In einem Zugabteil müssen sich oft viele Menschen wenig Raum teilen. Doch ist es in Ordnung, den Sitzplatz neben sich frei zu halten?
Berlin.
Manche Frage traut man kaum zu stellen – nicht einmal dem Partner, und auch nicht einem Arzt oder Anwalt. Das Thema ist unangenehm, der Einblick in die persönlichen Lebensumstände könnte peinlich und tief werden, vielleicht drohen sogar rechtliche Konsequenzen.
Doch wie gut, dass einen Freund gerade ganz genau dasselbe Problem beschäftigt. Fragen wir also doch mal für ihn. Die Frage heute: Mein Freund sitzt im Zug lieber allein und reserviert deswegen zwei Plätze. Ist das okay?
Sitzplatzreservierung ist nur 15 Minuten gültig
Der Freund hat ganz schön Nerven – und liegt ziemlich daneben. Abgesehen davon, dass es in den auf vielen Strecken ohnehin gut ausgebuchten Fernzügen in Deutschland recht rücksichtslos ist, einfach einen Platz zu belegen, sind die Regeln für Sitzplatzreservierungen nicht auf seiner Seite. Denn wie die Deutsche Bahn erklärt, geben die ganz genau an, wie lange eine Sitzplatzreservierung gültig ist: Exakt bis 15 Minuten nach Abfahrt des Zuges. Dann verfällt sie.
Das muss den Freund natürlich nicht davon abhalten, sich zwei Sitzplätze kostenpflichtig zu reservieren. Pro Strecke kostet das 4,50 Euro pro Sitz in der zweiten Klasse, macht also 9 Euro insgesamt. Die Hälfte davon streicht allerdings die Bahn ein. Denn ist der Sitz nach 15 Minuten nicht in Gebrauch, kann ihn theoretisch jeder einnehmen. Dann hat der Freund bezahlt und bekommt trotzdem nicht seinen Freiraum. Den Streit auf engem Raum gegen Bahnpersonal und andere Fahrgäste, die gern sitzen wollen, wird er verlieren.