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Dorset in England – Schauplatz von Enid Blytons Fünf Freunde

Dorset in England – Schauplatz von Enid Blytons Fünf Freunde

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Vor 70 Jahren erschien der erste Fünf-Freunde-Band von Autorin Enid Blyton. Schauplatz der Blyton-Werke war stets die Grafschaft Dorset in England. Auch viele andere Autoren wie Thomas Hardy und Jane Austen wählten die Küstenlandschaft als Ort für ihre Bücher. Wer einmal dort war, versteht warum.

Dorset. 

Die glücklichsten Stunden ihrer Kindheit erlebte Viv Endecott nicht im gleißenden Sonnenlicht und auch nicht an dem Gicht umspülten Strand, den man von ihrem Heimatort Lytchett Matravers aus sehen konnte. Am liebsten erinnert sie sich an die Nächte, die sie mit einer Taschenlampe und einem Fünf-Freunde-Buch unter der Bettdecke verbrachte.

Dort las sie die Geschichten von Internatsschülern, die stets Ferien haben und von einem Abenteuer ins andere stolpern. „Enid Blyton hatte ein ganz besonderes Gespür für Kinder, sie wusste genau, wie sie denken und fühlen. Deshalb konnte sie ihnen unglaublich spannende Geschichten erzählen“, erklärt sie. In diesem Jahr feiert die Grafschaft den 70. Geburtstag des ersten Fünf-Freunde-Bandes. Für Viv ist das eine große Sache.

Gedenkstätte für Enid Blyton

Dorset ist das Sehnsuchtsziel aller Enid Blyton-Fans. Wer auf den Spuren der Kinderbuchautorin reisen möchte, fährt am Besten mit dem „Swanage Railway“. Die dunkelgrüne Dampfeisenbahn schlängelt sich von Purbeck aus zwischen den sanften Hügeln Dorsets hindurch bis nach Corfe. Durch das Zugfenster sieht man geduckte Cottages aus Feldsteinen und jede Menge Schafe – dann ragt zwischen den sanften Erhebungen die 900 Jahre alte Burgruine Corfe Castle auf.

Auf dem blitzsauberen Bahnhof von Corfe hat Viv eine Gedenkstätte für Enid Blyton eingerichtet. Angemeldete Gäste führt die 50-Jährige in eine düstere Puppenstube voll Möbel der 1940er Jahre. In den Regalen liegen Originalausgaben von „Famous Five“ oder „St. Clare’s“. Spitzendeckchen, Schwarz-Weiß-Fotos, Ständer mit Pfeifen und kipplige Beistelltische runden das nostalgische Flair ab.

Alte zerfallene Gemäuer

Wichtiger Teil der Besuchszeremonie ist der Genuss eines Ginger Beer, mit denen die fünf Freunde ihre durstigen Kehlen spülten. Ginger Beer ist fürchterlich süß und schmeckt weitaus schärfer als das Ginger Ale, das man in Deutschland kaufen kann. Die Gastgeberin, die im Ort auch einen Souvenirshop betreibt, grinst wissend, wenn ihre Besucher erschrocken das Gesicht verziehen. Ein Besuch bei Viv folgt einer leicht vorhersehbaren Dramaturgie, genau wie die Bücher ihres Idols.

Enid Blyton liebte die wildromantische Landschaft mit ihren satten Grüntönen, steilen Klippen und alten zerfallenen Gemäuern, zwischen denen sich ihre kindlichen Abenteurer versteckten. Das Wetter in der Region ändert sich blitzschnell, jederzeit kann gleißender Sonnenschein von Sturm oder Regen verschluckt werden. Selbst im Hochsommer zieht unvermittelt Nebel auf, der ganze Küstenstriche innerhalb von Sekunden aus dem Blickfeld verschwinden lässt.

Traditionsreich und altmodisch

Schutz vor dem unberechenbaren Wetter bieten die zahlreichen Pubs und Cafés. Lässt man sich nachmittags dort nieder, dann sollte man unbedingt ein Cream Tea mit Scones probieren. Die weichen Küchlein werden mit Marmelade und der schweren „clotted cream“ gegessen und zerfallen auf der Zunge.

Das geblümte Porzellan, auf dem das Gebäck gereicht wird, scheint in den meisten Fällen einige Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben. Die Einwohner stört das sicherlich nicht: Dorset ist die britische Grafschaft mit dem höchsten Anteil älterer Menschen. Vieles scheint hier traditionsverhafteter und altmodischer als in anderen Teilen Englands.

Beeindruckender Strand

Man kann endlos die Küstenstraßen auf und ab fahren oder durch die verwinkelten Küstenorte laufen, ohne auf McDonalds-Filialen oder Einkaufszentren zu stoßen. Die Grafschaft wirkt so, als sei sie ein wenig aus der Zeit gefallen.

Einer der beeindruckendsten Orte Dorsets ist der 29 Kilometer lange Chesil Beach, der sich von der Halbinsel Portland bis nach West Bay zieht und von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Am westlichen Ende des Kiesstrands sind die Steine so groß wie Haselnüsse, am östlichen Ende erreichen sie die Größe von Äpfeln.

Kühl und schwer liegen sie in der Hand. Wahrscheinlich hat der Wind, der von Osten heraufzieht, innerhalb von Jahrtausenden die kleineren Steine nach Westen geblasen und sie auf diese Weise sortiert. Der Sage nach konnten Schmuggler, die nachts an Land kamen, alleine an der Größe der Steine erkennen, an welcher Stelle sie sich gerade befanden. „Smuggler’s Beach“ lautet daher ein zweiter Name dieses Strandes.

Ort zum Nachdenken

Landschaft und Wetter sind etwas für Abenteuer und große Gefühle. Auch Thomas Hardy, Jane Austen und Ian McEwan wählten Dorset zum Schauplatz ihrer Romane. Immer wieder stehen die Protagonisten in Schicksalsmomenten am Rand einer Klippe und lassen sich den Wind ins Gesicht blasen. Kaum ein Ort scheint besser für das Nachdenken, für die großen Fragen des Lebens geeignet zu sein, als die steilen Klippen von Dorset.

Enid Blyton, über die Bewohner mit Stolz und Verehrung reden, lebte übrigens niemals in der Grafschaft. Sie wurde in Kent geboren und wohnte später in London. Ihre Ferien verbrachte sie jedoch ihr halbes Leben lang an der Küste Dorsets. Meist kam sie dreimal im Jahr.