht bei MSC. Jedoch bieten die Schiffe von Royal Caribbean und Cunard spezielle Lifte an vielen Pools und Whirlpools.
Besondere Anforderungen bei Buchung angeben
Ein weiterer Knackpunkt an Bord sind oft die großen Buffetrestaurants, beziehungsweise die Reservierungsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer. Bei MSC sollten Gäste direkt bei der Buchung besondere Anforderungen mitangeben, „damit an Bord der geeignete Restaurantplatz reserviert werden kann“, weiß Sprecherin Sylvia Bachert. Auch bei Hapag Lloyd kann vorab reserviert werden, jedoch seien ohnehin alle Plätze mit einem Rollstuhl erreichbar.
Für Tui sagt Sprecherin Godja Sönnichsen: „Im Atlantik sowie im Buffetrestaurant Anckelmannplatz sind zwar keine Tischreservierungen möglich. Jedoch gibt es extra Tische, die für Gäste mit Behinderungen vorgesehen sind.“ Viele Rollstuhlfahrer finden es entspannter, im „Bedienrestaurant“ zu speisen.
Landausflüge nicht immer möglich
Fast alle Reedereien weisen zudem auf folgendes hin: „Wer auch nur zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen ist, soll diesen unbedingt selbst mitbringen.“ An Bord ständen Rollstühle nur für medizinische Notfälle zur Verfügung. Hapag Lloyd ergänzt: „Generell sollten körperbehinderte Gäste mit einer Begleitperson reisen. Nur so könnten alle Abläufe des täglichen Bordlebens ohne weitere Hilfe bewältigt werden.“
Da der Zugang zum Schiff über eine Gangway erfolgt, mit je nach Wasserstand mehr oder weniger steilen Stufen, kann gerade für kleinere Häfen der Landgang nicht garantiert werden. Weil zum Beispiel Tidezeiten die Ein- und Ausschiffung beeinflussen, gewährleistet Hapag Lloyd für die Häfen leider nicht immer Barrierefreiheit.
Für die Benutzung der Tenderboote – wenn das Schiff draußen vor Anker liegt – hat Royal Caribbean extra behindertengerechte Liftzugänge auf den Schiffen, Hapag Lloyd jedoch nur eine Rampe. Die Hamburger Reederei weist darauf hin, dass für Rollstuhlfahrer der Zustieg einzig vom Kapitän oder seiner Vertretung entschieden wird – und sich „als unmöglich“ erweisen kann.
Ausstattung und Programm vorab unter die Lupe nehmen
Auch die Teilnahme an Ausflügen, die mit Reisebussen durchgeführt werden, kann für Rollstuhlfahrer schwierig werden. Steffi Raila vom Reisebüro „Behindertengerechte Reisen“ rät deshalb dazu, nicht nur die Kabinenausstattung genau unter die Lupe zu nehmen und auf die eigenen Bedürfnisse hin zu überprüfen, sondern auch das Ausflugsangebot vorab mit der Reederei zu klären.
Das Unternehmen TransOcean, das Kreuzfahrten mit der 1987 in Dienst gestellten Astor (maximal 578 Gäste) anbietet, sagt „ganz offen“, dass dieses Schiff nicht als behindertengerecht gilt: Schwellen an Durchgängen könnten nicht mit dem Rollstuhl passiert werden, nicht alle Decks seien per Aufzug erreichbar und die Duschen an Bord nicht rollstuhltauglich.
Hilfsmittel für Hörgeschädigte
Auch Viking Flusskreuzfahrten, das unter anderem Reisen nach China und Russland im Programm hat, weist darauf hin, dass die Reisen für Personen mit eingeschränkter Mobilität nicht gedacht seien. „Neben der Infrastruktur an Land sind auch unsere Schiffe nicht für Rollstühle oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Personen geeignet.“
Bei anderen Reedereien wird wiederum nicht nur an Rollstuhlfahrer gedacht: Bei MSC verwandelt ein mobiles Kabinenset – das TDD-System-Kit für hörgeschädigte Gäste – Alarmsignale, Telefonklingeln oder das Weckerklingeln in optische Blitzsignale und teilweise in Vibrationsimpulse um. Das Set, das auch ein Schreibtelefon beinhaltet, kann vor der Reise reserviert werden.
Orientierungsrundgänge für Gäste mit Handicap
Auch im Theater von Schiffen wie MSC Fantasia oder Splendida sind kabellose Hörverstärker für diese Passagiere eingerichtet. Aufzüge und Kabinentüren sind mit Leuchtanzeigen und Brailleschrift versehen. Royal Caribbean bietet zudem einen Orientierungsrundgang für Passagiere mit Handicap an.
Letzten Endes gibt bei der Entscheidung auch der Preis den Ausschlag. Generell kosten barrierefreie Kabinen und nicht barrierefreie Kabinen dasselbe. Einziger Unterschied: Barrierefreiheit gibt es nicht in jeder Kategorie.