Warum das Baden in der Ostsee zurzeit so gefährlich ist
Die Zahl der Badetoten an der Ostseeküste steigt. Allein am vergangenen Wochenende kamen 16 Schwimmer ums Leben. Hinzu kommen etliche Gerettete in den vergangenen Wochen. Einige Strandbesucher springen immer noch ins kühle Nass – trotz roter Flaggen. Sie gefährden dadurch nicht nur sich selbst.
Timmendorfer Strand.
Das Baden an der Ostsee bleibt gefährlich: Erneut ist am Dienstag ein Schwimmer vor Scharbeutz ums Leben gekommen, ein 13-jähriger Junge konnte noch gerettet werden. Ein anderer Badegast hatte den leblosen Körper des Schwimmers aus dem Wasser gezogen. Wiederbelebungsversuche von Rettern scheiterten am Strand, wie eine Polizeisprecherin sagte. Bei dem Toten handelt es sich um einen etwa 70 Jahre alten Mann aus Niedersachsen. Er hatte einen Tagesausflug nach Scharbeutz unternommen.
Rechtzeitig konnten Retter dagegen ebenfalls in Scharbeutz einen 13-Jährigen aus dem Wasser ziehen. Der Junge schluckte zwar reichlich Wasser, musste aber nicht in ein Krankenhaus gebracht werden. In Timmendorfer Strand wurde eine im Wasser stehende Frau am Dienstag derart heftig von einer Welle getroffen, dass sie stürzte und sich eine Gehirnerschütterung zuzog.
450 Retter sind täglich im Einsatz
Bereits in den vergangenen Tagen hatte es eine ganze Reihe tödlicher Badeunfälle entlang der Ostsee gegeben. In Mecklenburg-Vorpommern waren alleinen an diesem Wochenende sechs Menschen beim Baden ertrunken. Derzeit sind an den Küsten von Nord- und Ostsee täglich rund 450 Retter der DLRG im Einsatz. „Sie haben in den vergangenen Wochen bereits 34 Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet“, sagte DLRG-Landesgeschäftsführer Thies Wolfhagen am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Großteil der Einsätze sei in den vergangenen zehn Tagen erfolgt.
„Das Problem ist der stark auflandige Wind“, sagte Wolfshagen. Der Wind wehe teilweise in starken Böen der Stärke 7 bis 8. „Die Wetterlage ist extrem.“ Der starke Wellengang und die Unterströmung machten das Schwimmen deshalb so gefährlich.
„Wir können nicht alle 100 Meter einen Streifenwagen aufstellen“
Rote Flaggen an den Stränden signalisieren ein Badeverbot. Vorsicht ist aber auch schon bei gelben Flaggen geboten. Sie werden dann gehisst, wenn die Bedingungen vor Ort nur für geübte Schwimmer geeignet sind.
Die Polizei hat angesichts erschreckend vieler tödlicher Badeunfälle an der Ostseeküste an die Badegäste appelliert, rote Flaggen der DLRG und direkt am Wasser aufgestellte Hinweisschilder auch wirklich zu beachten. „Wir können nicht alle 100 Meter am Strand einen Streifenwagen aufstellen“, sagte der Lübecker Polizeisprecher Stefan Muhtz. Nach mehreren Badeunfällen allein in Timmendorfer Strand hatten die Beamten am Montag dort kurzzeitig zu einem ungewöhnlichen Mittel gegriffen und mit Lautsprecherdurchsagen auf Badegefahren hingewiesen. „Das war am Montag eine einmalige Sache“, sagte Muhtz.
In Timmendorfer Strand wehten am Dienstag erneut rote Flaggen. Dort wurden zudem zusätzliche Warnschilder aufgestellt, um die Urlauber auf die Gefahren hinzuweisen. Trotzdem ignorierten viele Badegäste die Hinweise. Am Montag hatten Retter dort bereits mehrere Menschen aus dem Wasser in Sicherheit bringen müssen. Ein 62-Jähriger aus dem niedersächsischen Ostfriesland konnte von einem Arzt zwar noch aus dem Wasser geholt und wiederbelebt werden, doch die Hilfe kam zu spät.
Andernorts ist das Badeverbot bei einem Teil der Badegäste auf Unverständnis gestoßen. Am Strand von Ahlbeck auf der Insel Usedom rückte die Polizei an, nachdem ein Badegast die Rettungsschwimmer lautstark wegen des Verbots beschimpfte. Die Polizisten trafen den zornigen Gast zwar nicht mehr an, nutzten aber die Gelegenheit, die anderen Urlauber am Strand über die Beflaggung und das Badeverbot aufzuklären. (dpa)