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Nepal: Sherpas suchen neue Route auf die „Göttin des Türkis“

Nepal: Sherpas suchen neue Route auf die „Göttin des Türkis“

Teamleiter Gelje Sherpa (vorne rechts mit der roten Kapuze) ist mit den anderen Mitgliedern seines Teams auf dem Weg zum Basislager des Mount Cho Oyu im Himalaya. Die Gruppe von Sherpa-Bergsteigern hofft, eine neue Route auf den Achttausender zu finden, die für kommerzielles Klettern nutzbar gemacht werden kann. Der tibetische Name des Berges Cho Oyu bedeutet "Göttin des Türkis". Diese Bergführer wollen einen neuen Weg auf einen der höchsten Berge der Welt finden. Foto: Lakpadendi Sherpa/-/dpa
Teamleiter Gelje Sherpa (vorne rechts mit der roten Kapuze) ist mit den anderen Mitgliedern seines Teams auf dem Weg zum Basislager des Mount Cho Oyu im Himalaya. Die Gruppe von Sherpa-Bergsteigern hofft, eine neue Route auf den Achttausender zu finden, die für kommerzielles Klettern nutzbar gemacht werden kann. Der tibetische Name des Berges Cho Oyu bedeutet "Göttin des Türkis". Diese Bergführer wollen einen neuen Weg auf einen der höchsten Berge der Welt finden. Foto: Lakpadendi Sherpa/-/dpa
Eine neue Route auf einen der beliebtesten Achttausender soll mehr ausländische Bergsteiger ins Himalaya locken. Nepalesische Bergführer machen sich auf zu einer gefährlichen Seite des Bergs.

Kathmandu. 

Er gilt als einer der machbarsten Achttausender, von denen ist er der am zweitmeisten bestiegene weltweit. Auf der 8188 Meter hohen Spitze des Mount Cho Oyu im Himalaya standen schon mehr als 4000 Menschen, wie Daten aus dem Expeditionsarchiv „Himalayan Database“ zeigen. Nur auf dem Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, waren rund 6000 Menschen mehr. Nun hoffen zwei Gruppen von nepalesischen Sherpa-Bergführern, bald noch mehr Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus dem Ausland auf den Mount Cho Oyu zu locken – indem sie eine zweite gut zu bewältigende Route finden.

Göttin des Türkis

Die Route, die bislang fast alle nutzen, startet im Tibet. Der Berg mit dem tibetischen Namen „Göttin des Türkis“ befindet sich aber auf der chinesisch-nepalesischen Grenze, und die nepalesischen Sherpas möchten nun eine gute Route von ihrem Heimatland aus finden. Derzeit gilt die nepalesische Bergseite als gefährlicher. Es gebe dort mehr Lawinen und mehr Felsen, sagt der US-Bergsteiger und Blogger Alan Arnette. Auch benötige man viel mehr technische Fähigkeiten.

Die Sherpa-Teams sehen Potenzial, wie ihre Teamchefs im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagen. So habe China seit 2020 im Zuge seiner strikten Corona-Politik Ausländern keine Genehmigungen mehr erteilt, seine Himalaya-Berge zu besteigen. Solche Besteigungsgenehmigungen braucht es in China und Nepal.

Und China sei auch abgesehen von der Pandemie restriktiver, sagen die Sherpa-Bergführer – etwa weil die Volksrepublik nicht viele Reisen ins politisch heikle Tibet genehmigen wolle, und um einen Stau von Bergsteigerinnen und Bergsteigern auf den Bergen zu verhindern. Zudem betrage der Preis für eine Cho-Oyu-Besteigungsgenehmigung in der Hochsaison im Frühling aus dem Tibet rund 9000 US-Dollar, in Nepal hingegen nur 1800.

Erfahrene Sherpas

Die Mission der zwei Sherpa-Teams mit jeweils rund einem Dutzend Mitgliedern hat in Nepal für viele Schlagzeilen gesorgt. Der Grund: Einige gelten als besonders gute Bergführer, was auch Daten der „Himalayan Database“ unterstreichen.

Der 29-jährige Anführer des einen Teams, Gelje Sherpa, hat zwölf der weltweit 14 Achttausender bestiegen, und er war Teammitglied der ersten Wintermission auf dem zweithöchsten Berg der Welt, dem K2 auf der chinesisch-pakistanischen Grenze. Aufstiege im Winter gelten als besonders schwer, weil es dann kälter und windiger ist. Bei der anderen Gruppe hat Mingma Dorchi Sherpa den höchsten Berg Everest und den vierthöchsten Berg Lothse am selben Tag erklommen, Teamkollege Pemba Sherpa hat den Mount Everest bereits zwölf Mal bestiegen.

Nun suchen die Sherpas eine Route, wollen an schwierigeren Stellen Seile befestigen. Sie schauen nach Orten, an denen sich Bergsteiger künftig an die Höhe akklimatisieren können, für Vorräte und Höhenlager, sowie Landemöglichkeiten für Helikopter, die von dort Verletzte und Tote ausfliegen könnten, wie Pemba Sherpa sagt.

Kein Reiz für Bergsteiger

Für ihr Projekt haben die Teams nach eigenen Angaben von Expeditionsfirmen und anderen Interessierten Geld und Ausrüstung wie Zelte, Verpflegung, Seile und Sauerstoffflaschen im Wert von umgerechnet je rund 15 Millionen Rupien (111 000 Euro) erhalten. Dieses Budget sei für die voraussichtlich rund zwei Monate lange Mission etwas knapp, aber sie tun es trotzdem. Gelingt es ihnen, dürfte das mehr Ansehen und möglicherweise mehr Arbeit als Bergführer einbringen.

Aber in der Bergsteiger-Community sind nicht alle von dem Plan überzeugt. Alan Arnette etwa glaubt, dass die tibetische Route immer einfacher bleibe und daher ein breiteres Publikum anspreche. Es komme aber auch auf die Marketingstrategie einer möglichen zweiten Route an. Die Sherpas sind überzeugt, den Menschen in ihren Himalaya-Bergen in Nepal bald mehr Einnahmen zu bringen – den vielen Bergführern, Gepäckträgern, Hotels und Teehäusern. (dpa)