Mit der aufgemöbelten „MS Hamburg“ in die Antarktis
Mit neuer Farbe, frischen Böden und modernen Flachbildfernseher wurde das ehemalige Kreuzfahrtschiff „MS Columbus“ in Genua aufgemöbelt. Jetzt fährt das nur 144-Meter lange Schiff als „MS Hamburg“ sowohl in der Antarktis, als auch zu romantischen Hafenstädten in Portugal oder nach Korsika.
Essen.
Das Kleid ist blau, die Stimme rauchig. Beim Singen schwankt die Künstlerin ein wenig. Früher stand Susan Schubert vor der Fernseh-Kamera, trug beim Vorentscheid zum Grand Prix „Shalaleika“ vor. Doch der große Erfolg blieb aus. Jetzt singt sie in der „Show Lounge“ auf hoher See vor der Küste Portugals für die Gäste der MS Hamburg „Nur nicht aus Liebe weinen“.
Weinen, wozu? Die Passagiere des Schiffs sind gut drauf. Der Dampfer hat gerade die gründliche Frischekur hinter sich. Viele Gäste erinnern sich. 15 Jahre lang kreuzte das Schiff als „MS Columbus“ im Auftrag von Hapag Lloyd über die Weltmeere. Nun wechselten Mannschaft und Name. Der kleine Bremer Spezialveranstalter „Plantours“ übernahm das Kommando und schickt den traditionsreichen Pott jetzt als „MS Hamburg“ auf Reisen. Man spricht deutsch. Euro ist die Bordwährung.
Neue Farbe, frische Böden – und ein Piano für die Bar
Drei Wochen lang wurde das Schiff in einer Werft in Genua aufgemöbelt. Neue Farbe, frische Böden, moderne Flachbildfernseher in den Kabinen, ein Piano für die Bar. Im „Palmengarten“, der gemütlichen Ecke zum Frühstücken oder Ausspannen, hängen jetzt Bilder von St. Pauli. Die künstlichen Palmen, die hier früher standen, wurden durch echte Pflanzen ausgetauscht.
Auch das Personal bekam neue Gesichter. 90 Prozent der Crew wechselte. Der Kapitän ist jetzt ein Schwede. Torbjörn Svensson (60) sagt: „Ich habe mich für die MS Hamburg entschieden, weil mir das interessante Routing und die familiäre Atmosphäre gefällt.“
Käpt’n Svensson gilt als Spezialist für die schwierige Eisnavigation in Arktis und Antarktis. In den Wintermonaten wird die MS Hamburg viele Wochen lang in der Kälte kreuzen.
Dort zu Hause, wo die Giganten vorbei dampfen
An Bord blieb nach der Umfirmierung immerhin Uta Elsner, die zuvor zwölf Jahre auf der alten Columbus diente und nun in ihrem schwarz-gelben Kostüm zur Kreuzfahrtdirektorin der MS Hamburg aufstieg. Sie kennt das Schiff wie kein anderer. Ihr Urteil, nach dem Abzug der Handwerker: „Die Hamburg ist jetzt wie neu.“
Sie bleibt aber ein eher ungewöhnliches Kreuzfahrtschiff. Mit 400 Passagieren deutlich kleiner als die modernen Mega-Liner, die wegen ihres Überformats längst nicht mehr jeden Hafen anlaufen können. Anders die MS Hamburg. Gerade mal 144 Meter lang und 21,5 Meter breit, mit einem Tiefgang von nur 5,15 Metern kann sie Kurs auf Destinationen nehmen, die auf den Seekarten ganz winzig eingetragen sind und an denen die Giganten der Meere gewöhnlich vorbei dampfen. Die „Großen Seen“ in Nordamerika mit ihren vielen Schleusen etwa können mit der „MS Hamburg“ bis hoch nach Kanada entdeckt werden. Aber auch die Anden, Panama oder romantische Hafenstädte in Portugal oder auf Korsika, wo man das Schiff verlässt und schon vor dem urigen Fisch-Restaurant im Hafen steht.
Besonders lange wird sich die MS Hamburg in den kühlen Gegenden der Welt aufhalten. Um die Abenteuerweiten der Antarktis aus nächster Nähe erobern zu können, wurden sechs neue Schlauchboote auf das Schiff gepackt, die mit einem Kran in die Eiswelt abgelassen werden. Jeweils 20 Passagiere können dann durch die klirrende Kälte gleiten. „Schlauchboote in dieser Größe hat sonst keiner“, heißt es.
Für „wirklich ungewöhnliche Touren“ rund um den Globus habe die MS Hamburg „genau das richtige Format“. Es ist tatsächlich das Schiff der kleinen Wege. Das Restaurant, die Bibliothek, der Masseur im Bauch des Dampfers – alles mit wenigen Schritten zu erreichen, dabei sind die großen Kabinen hell und freundlich. „Ein familiäres Schiff“, meint Ute Elsner. „Handlich und überschaubar“, so 1. Offizier Jann Driebold.
Überschaubar sind auch die Bordpreise. Der halbe Liter Becks vom Fass kostet 3,20 Euro, das Glas Wein 2,60 Euro, einen Cocktail bekommt man schon für 3,20 Euro. Eine Seefahrt muss also nicht teuer sein.
Mit der Columbus II ganz eisfrei nach Mallorca
Freunde der Seefahrt, die dennoch der alten „MS Columbus“ nachtrauern, können in Zukunft auf einem Schiff mit vertrautem Namen kreuzen. Hapag Lloyd stellte die „MS Columbus II“ neu in Dienst. Mit Platz für 700 Passagiere. Die erste Fahrt ging nach Mallorca. Übrigens ganz eisfrei.