Insolvenz des Marktführers ist eine Warnung für die Branche
Der europäische Marktführer für Flusskreuzfahrten hat in dieser Woche Insolvenz angemeldet. Kein gutes Signal – auch nicht für die übrigen Marktteilnehmer. Ein Kommentar.
Essen.
Die Nachricht ist ebenso überraschend wie schockierend: Der europäische Marktführer für Flusskreuzfahrten hat in dieser Woche Insolvenz angemeldet. Ausgerechnet jetzt zum Start der neuen Fluss-Saison herrscht Unklarheit über den Fortbestand der Reederei und die Durchführung der geplanten Reisen. Das ist kein gutes Signal, auch nicht für die übrigen Marktteilnehmer.
Indes stellt sich die Frage, wie es zu der finanziellen Schieflage von Nicko Tours kommen konnte? Die angeführten Gründe wie die Ukraine-Krise und das Hochwasser aus dem Jahr 2013 (!) können es alleine nicht sein.
Auch Experten haben noch keine schlüssige Antwort. Denn in den vergangenen Jahren hatte sich der einst heiß umkämpfte Flussmarkt bereits stark bereinigt. Namhafte Reedereien wie Deilmann, TUI Fluss, Viking, Transocean, Premicon oder Sea Cloud sahen sich zuletzt zum Marktaustritt gezwungen. Da die Nachfrage nach Flusskreuzfahrten angesichts von immer mehr Best Agern und Senioren prinzipiell stabil ist und auf den europäischen Flüssen sogar steigt, war eine Pleite dieser Dimension nicht vorhersehbar.
Spannend ist nun, wie es weiter geht. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebs und ein Neustart ist durchaus möglich, im Sinne der Mitarbeiter auch wünschenswert.
Nicko-Insolvenz als Warnung
Unabhängig davon sind alle Reedereien gut beraten, die Nicko-Insolvenz als Warnung zu begreifen. Abgesehen von A-Rosa Flusskreuzfahrten hat es bislang keine Reederei geschafft, ein wirklich eigenständiges Profil zu entwickeln. Wenn dann noch die Fahrtgebiete und Schiffe mehr oder weniger austauschbar sind, läuft es zwangsläufig auf einen Preiskampf hinaus. Nicko hat diesen Kampf jetzt verloren. Und niemand kann ausschließen, dass unter diesen Umständen auch für andere Anbieter demnächst Ebbe auf dem Fluss herrscht…
Ihre Meinung? Haben Sie schon einmal eine Flusskreuzfahrt unternommen? Oder haben Sie es vor? Nutzen Sie die Kommentarfunktion unter dem Artikel oder schreiben Sie eine Mail an: p.brueckmann@funkemedien.de