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Im Ruhewagen der Bahn verhält sich kaum wer still

Im Ruhewagen der Bahn verhält sich kaum wer still

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Bahnpassagiere müssen bis Dezember 2017 warten, um mit dem neuen ICE 4 zu fahren. Zuerst werden die neuen Züge getestet. Foto: Bernd von Jutrczenka
Neulich im ICE nach Berlin. Ich hatte das Ruheabteil gebucht, um versäumten Schlaf auszugleichen. Doch immer mehr Menschen nehmen keine Rücksicht.

Essen. 

Neulich im ICE nach Berlin. Abfahrt in Essen: 6.30 Uhr. Ich hatte extra das Ruheabteil gebucht, um den versäumten Nachtschlaf wenigstens durch ein wenig Dösen auszugleichen. Und ich war gerade leicht eingeschlummert – als in Dortmund eine Schulklasse zustieg.

30 Neuntklässler saßen fortan bis Berlin Hbf mit im Ruhewagen!

Dass es mit der Ruhe vorbei war, versteht sich von selbst. Die Pubertät duldet keine drei Stunden ohne lautstarke Selbstinszenierung. Und ich, selbst Vater, habe auch gar nichts gegen lachende, sich permanent gegenseitig hochschaukelnde Kinder und Jugendliche – nur eben ins Ruheabteil gehören sie nicht.

Wenige Minuten hoffte ich anfangs noch auf die zwei mitreisenden Lehrer. Beide waren eifrig darin, dem Nachwuchs die Welt zu erklären: Entwicklungshilfe, Parlament, der Syrienkonflikt – über so ziemlich alles, was derzeit wichtig ist, wurde gesprochen. Nur der Hinweis an die Schüler, dass man hier eigentlich gar nicht diskutieren sollte, fehlte.

Hopfen und Malz verloren? Ja. Doch nicht nur immer mehr junge Menschen nehmen keine Rücksicht auf ihre Umwelt. Auch Erwachsene telefonieren ohne Scheu im Ruhewagen und tun empört, wenn man sie dann höflich auf ihr Fehlverhalten hinweist. Manche reagieren sogar aggressiv, weshalb sich immer weniger Reisende überhaupt trauen, mal etwas zu sagen.

Ich finde, Ruheabteile sind trotzdem eine gute Idee. Jetzt muss die Bahn und ihr Personal sie nur noch umsetzen.