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Niederländer urlauben gern auf Campingplatz in Niedersachsen

Niederländer urlauben gern auf Campingplatz in Niedersachsen

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Das bewegliche Zuhause: Der Wohnwagen. Foto: Jan-Philipp Strobel
Viele Niederländer verreisen gerne nach Bleckede in Niedersachsen. An der Elbe gibt es einen Campingplatz, der sie besonders anzieht.

Bleckede. 

Auf seine Holzschuhe und die Stricksocken verzichtet Erik Kaspers auch bei 34 Grad im Schatten nicht. «Was gegen die Kälte gut ist, ist auch gegen die Wärme gut», sagt der 49-Jährige in kurzer Hose und Polohemd lachend. Kaspers kommt aus den Niederlanden. Seine holländische Lebensart, inklusive der berühmten Klompen an den Füßen, bringt er mit nach Niedersachsen: In Bleckede rund 60 Kilometer elbaufwärts von Hamburg betreibt er mit seiner Familie einen Campingplatz.

«Hoi», begrüßt Erik Kaspers freundlich jeden, dem er begegnet. Da versteht schließlich auch ein Deutscher, was gemeint ist. Und wer sich auf dem Lageplan des Campingplatzes orientieren möchte, kann wohl ebenfalls ahnen, was das «zwembad» ist und die «parkeergelegenheid», die «douche» und die «afwasplaats». Selbst der «afval inzamelpunkt» erklärt sich jedem, der das Wort laut liest. Mit ein wenig Gelassenheit geht doch alles.

Urlaubern gefällt die Ruhe und die Gemütlichkeit

Niederländer bilden die mit Abstand größte Gruppe unter den Touristen in Niedersachsen: Mehr als 340 000 Gäste und über eine Million Übernachtungen zählte das Statistische Landesamt für das Jahr 2017. Rund 2000 von ihnen wählen jedes Jahr den Campingplatz von Erik Kaspers als Urlaubsort. «Wir sind zum dritten Mal hier, jeweils für vier Wochen», erzählt Tiny Moes (74) aus dem rund 350 Kilometer entfernten Emmen. Sie blättert gerade im Schatten eine holländische Illustrierte durch. «Die Ruhe, die Natur, das Radfahren am Deich: Das gefällt uns, warum sollten wir weiter weg?» Janneke van Duyn (63) ist mit Mann, Tochter, Schwiegersohn, Enkelsohn und Enkeltochter in die Ferien gefahren – und auch zum dritten Mal zu den Kaspers’ nach Bleckede. «Wenn man zum ersten Mal herkommt, ahnt man nicht, wie schön es hier ist. Eine echte Oase. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannt, wir haben hier alles, was wir brauchen.» Nebenan hat Laura Kolk (48) mit ihrer Familie ihren Wohnwagen abgestellt, bereits zum vierten Mal. «Es ist die Gemütlichkeit, die uns hier so gefällt. Jedes Mal, wenn wir hier sind, ist es schön. Selbst bei schlechtem Wetter. Dafür sorgen Erik und Aliena mit ihrer Fröhlichkeit.»

Erstmals mehr deutsche als niederländische Gäste

Seit sieben Jahren betreiben Erik und Aliena Kaspers den Campingplatz an der Elbe, und im Mai dieses Jahres hat ihre Statistik zum ersten Mal mehr Deutsche gezählt als Niederländer. Ihre Landsleute werben die beiden über einen Zusammenschluss von ländlichen Campingplätze an: «Kamperen bij de boer». Vier Mal im Jahr besuchen die Kaspers die Messen der Vereinigung, verteilen Informationsmaterial über ihren Platz und das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, in dem er liegt. «Viele Deutsche wissen gar nicht, wie schön es hier ist», sagt Aliena Kaspers (43).

Hauptsächlich regionales, nur wenig niederländisches Essen

Deutschland war Erik und seiner Frau Aliena schon immer nah, sie stammen aus Schoonebeek an der deutsch-niederländischen Grenze. Dort betrieb das Paar einen Gemischtwarenladen, mehr als zehn Jahre lang. Doch Eriks Herz schlug für ein Leben auf dem Campingplatz, und als sie einen Landsmann in Niedersachsen fanden, der zurück in die Heimat wollte, machten sie einen Tausch: Sie kauften seinen Campingplatz, er kaufte ihr Haus.

Seit 2011 lebt Familie Kasper an der Elbe, Tochter Esra (15) besucht das Gymnasium, Sohn Ilya (19) macht eine Ausbildung zum Hotelkaufmann. In der eigenen Gaststätte kocht Aliena typisch niederländische «Gehaktbal» und «Berehap» mit Zwiebeln und Erdnusssoße. Doch das war es dann auch mit dem Holländischen. Fleisch, Gemüse, Käse und Bier beziehen die Kaspers aus der nahen Umgebung. «Regional ist gut», sagt Erik Kaspers. Und außerdem: «Holländisches Bier trinken die Leute doch das ganze Jahr.» Und die nach drei Monaten regelmäßig abgetretenen Klompen kommen bei den Kaspers nicht in den Müll, sondern werden anderweitig genutzt: als Blumentopf an der Hauswand. Für die Geranien. (dpa)