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Geburtskirche in Bethlehem wird nach Jahrhunderten restauriert

Jahrhundertelanger Verfall – Geburtskirche wird restauriert

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Die Geburtskirche in Bethlehem, in der Jesus der Überlieferung nach geboren wurde, ist marode. Grund sind politische und religiöse Konflikte. Für 2012 sind nun die ersten großen Renovierungsarbeiten nach Jahrhunderten geplant. Die Initiative geht von der Palästinensischen Autonomiebehörde aus.

Bethlehem. 

Nicht nur zur Weihnachtszeit pilgern Millionen Besucher jährlich zur Geburtskirche in Bethlehem und besichtigen die Grotte, in der der Überlieferung zufolge Jesus geboren wurde. Doch der 1.500 Jahre alte Bau, errichtet über einer noch älteren Kirche, ist marode. Politische und religiöse Konflikte sind schuld an dem jahrhundertelangen Verfall. Im neuen Jahr aber soll nun alles anders werden: Reparaturarbeiten sind geplant.

Die Initiative zur Restaurierung geht von der Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland aus. Als erstes soll das Dach ersetzt werden: Der uralte Dachstuhl ist gefährlich morsch, und es regnet so herein, dass viele unbezahlbare Mosaike und Malereien schon ruiniert sind. Wenn alles läuft wie vorgesehen, wäre es das erste Mal seit gut anderthalb Jahrhunderten, dass die Basilika eine größere Renovierung erfährt. Einfach ist es nicht. Die Geburtskirche teilen sich drei christliche Konfessionen – Katholiken, Griechisch-Orthodoxe und Armenier – die einander seit jeher argwöhnisch betrachten und sich hüten, das prekäre Kräftegleichgewicht ins Wanken zu bringen. Wer einen Teil der Kirche repariert, dem gehört er auch – so will es der Brauch. Daraus folgt, dass man sich ins eigene Fleisch schneiden würde, wenn man zuließe, dass eine andere Glaubensrichtungen Reparaturen übernimmt oder dafür zahlt.

Ausweg aus dem Konfessionsstreit

INFODass daher nichts passiert und alles bröselt, ist ein altes Lied. „Im Dachstuhl verrotten die Balken, die in alten Zeiten eingezogen wurden, und dieses Bauwerk zerfällt von Tag zu Tag“, schrieb ein Besucher. Das war im Jahr 1461. Wie schwierig das Unterfangen ist, lässt sich an der ähnlich alten und ähnlich kompliziert verwalteten Schwesterkirche besichtigen, der Grabeskirche in Jerusalem. Als dieser Bau bei einem Erdbeben 1927 schwer beschädigt wurde, brauchten die drei rivalisierenden Konfessionen drei Jahrzehnte, um sich auf größere Reparaturen zu verständigen, und weitere drei Jahrzehnte, sie zu vollenden. Bei der Geburtskirche trat nun ein Außenseiter in Gestalt der Palästinensischen Autonomiebehörde auf den Plan, was die alten Rivalitäten elegant umging und allen Beteiligten erlaubte, das Gesicht zu wahren.

Angesichts dieses Umstands und des jämmerlichen Zustand des Dachs stimmten die drei Kirchen zu, dass die Behörde mithilfe internationaler Geldgeber eine Renovierung in Angriff nimmt und bezahlt. Der Regierung des Westjordanlands ihrerseits gilt die Geburtskirche als ihre wichtigste Touristenattraktion, die im vorigen Jahr zwei Millionen ausländische Besucher anzog.

Hoffen auf Welterbe

Die Behörde und ihr Präsident Mahmud Abbas möchten das Gebäude nur zu gern von der UNESCO als Welterbe anerkannt wissen. Ein erster Anlauf war gescheitert, weil die Palästinenser der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur nicht als Staat galten. Das hat sich mit ihrer Aufnahme in diesem Herbst indes geändert, und die Palästinenser hoffen, dass ihr Antrag jetzt gehört wird. Hinter der Renovierung steckt zum Teil auch ihr Wunsch, sich als verantwortungsbewusste Hüter bedeutender Stätten zu erweisen. „Unser Präsident hat eine Anordnung erlassen, im Namen der drei Kirchen und in Abstimmung mit den drei Kirchen, die es offensichtlich nicht selbst tun können, das Dach wiederherzustellen und die Restaurierung der Kirche vorzubereiten“, erklärt der palästinensische Tourismusminister Chulud Daibes. Technische Experten aus dem Ausland haben sich den Bau schon angesehen.

Palästinensische Regierungsvertreter hoffen, dass die drei Konfessionen die Pläne absegnen und dass die eigentliche Renovierung 2012 beginnen kann. Die Kosten werden auf 7,5 bis 11,5 Millionen Euro geschätzt. (dapd)