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Von Chaplin bis Clinton: Das Grand Hotel d'Angkor wird 90

Von Chaplin bis Clinton: Das Grand Hotel d'Angkor wird 90

Das Grand Hotel d'Angkor wird 90
Das Grand Hotel d'Angkor in Siem Reap ist eines der ältesten Hotels in Kambodscha - und voller Geschichte. Foto: Carola Frentzen/dpa-tmn

Die Tempel von Angkor sind seit Kolonialzeiten das Ziel jeder Kambodscha-Reise. Fester Bestandteil ist seit 90 Jahren das Grand Hotel d’Angkor.

Siem Reap. 

Schon bei der Anfahrt am Grand Hotel d’Angkor werden Bilder vom alten Indochina lebendig. Das Gebäude im Kolonialstil versprüht Geschichte aus allen Poren – und könnte es sprechen – es hätte viel zu erzählen.

Zusammen mit dem früheren Partner Hotel des Ruines ist das 1932 in der Kleinstadt Siem Reap eröffnete Grand Hotel eines der ältesten in ganz Kambodscha. Gleichzeitig mit der Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown hat das berühmte Gebäude kürzlich mit großem Pomp seinen 90. Geburtstag gefeiert – samt Feuerwerk, Lichterspielen und einem Dinner im Tempel Prasat Kravan aus dem zehnten Jahrhundert.

Feier zur Wiedereröffnung nach dem Lockdown

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Infokasten: Siem Reap/Kambodscha

Anreise: Empfohlen wird eine Anreise über Bangkok. Direktflüge gibt es etwa mit Thai Airways von Frankfurt/Main. Von Bangkok fliegen verschiedene Fluggesellschaften Siem Reap direkt an (etwa Thai Air Asia und Bangkok Airways). Der Flug dauert etwa eine Stunde.

Einreise: Zweifach geimpfte Reisende benötigen lediglich ihr Impfzertifikat und ein Touristenvisum. Dieses kann vor Ort oder online im Voraus beantragt werden (https://www.evisa.gov.kh). Wer nicht oder nicht vollständig geimpft ist, muss bei der Ankunft einen Corona-Schnelltest machen. Die Regeln können sich je nach Infektionslage ändern, es wird empfohlen, sich genau zu informieren. (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/kambodscha-node/kambodschasicherheit/220008#content_4)

Beste Reisezeit: Dezember und Januar, dann herrscht Trockenzeit und es ist es weniger heiß. Allerdings ist dies auch die Hochsaison für die Tempel von Angkor. Vermieden werden sollten die Monate April und Mai, wenn es besonders heiß ist.

Währung: 1000 Riel (0,24 Euro); jedoch wird fast überall mit US-Dollar bezahlt. Stand: Anfang August 2022

Während das Royal Ballet of Cambodia tanzte, das ebenso wie die Tempel selbst zum Welterbe der Unesco gehört, erstrahlte die Anlage in magischem Licht. Die geladenen Gäste wurden mit dem originalen Menü bekocht, das zu Weihnachten 1932 im Grand Hotel serviert wurde. Selbst der König ließ von einer Prinzessin des Hofes eine persönliche Botschaft verlesen.

Der Standort des Hotels könnte idealer nicht sein: Wenige Kilometer entfernt liegen mitten im Dschungel die atemberaubenden Tempelanlagen der Khmer-Könige – darunter der größte Tempelkomplex der Welt Angkor Wat, die von gigantischen Wurzeln überwucherten Überreste von Ta Prohm oder die in Stein gemeißelten Bodhisattva-Gesichter von Bayon.

Charlie Chaplin feierte hier seine Flitterwochen

Das Grand Hotel hütet derweil Geheimnisse, Geschichten und Anekdoten, die alle eng mit den Angkor-Tempeln verbunden sind. «Wenn ich meine Ohren an die Wände lege, dann ist es wirklich, als spräche das Hotel zu mir, wie eine rauschende Muschel am Strand», sagt der heutige Generalmanager Dennis de Groot. «Ganz besonders sticht für mich der Besuch von Charlie Chaplin heraus, der hier 1936 auf geheimer Hochzeitsreise mit Paulette Goddard war, seinem Co-Star aus «Moderne Zeiten», sagt der Niederländer.

Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt das Paar ganz in Weiß gekleidet in den Angkor-Ruinen. Der bekannte Archäologe und Kunsthistoriker Victor Goloubew begleitete damals den Besuch des Stummfilmkomikers und der US-Schauspielerin.

Später gaben sich Politiker, Prinzessinnen, Schauspieler und andere Prominenz die Klinke in die Hand. «Jacqueline Kennedy kam etwa 1967 und hat sich damit ihren langgehegten Traum erfüllt, Angkor Wat zu besuchen», erzählt De Groot. Auch die britische Prinzessin Margaret und Lord Snowdon, Charles de Gaulle, die spanische Ex-Königin Sofia, Opernstar José Carreras, James-Bond-Darsteller Roger Moore, Bill und Hillary Clinton sowie Michelle Obama wohnten schon im «Grand Hotel d’Angkor».

Vorträge im Hotel zeigen Geschichte des Landes

Wer mehr über die bewegte Historie erfahren möchte, kann sich während des Aufenthaltes an Saravann Mouth wenden. Der hauseigene Historiker hält Vorträge und führt interessierte Gäste durch die Gänge, Hallen und Suiten des Grand Hotels.

Seit 1994 gehört das Haus zur exklusiven Hotelkette Raffles, die nach dem Forscher und Gründer Singapurs, Sir Thomas Stamford Raffles, benannt ist. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde das Grand Hotel 1997 feierlich wiedereröffnet.

Khmer Rouge verjagten Hotelangestellte

Aber in der langen Geschichte des Kolonialgebäudes gab es auch dunkle Zeiten – vor allem in den Jahren des kommunistischen Pol-Pot-Regimes, das mit seinen Roten Khmer das ganze Land in unendliches Leid stürzte und nach Schätzungen fast zwei Millionen Menschen das Leben kostete.

Als Pol Pots Guerillas 1975 in Siem Reap einmarschierten, logierte im Grand Hotel schon kein Gast mehr. Koy Savauu, der damals 29 Jahre alt war und als Pâtissier arbeitete, erzählte 1998 der «Los Angeles Times» vom Beginn des Horrors. Die Khmer Rouge hätten den Hotelangestellten und den Bürgern fünf Tage Zeit gegeben, um Siem Reap zu verlassen und aufs Land zu gehen, sagte Savauu.

Die Rebellenarmee bestand hauptsächlich aus ungebildeten Teenagern. «Sie hatten noch nie einen Speisesaal gesehen, geschweige denn einen Fahrstuhl wie den im Grand Hotel. Sie gafften. Sie benutzten die Schlafzimmermöbel als Brennholz», erzählte er. Damals seien auch fast alle Dokumente zur Historie des Hotels zerstört worden, sagt Generalmanager De Groot. Erst 1979 machten vietnamesische Truppen dem Terror-Regime ein Ende.

Das Hotel überstand schon viele Krisen

Als das Hotel später von Raffles übernommen wurde, arbeitete Koy Savauu wieder als Feinbäcker in der Küche. Viele in der Belegschaft sind dem Hotel über Jahre und alle Krisen hinweg treu geblieben.

Ob Despot oder Pandemie: Die Grande Dame hat bislang noch alles überlebt. Auch wenn heute keine Elefanten mehr vor der Tür stehen, so wird der Zeitsprung doch für einen Moment perfekt, als der Concierge die Eingangstür öffnet.

Er trägt eine golden schimmernde Kopfbedeckung und einen traditionellen Sampot, ein Tuch, das von kambodschanischen Männern bei festlichen Anlässen wie eine Hose drapiert wird. Mit einer Verbeugung reicht er den Gästen ein duftendes, eisgekühltes Handtuch. Und für einen magischen Moment ist es plötzlich wieder…1932. (dpa)

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