Für Wien-Reisende ist ein Besuch im Café Hawelka im Herzen der Stadt Pflicht – oder in einem der anderen von mehreren Hundert Kaffeehäusern. Aber das Hawelka war etwas Besonderes – weil Leopold Hawelka dort bediente. Nun ist der legendäre Kaffeehaus-Inhaber gestorben. Er wurde 100 Jahre alt.
Wien.
Für Wien-Reisende ist der Besuch im Café Hawelka im Herzen der Stadt ein Muss. Und wem es gelang, vom Patron des Hauses persönlich bedient zu werden, der hatte zuhause etwas zu berichten. Nun ist die Wiener Kaffeehaus-Legende Leopold Hawelka gestorben. Er sei am Donnerstag im Alter von 100 Jahren im Schlaf verstorben, teilte Hawelkas Tochter Herta mit.
Mit seiner Frau Josefine eröffnete Leopold Hawelka in den 1930ern zunächst das „Café Alt Wien“, das sie jedoch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs schließen mussten. Nach seiner Wiedereröffnung im Jahr 1945 entwickelte sich das „Café Hawelka“ über die Jahrzehnte zu einem Treffpunkt der Wiener Literaten- und Künstlerszene. Zu den bekanntesten Gästen zählte Pop-Art-Künstler Andy Warhol.
Hawelka war eine Legende der Kaffeehaus-Kultur
In der österreichischen Hauptstadt, wo es mehr als 1900 Cafés gibt, wurde Hawelka zu einer Ikone. Zu seinen Markenzeichen gehörten eine Fliege und sein Lächeln. Selbst als er auf die 100 zu ging, ließ Hawelka keinen Zweifel daran, wer in seinem Café das Sagen hatte. „Er bleibt unser Generaldirektor“, sagte sein Enkel Michael Hawelka vor einigen Monaten. „Wann immer er hier ist, ist er der Boss.“
Die österreichische Kulturministerin Claudia Schmied würdigte Hawelka als „Legende der Kaffeehaus-Kultur“ – deren Blüte freilich vor dem Zweiten Weltkrieg war, als Kaffeehäuser wie das „Herrenhof“ oder das „Café Central“ Treffpunkt der jüdisch geprägten kulturellen Szene war. Mit dem Einmarsch der Nazis brachen die Dämme, die jüdische Szene wurde zerschlagen
Über die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als das Café frierende und hungrige Gäste anzog, sagte Hawelka einmal: „Sobald sie (die Menschen) Rauch aus dem Ofenrohr sich schlängeln sahen, kamen sie. Es war ein Zeichen, dass zumindest wir es warm hatten. Einige von ihnen saßen dort den ganzen Tag bei einem Glas Wasser, damit sie warm bleiben konnten“.
Hawelkas Frau Josefine starb 2005 im Alter von 91 Jahren. Bis zu ihrem Tod arbeiteten Leopold und Josefine Hawelka bis zu 14 Stunden am Tag. Leopold Hawelka hinterlässt zwei Kinder. (dapd/WE)